Freiheit. John Newtons Amazing Grace. Peter Cousens, Heritage Films 2015

Der Film Freiheit beginnt mit dem Spiritual Swing low – und während des Vorspanns wird eingeblendet: Ich habe keine Hoffnung – aber ich bin auf dem Weg. Es geht um die Underground-Railroad, auf der Sklaven befreit wurden. Eine Frau (Vanessa, wohl Tochter des Sklavenhalters), ein Mann (Samuel), deren Kind und die Großmutter, die als Sklaven gehalten wurden, werden befreit – und der lange Weg zur Freiheit wird dargestellt. Der Weg in die Freiheit ist ein mühevoller Weg, da sie verfolgt werden von unerbittlichen Sklavenjägern.

Sie werden aufgespürt und einer der Befreier lässt sich gefangen nehmen, um die Sklavenjäger von den Befreiten abzulenken. Er wird grausamst öffentlich ausgepeitscht – als abschreckendes Beispiel. Und während er ausgepeitscht wird, singt er zitternd und vielleicht sterbend: Swing low sweet chariot and carry me home.

Es wird vom Sklavenhalter, der nichts von Nächstenliebe hält, ein Sklavenjäger angeheuert, der eigentlich nicht mehr aktiv sein wollte. Doch dann hat er sich kaufen lassen. Zu seiner Seite sind zwei andere Jäger. Die äußerst brutal sind. Die Gottlosigkeit der Gegenspieler wird immer wieder deutlich. Dagegen: Das Gewissen ist über unrechtes Gesetz zu stellen. Darum sind Gottesfürchtige ein großes Problem für die Sklavenjäger.

Die Geflohenen werden von einem Quäker abgeholt und der schwere Weg in die Freiheit geht weiter. Verfolgt von außen, und bei dem Mann auch Zweifel von innen. Auf dem Weg werden Glaubensfragen angesprochen – der Gott der Weißen – Gottes Wille Freiheit – 

Immer wieder begleitet von Liedern: auch von Amazing Grace. In diesem Zusammenhang wird die Geschichte von John Newton erzählt. Er war auf einem Schiff als Matrose (?) und wurde misshandelt, wie ein Sklave betrachtet und ausgepeitscht. Darum glaubt er nicht mehr an Gott. Er wird als Erwachsener angeheuert, als Kapitän ein Sklavenschiff zu übernehmen. „Es ist Blutgeld“, sagt ihm die Verlobte – nein, es ist nur ein Geschäft, antwortet John. Die Verlobte hat Angst um die Seele ihres Verloben John Newton – eine Seele ohne Kompass, wie die Großmutter auf dem Weg der Befreiung sagt. Auch er lässt sich kaufen. Begleitet wird der Abschied von dem Lied: It is well with my soul… Als Begleitung wird der Sklave Osias mitgegeben. In Gambia werden die Sklaven gebrandmarkt, untersucht und aufs Schiff gebracht und in den Bauch des Schiffes verfrachtet.

Dann wird wieder der Befreiungsweg der Underground Railroad in den Blick genommen und andere übernehmen die Familie auf dem Weg in die Freiheit. Die neuen Befreier singen viele Loblieder. Weitere Befreier werden aktiv. Immer wieder unterbrochen von den Zweifeln des Mannes, des Vertrauens der Großmutter, den verschiedenen Typen der Befreier, die selbst gefährdet sind, und aufgehalten von Hindernissen.

„Lerne den Weg der Hoffnung, von denen, die vor dir gegangen sind“, sagt die Großmutter. Und damit wird wieder auf das Sklavenschiff zurückgeblendet. Osias singt ein Ermutigungslied – eine Zweifelhafte Rolle hat er: Als Helfer der Sklavenhändler versucht er den Sklaven Mut und Hoffnung zu geben. Menschen sind nur gejagte Tiere – aber gerade darum benötigen sie Gott. Es wird diskutiert über die Bibel als Wort Gottes – so Osias – und als Wort des Menschen – so John Newton. Sklaven versuchen sich umzubringen, um den Qualen zu entgehen – dürfen es aber nicht, weil sie eine finanziell wichtige Fracht seien.

Ein Junge ist auch auf dem Schiff, der der Vorfahre der Flüchtenden ist. Die Mutter des Jungen stirbt auf dem Sklavenschiff und er wird von John Newton und Osias aufgenommen. Er bekommt die Bibel geschenkt, die Osias bzw. John Newton gehörte. Osias war während eines Sturmes auf dem Schiff gestorben – und während dieses Sturmes hat John Newton auch wieder zu Gott zurück gefunden. „Stelle dich der Wahrheit … und dein Herz wird für sich sprechen“ – es folgt ein Alptraum, in der das Böse, das Newton tut greifbar wird – danach wird er neugeboren und befreit er den sterbenden Osias als seinem Bruder, dem er sein Leben zu Gott verdankt, von seiner Halsfessel.

