Du bist mein Gott. Meine Zeit steht in deinen Händen. (Psalm 31,16). Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott – so Martin Luther im Großen Katechismus zum ersten Gebot.

In wessen Hände steht meine Zeit? Heutzutage bei sehr vielen in den Händen der Digitalisierung.

Meine Zeit wird ständig unterbrochen von Blinkendem, Piepsendem – von etwas, das mir signalisiert: Du bist wichtig, du bist in deiner sozialen Welt angekommen – ja angenommen.

Was benötigen wir noch Gott, wenn uns technische/digitale Geräte das signalisieren?

Diese Geräte ersetzen Gott. Wir bewegen nicht Gottes Wort im Herzen, wir leben nicht aus der Beziehung zu Gott heraus, sondern eben diese kleinen Dinger in meiner Hand, sie sind meine Beziehung, sie sind meine Bestätigung, sie sind die Erhörung meiner Gebete nach Anerkennung, Schönheit, Gesundheit, nach Macht. Sie sind diejenigen, in deren von mir gemachten Ebenbild ich mich erkenne, sie sind die Wahrheit schlechthin. Die moderne digitale Welt hat viel „Religiöses“ an sich.

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Wir Menschen leben sozial, kommunikativ vernetzt. Technische Geräte halfen die Vernetzung zu fördern (Telefon, Verkehrsmittel…) – und helfen intensiver zu vernetzen, am Beispiel Einwohnermeldeamt: Was im Archiv der Stadt landete, ist heute landesweit einsehbar. Digitalisierung bedeutet: Geräte werden miteinander vernetzt, sie kommunizieren untereinander. Im Mittelpunkt digitaler Diskussion stehen also Geräte, die Teile von IT-Systemen sind. Diese verwenden Chips, die die Geräte miteinander vernetzen. Sie helfen unter anderem effizienter, Ressource schonender zu leben/produzieren/verwalten. Vieles, was an Vernetzungen geschieht und im Hintergrund läuft, ist dem normalen User nicht bekannt, nicht in dem Ausmaß bekannt.

