GOTT? GOTT!

Eine kleine Geschichte, die ich einmal gelesen habe:

Ein Weltreisender kam im 18. Jahrhundert zu den Eskimos (Inuit). Dort sah er das viele Eis, den Schnee. Einige Monate später landete er in Afrika bei einem Stamm und berichtete von dem harten, dem gefrorenen, dem weißen Wasser, das knirscht, wenn man darüber geht. Die Menschen waren ganz verwirrt: Wasser ist weiß? Wasser ist hart? Was heißt das „gefroren“? Beweise uns das, dass Wasser hart wird und weiß! Das konnte der weltreisende Mann nicht und schüttelte traurig den Kopf: Ich kann das nicht machen, sagte er. Du kannst uns deine Worte nicht beweisen? Da sie höfliche Menschen waren, lachten sie ihn nicht lauthals aus. Erst als er wieder weiter gereist war, sagten sie untereinander: Der Mann mag schlau sein – aber er ist doch verrückt! Hartes, weißes Wasser – das gibt es doch nicht.

Noch einmal: Beweise? (siehe: http://evangelische-religion.de/beweis—wirklichkeit.html )

  • Es gibt Beweise, von denen wir sagen: Schau hin, dann siehst du, fühlst du, hörst du es.
  • Es gibt Beweise, die nicht so klar sind. Wenn in der Nacht ein Schrei ertönt, dann interpretieren wir ihn als Schrei eines Käuzchens, einer Eule, eines Uhus, weil andere uns gesagt haben, dass dem so ist.
  • Es gibt mathematische Beweise. Man meinte zu beweisen, dass im 20. Jahrhundert die Menschen in Pferdemist ersticken werden – es ist richtig gerechnet worden, aber die Wirklichkeit änderte sich: Das Auto wurde erfunden.
  • Es gibt juristische Beweise: Manches ist nur gedanklich zu erschließen – Indizienketten „beweisen“ die Schuld oder Unschuld des Angeklagten.
  • Auch in der Wissenschaft ist häufig nicht allen immer ganz klar: Was ist bewiesen, was nicht? Gab es zum Beispiel den Urknall? Was meint man, wenn man vom „Urknall“ spricht? Ist dieser Gedanke Folge einer Interpretation oder kann der Urknall wirklich im ganz strengen Sinn „bewiesen“ werden? Beweisen kann man freilich, dass der Apfel fällt. Dass er immer fällt, das können wir vermuten, weil wir es nie anders erlebt haben. (Aber: Quantentheorie!)
  • Es gibt historische Beweise: Man kann nicht beweisen, dass es einen Mann namens Sokrates gab, der von 469-399 in Athen gelebt hat und ein großer Philosoph war: Wir glauben Menschen, die von ihm berichten.
  • Kann ein Mensch beweisen, dass er mich liebt? Ist die Aussage „ich liebe dich“ anders aufzufassen als nur mit großem Vertrauen?

Was meinen wir eigentlich, wenn wir davon sprechen, dass man Gott nicht „beweisen“ kann? Menschen zu allen Zeiten (soweit wir archäologisch zurück sehen können) glaubten an Mächte, die außerhalb von ihnen existieren. Juden und Christen glauben den Aussagen ihrer großen Propheten und Christen glauben den Aussagen von Jesus Christus. Das Wort „Glauben“ kommt von „Vertrauen“. Wir vertrauen ihm, weil er ein guter Mensch war, der Menschen nicht belogen und betrogen hat. Und wenn man ihm vertraut, dann kann man manchmal ein wenig selbst von Gott spüren. Christen sagen dann, das hat der Geist Gottes bewirkt, die Kraft, die Macht, die Liebe Gottes. Für sie ist Gott „bewiesen“, weil die Erfahrungen, die sie mit Gott gemacht haben, für sie Beweise sind.

Gott mit allen Sinnen wahrnehmen

Wir können Gott nicht hören,
doch wenn wir ihn hören wollen,
hören wir ihn in Menschen sprechen,
in den Propheten, in der Bibel, in unserem Geist und Verstand,
– in den tröstenden, guten Worten der Menschen, die ihn lieben.

Wir können Gott nicht spüren,
doch wenn wir ihn spüren wollen,
spüren wir ihn manchmal in guten Ereignissen,
in Träumen und Gedanken,
– in den guten Taten von Menschen, die Gott lieben.

