Bonhoeffer – die letzte Stufe

Regie: Eric Till, Gütersloher Verlagshaus 1999

Der Film beginnt damit, dass der Pfarrer und Dozent Dietrich Bonhoeffer in den USA ist. Ihm wird eine Übersetzung seines Buches „Nachfolge“ überreicht. Statt während der Zeit des Nationalsozialismus diese in der sicheren USA zu verbringen, fährt er zurück nach Nazi-Deutschland. (Im Film werden auch weitere Möglichkeiten angesprochen, in denen Bonhoeffer sich hätte retten können.) In Nazi-Deutschland wendet er sich gegen das Führerprinzip: Hitler greift damit den Kern des Christentums an: Er beansprucht das Gewissen zu sein, aber das ist für Christen nur Christus. Und Christus ist Jude gewesen, daraus folgt der Einsatz für Juden, womit die ideologische Neuschreibung der Bibel angeprangert wird. Das sagt Bonhoeffer einer Gruppe Zuhörer – die dann aufgefordert werden, den Eid auf Hitler – über den der Teufel seine Hand hält – und das von Hitler (missbrauchte Gesetz) zu schwören – und es tun: „So wahr mir Gott helfe“.

Gleich am Anfang wird die Spannung zwischen den unterschiedlichen christlichen Strömungen zur Sprache gebracht, die dann visuell betont wird dadurch, dass zwei riesige NS-Flaggen, die in einer Kirche aufgehängt waren, von Bonhoeffer und einem Mitstreiter entfernt werden. Die Unterwerfung der Kirche unter den Staat wird abgelehnt. Parallel dazu wird, nachdem die Gestapo einen Lehrraum geschlossen hat, in dem Bonhoeffer im Untergrund lehrte, alles verwüstet, die Studenten wurden verhaftet bzw. eingezogen, aus einem Kreuz wurde ein Hakenkreuz gemacht. Diese Verwüstung wird am Ende des Films noch einmal in einer Kirche deutlich, in der Bonhoeffer die Kirche der Zukunft zur Sprache bringt. (Diese Verwüstungen auf allen Ebenen der Gesellschaft, sind Kennzeichen des Nationalsozialismus – diesen Verwüstungen wird der Raum des Verhörs entgegengestellt: gediegen, ruhig, Tradition atmend. Der Nationalsozialismus tarnt seine Verwüstungen, indem er sich solche geordneten Mäntelchen umhängt. Dazu gehört auch: Das Gesetz, das Recht sprechen sollte, wird verwüstet – als ob ein solches Unrechtsgesetz noch dem Recht dienen könnte.)

Bonhoeffer lehrt trotz Verbotes im Untergrund weiter, lehrt Gewaltlosigkeit – wird beobachtet von der Gestapo, wird an seinem Lehren gehindert. Als er zum Militär eingezogen werden sollte, gewinnt ihn die Abwehr (Hans von Dohnanyi, Hans Oster, Wilhelm Canaris, von Gersdorff) damit, dass sie Bonhoeffer zeigt, was es an Brutalitäten im Nazi-Deutschland gibt. Er lässt sich für den Widerstand gewinnen, um Informationen über die Zustände in Deutschland nach außen zu bringen und Friedensbedingungen zu sondieren. In dieser Zeit verhilft er auch Juden zur Flucht. Er versucht seine christliche Ethik mit den veränderten Bedingungen zu durchdenken: „Es ist schlimmer böse zu sein als Böses zu tun.“ Bzw. „Schlimmer als die böse Tat ist das böse Sein“; Vermeidung von Sünde kann Schuld sein. Er segnet von Gersdorff vor dessen Attentat mit dem Wort Jesu (Johannes 15): „Größere Liebe hat niemand als der, der sein Leben lässt für seine Freunde“. (Anders als der Film suggeriert, hat von Gersdorff überlebt). Zukunft, Glaube an die Zukunft – das sind Menschen auch im Krieg und angesichts der Grausamkeit des Nationalsozialismus Gott schuldig (das sagt er seiner Verlobten – die in meiner folgenden Darstellung keine Rolle spielen wird).

Bonhoeffer wird verhaftet, als ein Anschlag missglückt war, und verhört.

Während der Zeit der Haft wird er als Theologe angegangen, wird mit Paulus Römer 13 gedrängt, der Obrigkeit – dem Nationalsozialismus – zu gehorchen, wird angegangen, weil er nicht alles ausplaudert, was er weiß, obwohl er Theologe ist, der zur Wahrheit verpflichtet ist, wie ihm süffisant unter die Nase gerieben wird. Bonhoeffer setzt sich für andere ein, trotz Bombardierung des Gefängnisses, er betet mit einem zum Tode verurteilten Jungen, der nicht an Gott glaubt, in der Nachbarzelle: „Herr, in mir ist es finster aber bei dir ist Licht, ich bin allein, aber du verlässt mich nicht,…  ich bin unruhig, aber bei Dir ist Frieden“ – der junge Mann wird hingerichtet und war durch das Gebet gefasst in den Tod gegangen. Im Gefängnis, so sagt er, lernt er Gott gerade kennen. Was später aufgegriffen wird: Ich bin erst im Gefängnis zu dem geworden, der ich jetzt bin. Auch sich selbst lernt er kennen, so wird auch das Gebet: „Wer bin ich“ das damit endet: „Wer ich auch bin, du kennst mich, dein bin ich o Gott“ gesprochen. Er beschützt den KZ-Mediziner Rascher, weil, wie einer kommentiert, es sein Glaube an den „blöden Gott“ es verlangt.

Kurz vor seiner Hinrichtung erläutert er Mitgefangenen (einem atheistischen Russen, einem gefangenen Briten, dem KZ-Mediziner Rascher – im Film als „gottlose Heiden“ bezeichnet) in einer (von der mündigen Welt) zerstörten Kirche seinen Glauben an ein erneuertes Christentum angesichts einer mündigen, modernen Welt: Was sagt Christus für die Zukunft? Es gilt Leid und Schmerz zu teilen, das ist das Leiden Gottes in einer gottlosen Welt. Die Hoffnung ist eine erneuerte Welt, eine neue Sprache der Befreiung und Erlösung, eine Sprache, wie sie Jesus gesprochen hat. Im Zentrum des neuen Glaubens steht Jesus Christus.

Auf dem Weg zum Galgen sagt er: Das ist nicht das Ende – und betet unter dem Galgen: „Vater, gib deinen Dienern den Frieden, den die Welt nicht geben kann.

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Es ist ein eindrücklicher Film, man sollte aber wissen, dass historische Bezüge recht frei hergestellt worden sind (so war derjenige, der ihn verhörte, Röder, nicht bei der Hinrichtung anwesend). Es wird deutlich, worin der Unterschied zwischen Bonhoeffers Glauben und der Weltanschauung des Nationalsozialismus bestand. Zudem wird deutlich, dass sich Bonhoeffer ein erneuertes Christentum wünschte.

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Aufgaben:

Welche Gottesvorstellung wird in diesem Film deutlich?

Wie wird der Einsatz gegen Hitler religiös und ethisch begründet?

Was wird mit Blick auf Jesus und seinem Gegensatz zum Nationalsozialismus gesagt?

Welche Zukunftshoffnung hatte Bonhoeffer?

Zu Bonhoeffer siehe auch: https://evangelische-religion.de/theologischer-entwurf.html