1. Einleitung

Vorzüge der digitalen Welt / Kontakt mit der digitalen Welt

  1. Unzähliger Einsatz mit Blick auf Kommunikation (Privat: 1.-11.):
  2. Informationen überall, wo man ist – und das zum Teil fast zeitnah (WhatsApp/Smartphone)
  3. Zeitnah zumindest mit Blick auf diejenigen, die man kennt (WhatsApp/Smartphone)
  4. Bilder / Filme machen, bearbeiten (Photoshop… MovieMaker…, senden
  5. Filme – Special Effekts
  6. Texte mit PC schreiben – leichter zu verbessern, zu kommunizieren, im Netzwerk zu korrigieren
  7. Durch Clouds hat man alles überall parat
  8. Texte fotografieren, verarbeiten, kopieren
  9. Kommunikation (Socialmedia), vor allem aber auch: Übersetzungen gesprochener und geschriebener Worte in alle möglichen Sprachen werden immer besser
  10. Texte / Bilder – Bücher/Hefte/Flyer… – drucken lassen
  11. Tausende von Apps, die alles Mögliche erleichtern (von Erste Hilfe bis Sterne/Pflanzen bestimmen, Gesundheitsprogramme, die alles Mögliche messen)
  12. Navis – Google Maps
  13. Zukunft: (a) Autonomes Fahren; (b) Über Funk vernetzte Gehirne in einer Brain-Cloud; (c) Brain-Gate weiter entwickelt (Gedanken lenken Rollstuhl); (d) Elektrodenhaube zeichnet auf, was man denkt; (e) Cyborg (Mensch, in dem technische Geräte zur Unterstützung eingepflanzt werden); (f) Gedanken ins Smartphone hineindenken; (g) AlphaZero (Maschine, die selbstständig lernt)
  14. Fülle an Wissensseiten, von Google Scholar bis Wikipedia
  15. Seiten vorlesen lassen
  16. Stimmerkennung
  17. Alexa und co.: Musik jeglicher Art, Literatur, …
  18. Bücher sofort lesen (Kindle)
  19. Augmented Reality (die über „Brillen“ [Smart Glasses] wahrgenommene Realität mit überblendenden Zusatzinfos versehen; bzw. wie Ikea: Möbel aus dem 2013 Katalog virtuell in das eigene Zimmer stellen)
  20. Augmented Virtuality (Eintauchen in eine virtuelle Welt)
  21. SmartHome und alles, was damit zusammen hängt: Sicherheit, Backen, Heizung/Kühlung, Notrufe (Senioren), Beleuchtung, Rollläden
  22. Haushaltsgeräte (Staubsauger…)
  23. Unzähliger Einsatz in der Wissenschaft: Wetter, Medizin, Pharmazie, …
  24. Unzähliger Einsatz im Sicherheitsapparat (Fußfesseln bis hin zu China…) und persönlicher Sicherheit (Notruf absetzen von überall)
  25. Unzähliger Einsatz in der Wirtschaft / Industrie 4.0: Logistik, alle möglichen differenzierteren Berufszweige (Produktion, z.B. Stahlindustrie), Fertigungshallen statt Fließbandarbeit; Geschäfte (Barcode; RFID https://de.wikipedia.org/wiki/RFID davon als Teil: NFC: https://www.techbook.de/easylife/nfc-chip-unter-haut-implantat), Kundenbindung (z.B. Payback-Karte), Predictive Maintenance / Smart Services (intensive digitale Überwachung der Maschinen, um Ausfälle frühzeitig zu vermeiden), Real-Time-Location-Service (Warenzustellung zeitgenau verfolgen)
  26. Unzähliger Einsatz im Finanzwesen: Haushalte, Bargeldloses Zahlen, Banken, Homebanking
  27. Unzähliger Einsatz in der Verwaltung: Bürokratieabbau, Kommunikation des Bürgers mit der Verwaltung, Recruiting (qualifizierte Kräfte suchen)
  28. Neue Form der Berufsausübung: Homeoffice (Familie/Privatleben und Beruf eigenständiger verbinden – Stichwort: Work-Life-Balance)
  29. Umweltprobleme mit Hilfe von Technik lösen (Corporate-Social-Responsibility)
  30. Unzähliger Einsatz im bereich der Infrastruktur
  31. Werbung
  32. Freizeitbereich von PC-Spielen bis hin zu Sport (welcher Art auch immer)
  33. Ich kann von Google erfahren, wo ich in den letzten Jahren gewesen bin (Google.com/maps/timeline) – und manche Restaurants und Geschäfte wünschen mein Urteil (obgleich ich nur daran vorbei gegangen bin).
  34. Ich kann alte Gegenstände wieder verkaufen (ebay…)

Kurz: Digitales beeinflusst das Privatleben; Kommunikation; Wohnen; Wirtschaft; Wissenschaft; Gesellschaftliches Zusammenleben; Berufe; Information; Freizeit…

Weil Digitalisierung so umfangreich ist und alle Lebensbereiche umfasst, birgt sie auch Gefahren.Dazu ein paar Aspekte:

2. Dazu ein paar Aspekte

a) Sie sind die Wahrheit

Man hat herausgefunden, dass Menschen den Informationen, die sie aus den Geräten bekommen, mehr trauen als anderen. Wenn Ärzte sagen: Du hast das und das – dann sagt der medial Informierte: Nein, das kann nicht sein – ich habe dies und jenes im Internet gefunden. Digitales weiß mehr als eine Einzelperson.

Man hat mit Hilfe eines Experimentes Folgendes herausgefunden: Eine Gruppe wird mit falschen Infos bearbeitet, eine andere Gruppe mit richtigen. Dann werden Menschen der Gruppen A und B zusammengesetzt. Und Menschen der „falschen“ Gruppe überzeugten die Menschen der Gruppe mit den richtigen Informationen, weil sie selbst erst dachten, das sei falsch, dann aber in ihrem Kopf Argumente so zurecht gelegt hatten, dass das Falsche irgendwie richtig schien.