Auch die Großmutter stirbt – sie geht nach Hause – zu Gott in die Freiheit, übergibt Samuel vorher die Bibel von seinem Urgroßvater, dem Jungen auf dem Schiff. Die Gefahr für die kleine Familie auf dem Weg in die Freiheit geht weiter. Die Zweifel Samuels bekommen massiven Ausdruck, gleichermaßen das Vertrauen Vanessas. Gewalt scheint zu siegen – bringt aber keine Freiheit, darum löst sich Samuel von einem Revolver, den er während einer Auseinandersetzung einem Sklavenjäger entnommen hatte.

Das Sklavenschiff kommt an. Eine schicke Lady sucht sich ein paar Sklaven aus und ihr Vater sagt: Exzellente Wahl. Diese Zerrissenheit wird auch an Osias und an John Newton deutlich. Ebenso kontrastieren die Lieder immer wieder die Gewaltsituationen.

John Newton heiratet – und singt Amazing Grace. „Der Wunsch nach Gnade ist schon Gnade“. John Newton ist bei Gott angekommen. Die Flüchtenden sind auf dem letzten Stück des Weges in die Freiheit – und zu Gott. Am Fluss nach Kanada kommt es zur letzten Auseinandersetzung. Zwischen den Sklavenjägern – und sie erschießen sich gegenseitig. Der eine Sklavenjäger hat die Flüchtenden geschützt, weil er es Leid war, dass Menschen getötet werden. Nachdem Samuel, Vanessa und ihr Sohn befreit waren, erkennt auch Samuel Gott: Amazing Grace

Im Abspann werden Bilder befreiter Sklaven in Kanada gezeigt. Ebenso werden Menschen der Underground Railroad und ihr Tun vorgestellt. Noch heute gibt es Sklaven. Es wird aufgefordert, sich gegen Sklaverei zu wenden.

An dieser Stelle möchte ich an Harriet Tubman erinnern. Eine berühmte Frau, die Sklaven auf der Underground Railroad zur Flucht verhalf. Der Film über diese großartige Frau läuft bald an.

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In diesem Film geht es auch um die Zerrissenheit des Menschen. Er glaubt an die befreiende Botschaft Jesu – und gleichzeitig hat sie keine Auswirkungen. Durch persönliche Erfahrungen ändert sich das. Menschen bekommen den Blick Gottes, den Blick der Mitmenschlichkeit. Er gibt dem Menschen wieder die Würde zurück, setzt sich für die Würde des Menschen ein. In dieser vollkommen unmenschliche Zeit gibt es Menschen, die aus dieser Dunkelheit hinausweisen, den Blick auf Gott lenken, auf die Zukunft, die Hoffnung, das Vertrauen. Diese Lichtblicke bieten die in den Film eingestreuten Lieder, die von den gesungen werden, die mit Gott durch ihr Leben gehen. Es handelt sich um Lichtblicke, die der Realität entsprechen – denn die Spirituals sind ja gerade von Sklaven gesungen worden, aber gleichzeitig ist es zum Teil unerträglich, diese angesichts der schlimmen Situation zu hören. In dem Film über Martin Luther King, Selma, sehen wir, wie diese Lieder gesungen werden, um im Kampf gegen den Rassismus zu ermutigen. Es sind Kraft gebende Lieder, Lieder, die auch die Welt verändert haben.

Lichtblicke sind auch all die Christen, die gegen unrechtes Gesetz ankämpfen, ihr Gewissen betonen, die Menschlichkeit. Und das munter, obgleich sie in einem äußerst harten Kampf stehen, der ihnen auch das Leben kosten kann. Die gewalttätigen Gegenspieler sind keine Christen, sind Menschen, die Nächstenliebe verachten. Das Problem im Kampf gegen die Sklaverei und dem Rassismus war aber, dass Christen gegen Christen kämpften. Christen auf der einen Seite, die in diesen Menschen keine Menschen sahen, sondern Spielzeug, Arbeitstiere, Besitz – der dazu dient, die Wirtschaft am Laufen zu halten, sich selbst zu bereichern. Auf der anderen Seite Christen, die Menschen als Menschen ansehen und ihnen helfen, in die Freiheit zu kommen, in dem sie bereit sind, wie die Flüchtlinge, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Dieses Thema wird im Film leider nicht aufbereitet. Ob es möglich ist, weiß ich nicht, weil das sehr komplex ist. Darüber aber sollte man sich Gedanken machen. Dieses komplexe Thema wird auch nicht im Film Bonhoeffer aufgegriffen wie dem Film Sophie Scholl. Nur in Gott ist nicht tot 3 wird es gestreift.

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Auch wenn im Titel John Newton vorkommt, so geht es um ihn doch nur am Rand. Er wird mit Samuel, dem Flüchtling parallel gestellt. Beide befinden sich auf der Flucht vor Gott – und gelangen auf dem Lebensweg zu Gott. Aber das Leben des John Newton selbst wird hier nicht gezeigt.