Diskutiere den folgenden Text:

UTILITARISMUS – HEDONISMUS – REICH GOTTES

Der Utilitarismus betont den Nutzen des Individuums für die Gesellschaft – dazu gehören als besondere Formen Kommunismus und Nationalsozialismus.

Der Hedonismus betont das Individuum, dazu gehört der Liberalismus (und als negativer Hedonismus der Buddhismus).

Beide können jedoch in ihrer Extremform nicht leben: Es geht der Gemeinschaft nur gut, wenn es dem Individuum gut geht – und es geht dem Individuum nur gut, wenn es der Gemeinschaft gut geht. Somit überschneiden sich die beiden Kreise. In der Überschneidung finden wir dann die Tugendethik, den kategorischen Imperativ, die positive wie negative Form der Goldenen Regel usw.

Einen eigenen Kreis, im Utilitarismus bildet die Gesetzesethik (Islam). Dieser Gesetzesethik geht es in erster Linie um die Gemeinschaft – nicht um das Individuum, aber: Sie ist anders als der Utilitarismus religiös begründet

Spannend wird nun die Reich-Gottes-Ethik Jesu. Wo ist sie einzuordnen? Das Individuum möchte eine ideale Gemeinschaft, in der es den Individuen gut geht. Aber: Das Individuum geht das Risiko ein, um dieser idealen Gemeinschaft Willen das eigene Leben zu riskieren, das Wohlleben zu riskieren. Man denke an die Feindesliebe, daran, dass man bereit sein soll, sein Leben zu lassen, dass man entgegen seines Wohles (vielleicht) sich nicht scheiden lassen darf, die Würde des anderen akzeptieren muss (gegen Abtreibung und Sterbehilfe, für Fürsorge unter extremen Bedingungen [Epidemien]). Diese Reich-Gottes-Ethik kann im Grunde nur existieren, wenn man von Gott ausgeht, der den Menschen nach dem Sterben empfängt, der zu seiner Zeit sein Reich aufrichten wird. Ohne diese Basis ist sie nicht zu vertreten. Aber: Jeder Mensch sieht ein, wenn er denn irgendwie sozial angehaucht ist, dass das im Grunde der einzige Weg ist, um zu einer idealen Gesellschaft zu kommen – aber dieser Weg ist aufgrund der Tatsache, dass der Mensch so ist wie er ist, nicht zu fordern (bzw. nur von den Christus-Nachfolgern zu fordern).

Das heißt: Mit der Reich-Gottes-Ethik haben wir ein erstrebenswertes Ideal und die Welt wäre äußerst arm dran, wenn man diese Vision nicht hätte – und ist vielleicht auch das Streben, das Ziel der anderen Kreise (Utilitarismus, Hedonismus) – ist aber realistisch nicht vom Menschen durchzusetzen – er schafft es ja nicht einmal die Kompromisse zwischen Utilitarismus und Hedonismus richtig zu leben. Diese Reich-Gottes-Ethik ist das unerreichbare Zentrum ethischer Anstrengungen. Die anderen ethischen Ansätze sind Versuche, Abstriche davon zu machen, damit man wenigstens ein bisschen von der großen Vision, die dem Menschen unheimlich viel zutraut, realisieren kann.

Jesu Ansatz ist nicht so richtig einzuordnen – weil er versucht, die unterschiedlichen Ansätze miteinander zu verbinden? Hedonismus mit Blick auf das Reich Gottes (meine Lust nach Gemeinschaft/Friede… wird befriedigt werden) bzw. es bereitet Lust, anderen zu helfen, Egoismus – wenn man so will – durch die positive Formulierung der Goldenen Regel, Utilitarismus mit Blick darauf, dass er das Individuum in eine gelingende Gemeinschaft führen möchte, in der es zum Nutzen der Gemeinschaft – und damit seinem eigenen Nutzen lebt. Damit korrigiert er aber gleichzeitig die jeweiligen extremen Ansätze des Hedonismus, Utilitarismus, Egoismus.