Informationen der Geräte sind die Wahrheit – und so trenne ich auch zwischen Guten und Bösen. Ich will nicht in einer Welt leben, die mich herausfordert mit anderen Meinungen. Ich will in der reinen, sauberen 0 1 Welt leben. Von daher müssen diejenigen, die nicht meiner Welt entsprechen, aussortiert werden – am besten mit Hilfe des Staates. Das Reich der Reinen auf Erden – das soll das digitale Netz sein.

b) Sie beherrschen Zeit

Menschen haben einen Arbeitsflow dann, wenn sie sich ca. 15 Minuten intensiv mit etwas beschäftigen. Bevor dieser jedoch einsetzen kann, schauen sie auf ihrem Smartphone nach, ob sich etwas Neues getan hat. Damit unterbrechen sie diesen Flow, somit auch ihr Nachdenken, ihre Kreativität, sie bleiben an der Oberfläche.

Warum machen wir das? Warum unterbrechen wir uns selbst? Weil die Software nach dem Belohnungsprinzip arbeitet: Je mehr Menschen auf mich reagieren – auch nur erhofft reagieren – desto besser fühle ich mich, akzeptiert, angenommen. Das Ziel der Firmen ist jedoch nur, dass man möglichst häufig klickt, damit dann mehr Werbeeinnahmen erreicht werden – und diese sind wiederum Anerkennung für die Firma – und die Anleger, die auf diese Firma setzen. Nach dem Motto: Schau, du setzt auf das richtige Pferd, die anderen auf die Konkurrenz und sind dann Verlierer. Alles ist auf dieses Belohnungssystem aufgebaut, damit aber auch auf das System: Macht.

c) Ich bin wer

Menschen fallen auf dieses digitale System rein. Manche fühlen sich groß, weil sie ein paar Klicks bekommen haben – und merken nicht, dass sie nicht groß sind: Akzeptanz in der realen sozialen Welt hat nichts damit zu tun, ob ich in der digitalen sozialen Welt ein paar Klicks und Bewunderer habe – auch nicht damit, dass ich mein größter Bewunderer bin. Das führt zu Hochmut, zu Arroganz, zu falscher Selbsteinschätzung gegenüber anderen, vielleicht kommt es auch dazu, den anderen gering zu schätzen. Das kann die Selbstisolation fördern: Akzeptanz wähne ich durch das Internet zu bekommen, ziehe mich aus der realen Welt zurück, weil sie mir gegenüber ignorant ist.

d) Man erschafft sich nach seinem eigenen Bild

Ich sehe nicht immer gut aus. Ich lebe nicht immer in einer guten und schönen Umgebung. Wenn ich dann aber meine schönen Bilder, meine Bilder, in denen ich mich verschönt habe, ansehe, dann sehe ich mich so, wie ich mich gerne sehen möchte: Schön, gesund, glücklich, reich, sozial angepasst – und das dann auch noch bestätigt von meinen echten Freunden und den zahlreichen „digitalen Freunden“, die ich nicht kenne. Ich nehme diese digitale Selbstwahrnehmung wichtiger als die reale Selbstwahrnehmung. Dadurch entsteht eine Diskrepanz. Folgen können sein, dass ich enttäuscht auf mich in der Realität reagiere, missmutig werde, depressiv, auch sozial zurückgezogen. Ich will der perfekte Mensch sein, der mit anderen perfekten Menschen mithalten kann, ich will nicht der sein, der ich bin. Wer bin ich? Der, den ich erschaffe, der, der ich bin?

e) Menschen sind Maschinen-Ersatz – Maschinen ersetzen Menschen

Menschen werden den Maschinen angepasst. Sie werden da eingesetzt, wo man zurzeit Maschinen noch nicht einsetzen kann. Sie werden zu einer Art fehlbare Ersatzmaschinen, die man möglichst schnell ersetzen muss.

