DER GLAUBE DER JUDEN

Grundlegende Bekenntnisse des jüdischen Glaubens:

 1.

Das wichtigste Bekenntnis – das auch als Gebet gesprochen wird – des jüdischen Volkes, ist das Schma Israel (Sch´ma = Höre Israel):

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein.

Darum sollst du den Ewigen, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.

Diese Worte, auf die ich dich heute verpflichte, sollen auf deinem Herzen geschrieben stehen. Du sollst sie deinen Kindern erzählen. Du sollst von ihnen reden, wenn du zu Hause sitzt und wenn du auf der Straße gehst, wenn du dich schlafen legst und wenn du aufstehst. Du sollst sie als Zeichen um dein Handgelenk binden. Sie sollen als Merkzeichen auf deiner Stirn sein. Du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und in deine Tore schreiben.

(Deuteronomium / 5. Buch Mose 6,4-9) (als Lied vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=wxO09BUrkMk )

2.

Dann sollst du anheben und sagen vor dem HERRN, deinem Gott: Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe, und zog hinab nach Ägypten und war dort ein Fremdling mit wenig Leuten und wurde dort ein großes, starkes und zahlreiches Volk. Aber die Ägypter behandelten uns schlecht und bedrückten uns und legten uns einen harten Dienst auf. Da schrieen wir zu dem HERRN, dem Gott unserer Väter. Und der HERR erhörte unser Schreien und sah unser Elend, unsere Angst und Not und führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand und ausgerecktem Arm und mit großem Schrecken, durch Zeichen und Wunder, und brachte uns an diese Stätte und gab uns dies Land, darin Milch und Honig fließt.

(Deuteronomium / 5. Buch Mose 26,5-9)

Der Glaube lässt sich in etwa so zusammenfassen:

  • Es ist ein Gott,
  • Gott hat die Welt erschaffen,
  • Gott hat seinem Volk durch Abraham eine Verheißung gegeben,
  • Gott hat sein Volk befreit und seinem Volk durch Moses die Tora (die fünf Bücher Mose gegeben – bzw. dann in Fortführung: das Alte Testament) gegeben – im Zuge des Bundesschlusses,
  • Gott fordert ein Leben gemäß der Tora ein.
  • Und der einzelne Glaubende des jüdischen Volkes versucht, die Geschichte als Ausdruck der Beziehung zu Gott – dazu gehören die Gebote – so im Leben umzusetzen, wie er das verantworten kann. Die Grundlage ist, wie an den fünf Punkten zu sehen, die Tora. Neben der Tora zählt jedoch auch die mündliche Tradition, die von Rabbinen in Mischna und Talmud niedergeschrieben und diskutiert wurde. Darum sind neben der Tora eben diese Niederschriften sehr wichtig für den jüdischen Glauben.

Strömungen im gegenwärtigen Judentum

Im Laufe der Zeit haben sich zwei grundlegende Strömungen herausgebildet:

  • die orthodoxen Juden, die versuchen, die Tora und den Talmud in ihrer Interpretation zu leben,
  • das liberale / progressive / Reform-Judentum, das davon ausgeht, dass die Tora nur ein Teil des Gesprächs Gottes mit seinem Volk ist.
  • Neben diesen Hauptströmungen gibt es noch:
  • die jüdische Mystik, die bekannteste Form ist die Kabbala und deren Gegenteil:
  • das säkulare Judentum, das heißt das Judentum, das sich von seiner Glaubenstradition entfremdet hat.

Aufgabe: Recherchiere: Was bedeutet Mystik? Was ist jüdische Mystik? Was bedeutet: Kabbala?

Neben diesen Gruppen gibt es noch zahlreiche weitere Strömungen.

Bekannteste Gebete:

  • a) das oben genannte Sch´ma Israel. Dieses Gebet soll Morgens und Abends nach ganz bestimmten Ritus gesprochen werden. Darüber hinaus wird es in einer Kapsel, Mesusa genannt, am Türpfosten der Häuser angebracht, und sie wird – wie in der katholischen Kirche das Weihwasser – berührt. Darüber hinaus wird die Kapsel mit Gebetsriemen (Tefillin) verbunden, die am Arm bzw. Kopf angebracht werden;
  • b) das Kaddisch. Das Kaddisch ist kein Privatgebet, sondern soll nur in Anwesenheit von mindestens zehn Männern (in Reformgemeinden auch Frauen) gesprochen werden. Es lautet:

