RELIGION IM ALLTAG

Eingangsfrage: Wo begegnet uns Religion im Alltag?

  • Religion begegnet uns in unserer Tradition, weil sie unsere Kultur geprägt hat, in vielfältiger, manchmal kaum mehr wahrgenommener Form: Gebäude, Straßennamen, Namen von Christen, Tischgebet, Kunst, Zeitungen, Bücher, Glockenläuten, Museen, Kleidung, Werbung, Fernseh- und Radiosendungen, Internet, sehr häufig in PC-Spielen, Beerdigungen, Schaukästen, Seelsorge in Krankenhäusern, Gefängnissen, Bundeswehr, Konzerte (Bach, Mozart), Wissenschaft (Lazarus-Effekt, Jesus-Echse, Gottes-Teilchen)…
  • Religion wird reflektiert: traditionelle wie moderne Religionen.
  • Religion begegnet uns in Form von Menschen, die uns mit ihrer Religion konfrontieren.
  • Religiöse Weltdeutung begegnet uns nicht allein in der traditionellen Form: Glaube an Gott, sondern auch in der Form: Glaube an Macht und Mächte in allen möglichen Erscheinungsformen (Esoterik: Sterne, Steine, kosmische Energien usw.), in der Neugründung vermeintlicher alter Kulte (Germanen-, Kelten-, Hexenkulte), in Religionen die in unserer Kultur bisher nicht so sehr in Erscheinung getreten sind – usw.
  • Der Nihilismus (es gibt keinen Gott – noch sonst eine Macht, der Mensch ist dem Nichts unterworfen) ruft selbst die Sehnsucht im Menschen nach Gemeinschaft, nach Lebenssinn hervor. Und das wird von den politischen Religionen aufgefangen. Die Führer sind nicht unbedingt religiös, sie lehnen zumindest traditionelle Religion ab. Greifen aber religiöse Formen auf, um Menschen totalitär zu binden, zu unterwerfen.
  • Gegnerschaft gegen Religion in atheistischen Weltanschauungen. In unserer Gesellschaft ringen unterschiedlichste Weltanschauungen und Religionen miteinander. Denn mit diesen sind auch unterschiedliche ethische Lebens- und Gesellschaftsentwürfe verbunden – wie auch soziale Verbindlichkeiten bzw. Unverbindlichkeiten. Indem Atheisten gegen Religion angehen, bringen auch sie Religion in den Alltag.

Zahlen und persönliche Beobachtungen:

An jedem Sonntag gehen 3,4% der ca. 22 Millionen Evangelischen in die Kirche (2017/2011) und 10,4% der ca. 23,5 Millionen Katholischen (2017/2011) (Katholiken + Protestanten = ca. 55% der Bevölkerung http://de.wikipedia.org/wiki/Religionen_in_Deutschland ). (35% unseres Landes sind Konfessionslos und ca. 5,5% Muslime – wobei Konfessionslose nach meinen Erfahrungen nicht unbedingt der Kirche fern stehen, sie dürfen also nicht automatisch den Atheisten bzw. den Agnostikern zugerechnet werden. Als freier Trauerredner habe ich erfahren, dass ca. 60% – 70% der Angehörigen religiöse Bezüge haben wollten. Freilich, ich weiß: Angesichts des Todes wird mancher wieder fromm – und das ist gut so, weil man dann wieder beginnt, über Wesentliches nachzudenken. Außerdem weiß ich: In den Bundesländern des Ostens haben die kommunistischen Nachwehen noch ihre Auswirkungen und dort wird es vermutlich anders aussehen.) Und darüber hinaus gehen zahlreiche Glaubende in Gottesdienste der Freikirchen, der orthodoxen Kirchen usw. Und die vielen Kinder, die in die Kindergottesdienste gehen, fallen statistisch unter den Tisch. Sonntäglich! Das heißt noch nicht, dass nicht noch mehr Menschen unseres Landes mit Gottesdiensten in Berührung kommen: Denn daneben gibt es noch Glaubende, die nicht regelmäßig in Gottesdienste gehen oder nur das eine oder andere Mal im Jahr. Vor allem auch: 900.000 schauen regelmäßig die Fernsehgottesdienste (2004; http://de.wikipedia.org/wiki/Gottesdienst_im_ZDF ) 2 Millionen schauen das „Wort zum Sonntag“ https://rundfunk.evangelisch.de/kirche-im-tv/wort-zum-sonntag  Darüber hinaus: es nehmen normalerweise mehr Menschen am Gemeindeleben Teil als an den Gottesdiensten. Dafür liegen mir keine Zahlen vor. An katholischen und evangelischen Bildungsangeboten nahmen über 2 Millionen Menschen teil.

Die Pfarrerin, der Pfarrer

Pfarrerin und Pfarrer gehören zur Religion im Alltag. Sie werden vielfach nicht wahrgenommen – bzw. nur dann wahrgenommen, wenn Menschen sie benötigen. Was machen sie?

  • Gottesdienste (Abendmahls-, Krabbel-, Kinder-, Familien-…, gottesdienste)
  • Kasualgottesdienste (Taufe und Hochzeit mit vorangegangenen Gesprächen)
  • Beerdigungen (ebenfalls mit vorangegangenen Gesprächen)
  • Schulunterricht
  • Konfirmandenunterricht + Konfi-Eltern
  • Geburtstagsbesuche
  • Krankenhausbesuche
  • Seelsorge (wenn Menschen das Bedürfnis haben, mit jemandem zu reden, wenn sie Hilfe benötigen – welcher Art auch immer)
  • Gruppenbetreuung (je nach Gemeinde: Frauen-, Männer-, Senioren-, Jugend-, Singgruppen)
  • Öffentlichkeitsarbeit: Gemeindebrief und andere mediale Öffentlichkeit; Anwesenheit bei Veranstaltungen der Kommunalgemeinde

Dann gibt es noch Sonderbereiche, in denen Pfarrerinnen und Pfarrer arbeiten:

  • Alten-, Krankenhaus-, Hospiz-, Jugend-, Notfall-, Telefon-, Behinderten-, Gefängnis-, Schulseelsorge…
  • Darüber hinaus in der Kirchenverwaltung:
  • Finanzen, Bau, Recht

Wie daran sichtbar wird: Pfarrerinnen und Pfarrer haben es sehr viel mit Menschen zu tun, werden von vielen Menschen auch wahrgenommen. Hauptsächlich allerdings von Menschen, die in der jeweiligen Kirchengemeinde aktiv sind oder aber auch von anderen Christen und Nichtchristen, die in bestimmten Bereichen des menschlichen Lebens mit ihnen in Kontakt kommen (Hochzeiten, Beerdigungen, Medien…).