Menschen sind fehlbar, sie sind langsam, sie irren, sie sind emotional, sie sind dumm. Im Grunde muss der Mensch neu geschaffen werden. Das nicht mit Hilfe von den altbekannten Ideologien (Nationalsozialismus/Kommunismus), nicht mit Hilfe von Religionen, sondern indem er ein technisches Wesen schafft, das den Menschen übertrumpft: Künstliche Intelligenz, Mustererkennung von Algorithmen. Allerdings sollten Menschen, die sich über andere erheben, weil sie die KI erschaffen – wie Gott den Menschen – daran denken, dass sie eben solche mit Fehlern behaftete Menschen sind, also auch ihr Geschöpf (KI) ihre Ebenbilder sind. Das bedeutet einmal, dass das eigene Menschenbild überprüft werden muss, zum anderen, dass ich als Schöpfer-Mensch auch Bescheidenheit und Demut lernen muss, denn ich bin Mensch. Das kennzeichnet ja gerade den Menschen, dass er ein emotionales Wesen ist, dass er damit auch ein intelligentes Individuum ist, ein Wesen, vielfältig, assoziativ und flexibel. Ein Weltbild, das Menschen durch Maschinen ersetzen will, anstatt Maschinen als Hilfe für den Menschen zu bilden, muss von der Gesellschaft intensiv im Auge gehalten werden (wie Naturwissenschaftler, die mit Menschen herumexperimentieren: https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/he-jiankui-chinesischer-forscher-wegen-gen-babys-zu-drei-jahren-haft-verurteilt-a-1303097.html ).

Denkbar ist zum Beispiel auch, dass ein Roboter mit sämtlichen philosophischen, religiösen, literarischen, wissenschaftlichen Texten gefüttert wird – der würde dann sämtliche menschliche Gesprächspartner mit seiner „Klugheit“ übertreffen, und wenn er dann noch menschlich verständlich und angenehm redet – warum will man dann noch menschliche Gesprächspartner? Freilich: Wenn der Roboter so programmiert wurde, dass er die (religiöse [Konfuzianismus], philosophische [Hedonismus], wissenschaftliche [Mache, was du kannst]) Tendenz des Programmierers wiedergibt, kann man ihn argumentativ nichts entgegensetzen, denn der Roboter kennt ja alles und weiß auf alles zu reagieren, aber man weiß: Das ist falsch.

Der Mensch darf sich nicht auf Maschinen verlassen, sondern muss immer noch mitdenken.

Mit Maschinen muss man nicht höflich umgehen: Alexa, wie wird’s Wetter! – sie antwortet, ohne bitte und danke… – man fühlt sich mächtig, man kann befehlen, wünscht man sich das dann auch, wenn man mit Menschen zu tun hat? Gut ist, dass Alexa nicht aussieht wie ein Mensch (wie man versucht, Roboter menschenhaft aussehen zu lassen) – sodass eine gewisse Distanz bleibt.

Wenn Maschinen Menschen ersetzen, dann gibt es auch keine kleinen Freundlichkeiten mehr zwischendurch, es gibt kein Auge zudrücken: Genosse Computer merkt alles und petzt alles. Alles muss genauestens fürs Finanzamt registriert werden, so dass ein Arbeitnehmer nicht einmal ein Brötchen essen darf, ohne es selbst zu bezahlen, selbst wenn der Arbeitgeber das zulässt. Das Finanzamt erhebt Steuern…

f) Datenerhebung / Personalisierte Datenerhebung

Maschinen können vieles viel genauer leisten als Menschen, zudem sind sie nicht voreingenommen und unaufmerksam, wenn es gilt, viele Daten zu verarbeiten. Das ist positiv und hilft der Menschheit schon jetzt in vielen Bereichen weiter, so in der Medizin.

Um herauszufinden, was die Menschen wollen, muss man sie immer intensiver digital erforschen. Menschen wollen: hauptsache kostenlos. Das ist dann der Köder: Alles ist kostenlos – aber muss irgendwie finanziert werden. Das geschieht zur Erhebung von Daten. Je mehr Daten gesammelt werden, desto stärker kann man – positiv gesprochen – die digitale Welt zum Nutzen der Menschen einsetzen. Zum Beispiel in der Medizin. Je mehr man digital verarbeiten kann, desto schneller bekommt man korrekte Diagnosen. So der Traum. Aber das darf nur entpersonalisiert geschehen. Das heißt: Man erhebt Daten von Privatpersonen, ohne sie den jeweiligen Personen zuordnen zu können. Letztlich bedeutet das aber: Die Erhebung der Daten ist nicht mehr überprüfbar – was Raum lässt für Manipulationen. Ein anderes Beispiel: Dating-Portale. Je mehr sie über die einzelnen Menschen wissen, desto genauer können sie Menschen zueinander führen, die zueinander passen. Aber dazu müssen dann letztlich auch die Daten personalisierbar sein.

