AMAZING GRACE

Regie: Michael Apted, Drehbuch: Steven Knight, 2006; CLA

In diesem Film geht es um den Parlamentarier William Wilberforce, der sich massiv dafür einsetzte, dass der Sklavenhandel abgeschafft wurde.

In einem Text-Vorspann heißt es: Die Sklaverei war überall anerkannt. Kaum einer wagte es, die Stimme dagegen zu erheben. Wilberforce war einer – und mit ihm waren es andere Aktivisten. Gott hat ihm zwei Ziele gesetzt: Abschaffung der Sklaverei und die Erneuerung der Gesellschaft. Dieser zweite Aspekt spielt im Film nur im Abspann eine Rolle.

Der Film ist von vielen Rückblenden geprägt und Zeitsprünge machen es nicht einfach, immer ganz den Durchblick zu behalten. Deutlich wird: Wilberforce ist ein in der Politik aufstrebender junger Mann, reich, tierlieb, zunächst nicht verheiratet und im christlichen Glauben verwurzelt. Er hat Menschen zur Seite, die ihn immer wieder ermutigen, in seinem Kampf gegen den Sklavenhandel nicht aufzugeben – unter anderem seinen Freund den etwa gleichaltrigen künftigen Premierminister William Pitt.

Er hat lange keinen Erfolg in seinem Kampf, das Parlament gegen Sklavenhandel umzustimmen, leidet unter seiner schwachen Gesundheit und dem damit verbundenen Opium.

Zuletzt findet er mit seinen Mitstreitern einen Trick, die Mehrheit im Parlament zu bekommen. Bis es dazu kommt, wird heftig politisch gestritten, werden Aktionen gestartet, um den Menschen deutlich zu machen, dass Sklaverei unmenschlich ist.

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Der christliche Glaube von Wilberforce wird immer wieder ins Spiel gebracht: Mit dem Lied Amazing Grace, mit einem Gebet am Morgen in freier Natur. Es ist Gott, so wird erklärt, weswegen er seltsam ist, er liebt die Natur. Gott gefunden? Wird er vom Butler gefragt. Er antwortet: Er fand mich.

Nach dem Gespräch mit dem Butler führt er ein Gespräch mit seinem Freund, William Pitt: Dieser möchte, dass Wilberforce zwischen Politik oder Religion/Gott wählt. Entweder den Herrn preisen oder die Welt verändern. Wenn er Politik wählt, könne er ein politisches Regierungsamt bekommen. Der Freund lädt dann Aktivisten zu Wilberforce ein. Während des Abends versuchen sie Wilberforce dazu zu drängen, intensiver gegen die Sklaverei vorzugehen. In diesem Gespräch geht es dann nicht darum, Gott zu preisen oder gegen die Sklaverei anzugehen, sondern beides zu tun. Das sagt ihm Hannah More, die berühmte Aktivistin, die in dem Film allerdings nur in einer Nebenrolle vorkommt. Anwesend ist ebenso unter anderen Olaudah Equiano, der auf vielfältiger Weise gegen die Sklaverei kämpfte, aber auch in diesem Film nur am Rande steht. Dabei ist auch Thomas Clarkson, der im Film eine größere Rolle spielt.

Wilberforce wird von der Gruppe gedrängt zu handeln und geht danach zu John Newton, der Sklavenhändler war, dann bereute und sein Leben änderte, Pfarrer wurde. Aus seiner Feder stammt das Lied Amazing Grace, das den Titel des Filmes bildet. Wilberforce sucht John Newton auf, um Rat einzuholen, der sagt ihm dann: Früher hast du Gott um Rat gefragt – Wilberforce antwortet: Nun bin ich erwachsen und töricht. Wilberforce suche aber wieder Gott, sein Glaube komme langsam zurück. Worauf hin John Newton antwortet, dass Gottes Wirken eher wie ein Nieselregen agiert, nicht wie eine Sturmflut. Wilberforce benötigt Hilfe von Newton, will Informationen über den Sklavenhandel. Aber der weigert sich, sie ihm zu geben, weil er nicht stark genug dafür ist. Er fordert aber Wilberforce auf, unbedingt gegen die gottlosen Teufel, Plantagenbesitzer, Bürgermeister, zu handeln – um Gottes Willen. Aber dann beginnt er doch damit seine Erinnerungen aufzuschreiben und übergibt sie später Wilberforce.

Nach dem Gespräch steigt Wilberforce, zumindest zeigt der Film das, aktiv in den Kampf gegen die Sklaverei ein. Die Grausamkeiten werden immer intensiver in den Blick genommen. Gleichzeitig wird deutlich gemacht, wie wenig er ausrichten kann. Selbst seine Verwandten und Bekannten, wie der Freund, der inzwischen Premierminister geworden ist, wenden sich gegen ihn, weil in Frankreich die Revolution ausgebrochen ist und England Angst hat, dass sie auf England übergreift, bzw. dann auch Napoleon das Land gefährdet. Das heißt, der Kampf gegen die Sklaverei wird jetzt als Gefahr gegen England angesehen, die England schwächen und die Franzosen reich machen könnte. Ohne Sklaverei kein Wohlstand. Wer sich gegen die Sklaverei wendet, ist ein Verräter. Er schreit an, gegen eine brüllende Mehrheit auf der anderen Seite.

Im Gespräch mit seiner zukünftigen Frau, die auch sehr engagiert ist, spricht er sich allen Frust von der Seele. Er bekommt neuen Mut. Letztlich ist, als die Auseinandersetzungen mit Frankreich beendet worden waren, mit Hilfe des Premierministers aufgrund eines Tricks die Mehrheit der Abgeordneten für die Abschaffung des Sklavenhandels: 1807.

Als der Premierminister im Sterben liegt und alles auch mit Blick auf die Sklaverei geordnet hat, sagt dieser zu Wilberforce: Ich habe Angst, ich wünschte, ich hätte deinen Glauben.

Die letzte Abstimmung erfolgt: Der Sklavenhandel wird abgeschafft. Im Abspann hören wir: Wilberforce engagierte sich weiterhin für Bildung, Gesundheitswesen und Gefängnisse – für eine bessere Welt.

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Der Film zeigt die Einbettung des sozialen Engagements im Glauben von Wilberforce: Gott preisen und sich für die Menschen einsetzen, das gehört beides zusammen. An der Person John Newtons wird sichtbar, dass Glaube und Sklavenhandel einander ausschließen, da alle Menschen vor Gott gleich sind. Entsprechend werden die Unterstützer des Sklavenhandels als gottlos bezeichnet, obgleich sie vermutlich in der damaligen Zeit alle irgendwie „Christen“ waren.