Wir können Gott nicht sehen,
doch wenn wir ihn sehen wollen,
sehen wir seine Kraft in seiner wunderbaren Schöpfung
wir sehen ihn in Jesus Christus
– in Menschen, die ihn lieben.

Jesus Christus – Gottes Liebe (siehe: http://evangelische-religion.de/jesus-christus.html )

Jesus hat gelebt. Jesus hat auch große Taten gewirkt. Jesus hat gute Worte gesprochen – denn sonst würde heute kein Mensch mehr von ihm reden. Er wäre als kleiner Zimmermann, der nur zwischen 1-3 Jahre gewirkt hat, vollkommen vergessen worden. Viele Menschen glauben nicht an die Auferstehung Jesu. Man kann sich das auch nicht vorstellen, was damals geschehen ist. Wir stehen jedoch alle, Christen wie Nichtchristen vor dem Erstaunlichsten, was die Menschheitsgeschichte kennt: Von diesem Menschen redet man noch nach 2000 Jahren. Die meisten Menschen auf der Erde zählen sich zu den Christen: mehr als 2,3 Milliarden und täglich kommen Zigtausende dazu – und das, ohne, dass man sie zwingt. Für Christen ist das nicht ganz so erstaunlich, weil sie um seine Gottes-Macht wissen, um seine Gottes-Liebe, die wirksam ist, um seine Gottes-Kraft, die sie spüren, auch wenn es ihnen schlecht geht, sie traurig sind und verfolgt werden, sie sind nicht einsam, auch wenn sie allein sind.

Wo wohnt Gott?

Wo ist Gott? Früher sprach man davon, dass Gott im Himmel sei. Doch was ist der Himmel? Die Engländer sprechen von „Sky“ = der Himmel, den man sieht, und von „Heaven“ = der spirituelle Himmel, der Raum der konzentrierten Anwesenheit Gottes. Wo ist der spirituelle Himmel? Jenseits des Kosmos – auf den alle Galaxien hindrängen? Im Herzen des Menschen, der Gott liebt? In der gesamten Schöpfung? Wir Menschen stoßen an die Grenzen unserer Sprache, darum wird von Gott metaphorisch, das heißt: in Bildern, gesprochen. So spricht Jesus zum Beispiel von Gott als „Vater“. Wenn wir abstrakter reden, das heißt: weniger bildhaft reden, dann gibt uns der Kolosserbrief einen Hinweis: Alles ist durch Gott geschaffen – alles ist in ihm – alles ist auf ihn hin. Gott ist nicht oben im Himmel (sky), sondern der Himmel (heaven) ist da, wo Gott ist. Auch wenn wir sagen, dass Gott nicht im Himmel ist – also an einem Ort – sondern: die schöpferische Kraft allen Daseins und in allem ist – wir kommen vom metaphorischen Sprechen nicht weg. Es klingt nur manchmal bildhafter, manchmal philosophischer, manchmal platter, manchmal klüger.

Von Gott reden (dazu siehe: http://evangelische-religion.de/gott-zur-sprache-bringen.html )

Wenn Menschen von Gott reden, dann müssen sie immer überlegen: Was leistet unsere Sprache eigentlich? Können wir alles aussprechen, was ist, was wir erfahren, fühlen? Sprache scheitert häufig schon an Innerweltlichem (z.B. Liebe, Kosmos) – erst recht dann, wenn es um Gott geht. (Können wir aussprechen, was Gott als Schöpfer wirkt, können wir sagen, was Auferstehung ist, was es heißt: Jesus ist Gottes Sohn? – Christen ringen um Sprache, um die richtigen Worte. Manchmal finden sie diese – meistens aber nicht.)

Aufgabe: Was sagst du zu folgender Geschichte? Fundort http://cms.bistum-trier.de/bistum-trier/Integrale? :

So wird über Gott und Gagarin (der erste Mensch im All) ein wunderbarer Witz erzählt: Chruschtschow (ehemaliger sowjetischer Regierungschef) fragt Gagarin, ob er Gott gesehen habe; Ja. – Darauf Chruschtschow: Hier hast du 10 000 Dollar, aber sage niemand etwas! Bei der Papstaudienz fragt der Papst Gagarin nach Gott. Nein, ich habe ihn nicht gesehen. – Hier hast du 10000 Dollar, aber schweig. Schließlich trifft Gagarin Präsident Kennedy: Hast du Gott gesehen? Ja. – Macht nichts, ich habe Theisten und Atheisten unter meinen Wählern. Gagarin: Sie ist schwarz.