An diesen Stellen setzt nun die Werbung ein. Personalisierte Werbung ist Gold wert. Und: Personalisierte Informationsweitergabe bedeutet: Menschen werden in politischen Blasen eingeschlossen. Facebook und Google sind so nett, und zeigen mir: Alle denken so wie du – ich fühle mich wohl und sicher in meiner Welt. Menschen glauben dann, wie Parteifunktionäre nach einer Wahlkampfveranstaltung: Alle sind für mich – und fallen dann nach der Wahl entsetzt auf die Nase: Die Welt ist komplexer, als ich es mir habe vorgaukeln lassen. Was folgt daraus? Entweder lerne ich differenzierter zu denken – oder ich versuche die Welt nach meinen Vorstellungen zu gestalten (s. Punkt a). Ebenso sucht man seine Echokammern – die Foren, in denen sich Gleichgesinnte treffen, die auch als gemeinsame Basis vielfach die gleichen Medien – gefördert durch die Blasen – haben.

Es gibt Menschen, die meinen, dass man dann, wenn man alle Daten hat, Mensch und Gesellschaft kontrollieren kann. Kontrolle bedeutet nicht nur, alles zu wissen, sondern auch Menschen zu lenken. Das ist eine große Gefahr. Die Frage ist, wie eine moderne liberale Gesellschaft mit dieser Gefahr umgehen kann, da sowohl Firmen als auch Staaten das Ziel haben können, eine Gesellschaft der freien Bürger zu einer Gesellschaft kontrollierter Wesen zu machen. Das nicht mehr unter dem Vorzeichen einer Ideologie, wie Nationalsozialismus und Kommunismus, sondern unter dem Vorzeichen von Sicherheit (so im Westen), Sicherheit der „Volkspartei“ und effizienter Einsatz für das „Proletariat“ / Wirtschaft (so in China).

Künftige mögliche Gefahr: Arbeitgeber verlangen Gesundheitsangaben – oder haben die Möglichkeit, irgendwo nachzugfragen; wenn man jemanden treffen möchte, den Namen eingeben – es wird dann gewarnt: Vorsicht, der hat eine andere Meinung als du… Der Kühlschrank meldet einer Krankenversicherung, dass ich wieder einmal etwas mit zu viel Zucker eingekauft habe und die Versicherung schreibt mir einen warnenden Brief. Damit sind wir beim Thema Barcode, der von jedem überall abgelesen werden könnte, wie angeblich die Kontonummern von Bankkarten im Geldbeutel von Personen, die hinter einem her gehen, ausgelesen werden können. Und das Auto meldet der Polizei automatisch, dass ich am Ort XY zu schnell gefahren bin – die Strafzahlung liegt im Brief bzw. als Nachricht auf dem Smartphone gleich mit dabei, nicht mit meinem Foto, sondern mit meinen Navi-Angaben.

Nicht nur ich kenne meine Wege – auch Google kennt jeden meiner Schritte, weiß wo ich war. Daraus kann dann auch, wenn genügend Infos bereit liegen, fast errechnet werden, wo ich in Zukunft sein werde. (Statt Gott weiß – Google weiß.)

g) Nicht anwesend sein / Kommunikationsstress

Wenn wir ein Säugling windeln, sind wir ganz bei dem Säugling, kommunizieren, sehen, wie er reagiert, wenn wir im Wald spaziergehen, sind wir ganz im Wald, atmen tief durch, hören die Vögel und den Wind, wenn wir Auto fahren, sind wir ganz konzentriert auf das Autofahren, am Tisch sind wir konzentriert auf die gerichtet, mit denen wir uns unterhalten. Wir sind konzentriert, um die Situation und den Menschen ganz zu erfassen, mit allen Sinnen wahrzunehmen… Nun kommt das Smartphone ins Spiel: Wir tauchen nicht mehr ganz in die Situation ein, wir erfassen Situation und Mensch nur oberflächlich, weil wir ständig gestört sind, uns stören lassen, mit den Gedanken woanders sind. Was bedeutet das für uns? Oberflächliches und hektisches Erfassen der Situation und des Menschen.

Manche stecken in einem großen Kommunikationsstress: man muss reagieren, möglichst schnell reagieren. Je schneller man reagiert, desto schneller kommt die Belohnung – die Reaktion. Je mehr „Freunde“ usw. man hat, je mehr Menschen reagieren, desto mehr muss man wiederum agieren (darum setzt Facebook Filter ein, weil man nicht auf 1000 Freunde reagieren kann, der Stress zu groß wird, damit ebenso der Frust). Aber auch die Reduktion ist schon stressend, weil ein Algorhytmus vorgibt, was mir gut tut, was nicht, wer mir gut tut, wer nicht. Was folgt: Man hat keine Zeit mehr für tiefergehende argumentierende Kommunikation und Recherche. Man hat nicht einmal mehr Zeit für Korrekturen.

h) Sucht / Abhängigkeit

Manche Menschen enden im Netz der digitalen Spinne als Fliegen (Spiekermann). Es sind diejenigen, die die digitale Welt der Selbstbestätigung nicht mehr verlassen können. Sie sind erbost darüber, wenn man sie mit der realen Welt stört. Sie haben keine Ahnung von den Hintergründen, der Maschinerie der Werbung, der kalten Abzocker, die diese Welt eiskalt benutzen, um für Nichts an Geld zu kommen, das sie benötigen, um selbst ein Leben zu gestalten, das sie anderen durch ihr Gebaren unmöglich machen. Die Suchtgefahr wird steigen – mit Augmented Virtuality, mit Robotern, die angenehme Gesprächspartner und willige Diener sind.

Ohne Smartphone (und in Zukunft Roboter?) fühlt man, dass etwas fehlt. Man fühlt sich abgeschnitten von der Welt – in der Welt. Orientierungslos (weil GoogleMaps fehlt). Man fühlt sich, als würde man einen Arm verloren haben, einen Freund/eine Freundin… Man fühlt sich von seiner Vergangenheit abgeschnitten (keine Namen und Adressen – keine eigenen Texte und Bilder mehr), abgeschnitten von den Freundinnen, die einem sagen, welches Paar Schuhe man kaufen soll – man kann sie ja auch gar nicht mehr kaufen, weil man nichts zum Bezahlen dabei hat. Zudem kommt man aufgrund seines Smart Homes auch gar nicht mehr in sein Haus rein. Damit so etwas nicht vorkommt, muss man sich ein Chip implantieren lassen, damit alles, was ein Smartphone usw. so bietet, immer parat ist, sogar im Schlaf. Denn ohne – wird der Verlust in Alpträumen verarbeitet.

Jetzt stellen wir uns einmal vor: Es ist eine Katastrophe – kein Strom mehr. Wie abhängig bin ich vom Strom? Strom-Sucht.

i) Fehler in der Hard- und Software

Der Fall Boeing zeigt, dass Fehler in der Software äußerst gefährlich sein können. Wenn Fehler, Lücken usw. in der normalen Software entdeckt werden, werden sie im Lauf der Zeit durch die meldende Community bemerkt, dann behoben. Aber in manchen Bereichen sind Fehler sehr gefährlich. Es sieht im Fall Boeing ganz so aus, als sei der Zeitdruck und mangelnde Kontrolle der Grund für den Fehler gewesen – wobei der Sicherheitschef gewarnt haben soll. Das lässt sich auch an anderen Beispielen in der Finanzwelt erkennen. Fehlerhafte Software ist unsäglich teuer und kostet immens viel Zeit. Aus dem Schulbereich wurde gesagt, dass Taschenrechner nicht immer stimmen, damit falsche Ergebnisse vorliegen. An dieser Stelle ist es wichtig zu wissen: Man muss mitdenken. Wir dürfen wie bei den Navis uns nicht einfach auf das Gerät verlassen, müssen wach sein, korrigierend eingreifen. Bei aller Begeisterung für die Schnelligkeit und Korrektheit der Berechnungen – wenn der Mensch nicht mitdenkt, passieren eklatante Fehler. Wie auch beim IPCC – die Berechnung der Gletscherschmelze auf dem Himalaya: Hätte der Mensch nicht nur Daten eingegeben, sondern mitgedacht, wäre das nicht passiert. Aber vielleicht sollte der Fehler ja passieren, um die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen – positiv gesagt: zum Umdenken bewegen. https://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/recherchepanne-weltklimarat-schlampte-bei-gletscher-prognosen-a-672709.html

Grundlage ist VUCA: Die digitalisierte Welt ist volatile, uncertain, complex, ambiguous: unberechenbar, unsicher, komplex und vieldeutig (Haupt/Schmitz). Das heißt: Es ist nicht alles zu überblicken, man muss immer mit Überraschungen rechnen, man weiß nicht, was Neues kommen wird – wie lange Bekanntes den Markt beherrscht, darum muss man flexibel, kreativ, anpassungsfähig, dynamisch sein. Product-Life-Cycles (Langlebigkeit der Produkte) werden immer kürzer, nicht, weil sie versagen, sondern weil Neues auf den Markt kommt. Das bedeutet: Der Mensch muss – anders als es seiner Natur entspricht – immer auf dem Sprung sein. Das macht Stress. Er muss als Firma / Entwickler ein gutes Gespür für Trends haben und gleichzeitig ein Gespür für Financiers. Dass Christen an dieser Stelle erst einmal fordern: Atme erst mal tief durch und denke nach… – ist klar (s. unten „D“).

j) Bewusstes politisches Verwenden von Fehlern und andere Manipulationen

Das weist uns darauf hin, dass Fehler auch sozialpolitisch gewollt sein können, um Menschen zu beeinflussen. Entsprechend sollte man nicht einfach allem trauen, weil es darauf ankommt, wie und welche Daten dem PC verfüttert werden. Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast – gilt auch in diesem Bereich. Es gibt auch Wissenschaftler, die Interessen vertreten, die wenig kompetent sind, deren „Gruppenzugehörigkeit“ die Interpretationen bestimmen.

Man kann als normaler Konsument der digitalen Welt kaum durchschauen, wieweit er von den Medien manipuliert wird: Mit gekauften Klicks, mit Social Bots, mit endlos komplizierten AGBs und erzwungenen Zustimmungen…

k) Kosten

Digitalisierungs-Input (Geld, das ich ausgebe, um die Firma zu digitalisieren) – und Digitalisierungs-Output (das, was letztlich finanziell dabei „herauskommt“) müssen genau abgewogen werden. Will ich nur modern sein und Maschinen statt Menschen einsetzen oder hat die Digitalisierung für die Finanzen wie auch für die Mitarbeiter Vorteile? Auch hier: sachliches Denken hilft, um nicht einem Hype zu verfallen.

l) Scham- und Schuldkultur

Boeing hat massive finanzielle Einbußen durch den genannten Fehler erlitten – damit auch die Zulieferfirmen. Firmen sollten also gewarnt sein, zu schnell Programme auf den Markt zu bringen. Das hieße aber, dass Schamkultur (allgemein menschlich) die Firmen unter Druck setzt: Man macht Fehler – sie werden erst dann schlimm, wenn sie bemerkt werden. Schamkultur hat nichts mit verantwortlichem Handeln zu tun, nichts mit der Schuldkultur (christlich). Das heißt: Bevor die Fehler öffentlich werden, sollte ich sie so gut es technisch möglich ist, zu verhindern suchen. Es bedarf der Kontrolle. Somit ist der Chaos-Computer-Club ein ganz wichtiges Element in der Sicherung digitaler Skripte, wie an dem Fall mit den Krankenkassenkarten (Gesundheitskarten genannt!) wieder zu sehen ist: https://www.ccc.de/en/updates/2019/neue-schwachstellen-gesundheitsnetzwerk Besser wäre es allerdings, wie in anderen Industriebereichen auch (z.B. Pharma, Lebensmittel, Banken) eine staatliche Kontrollinstanz zu installieren.