„Erhoben und geheiligt werde sein großer Name auf der Welt, die nach seinem Willen von Ihm erschaffen wurde – sein Reich soll in eurem Leben in den eurigen Tagen und im Leben des ganzen Hauses Israel schnell und in nächster Zeit erstehen. Und wir sprechen : Amein! Sein großer Name sei gepriesen in Ewigkeit und Ewigkeit der Ewigkeiten. Gepriesen sei und gerühmt, verherrlicht, erhoben, erhöht, gefeiert, hocherhoben und gepriesen sei Name des Heiligen, gelobt sei er, hoch über jedem Lob und Gesang, Verherrlichung und Trostverheißung, die je in der Welt gesprochen wurde, sprechet Amein! Fülle des Friedens und Leben möge vom Himmel herab uns und ganz Israel zuteil werden, sprechet Amein. Der Frieden stiftet in seinen Himmelshöhen, stifte Frieden unter uns und ganz Israel, sprechet Amein.“ (Zitiert nach: http://www.talmud.de/cms/Das_Kaddisch-Gebet.294.0.html ) Vgl. dazu: https://www.youtube.com/watch?v=_e50J2VpW48 )

Aufgabe: Vergleiche dieses Gebet mit dem Vater unser, das Jesus seinen Jüngern gelehrt hat!

Synagoge

Schon parallel zum Tempel gab es jüdische Versammlungshäuser (Synagoge = Versammlung). (Ob in Israel selbst, das ist archäologisch gesehen noch ungewiss, da dort der Tempel im Vordergrund stand.) In den Synagogen traf man sich, las, lernte, diskutierte.

Heute sind Synagogen vielfach stärker auf Gottesdienste hin orientiert. An der Tür der Synagoge befindet sich eine Mesusa (die wir schon kennengelernt haben). Wenn die Synagoge betreten wird, muss der Besucher eine Kippa (eine kleine Kopfbedeckung) aufsetzen. Vieles, was wir aus der Kirche kennen, finden wir in der Synagoge: einen Tisch (Bima), dort stehen die Schabbatkerzen und auf ihn wird die Tora-Rolle gelegt. Wie in der katholischen Kirche die Oblaten in einem Kästchen untergebracht sind, so die Tora-Rollen in einem großen Tora-Schrein. Wie die Kirchen vielfach in Richtung Osten ausgerichtet waren/sind, so ist die Synagoge Richtung Jerusalem ausgerichtet, sichtbar an der Seite, an der der Toraschrein zu finden ist. Das Ner Tamid ist ein ewiges Licht (vgl. katholische Kirche), das an den Tempel bzw. an den Auszug Israels aus Ägypten (Feuersäule) erinnert. Der Chanukka-Leuchter fällt ins Auge.

Aufgabe: Schaue Dir über eine Suchmaschine Innenasichten von Synagogen an. Und wenn Du in einer Stadt wohnst, in der eine Synagoge steht, besuche sie. Was fällt Dir auf?

Mittelpunkt der Synagoge ist der Tora-Schrein mit der Tora-Rolle. Die Tora-Rolle ist in einem kostbaren Tuch eingehüllt. Die Rolle selbst kann mit silbernen Tora-Kronen (Rimonim) und dem Tora-Schild geschmückt werden. Mit einer silbernen Zeigehand (Jad) wird auf die zu lesenden Worte der Tora hingewiesen.

Riten

Zu den Festen der Juden siehe: https://evangelische-religion.de/ReligionNeu/religion-en/judentum-feste/ . Darüber hinaus gibt es zahlreiche Riten, die das menschliche Leben begleiten.

Beschneidung (Brit Mila). Am achten Tag nach der Geburt wird ein kleiner Junge in der Synagoge beschnitten, das heißt, die Vorhaut seines Gliedes wird entfernt. Es handelt sich um einen in der Regel ungefährlichen Akt. Damit vollzieht das Volk Israel den seit Abraham befohlenen Bundesschluss mit Gott (Genesis 17). Verbunden mit der Beschneidung ist die Namensgebung. Mädchen bekommen in einer eigenen Zeremonie ihren Namen.

Bar/Bat Mizwa (bedeutet: Sohn/Tochter des Gebotes): Mit 13 Jahren darf ein Junge öffentlich aus der Tora vorlesen. Das wird groß gefeiert. In progressiveren Strömungen gibt es auch Feiern für Mädchen, die 12 Jahre alt geworden sind.

Hochzeit (Kidduschin): Wo auch immer die öffentliche Hochzeitsfeier stattfindet, das Ehepaar wird unter einem Baldachin (Chuppa) getraut.

Beerdigung: Der Verstorbene wird nach einer Waschung und der Bekleidung mit einem einfachem Gewand in einem Leinentuch beerdigt (in Deutschland besteht derweil noch Sargpflicht). Feuerbestattung erlaubt der jüdische Glaube nicht mit Blick auf die kommende Auferstehung. Das Kaddisch-Gebet wird am Grab gesprochen, und Besucher legen einen Stein auf das Grab. Es gibt dafür unterschiedliche Begründungen: sehr pragmatische (damit zeigt man: Ich denke an dich; oder es diente dem Wiederfinden des Grabes) oder spirituell: Der Stein symbolisiert das Haus Gottes, das der Verstorbene bewohnen wird.

Ess-Riten: Wesentlich für viele Juden ist, dass sie nur das essen, was in der Tora als „rein“ (Koscher) bezeichnet wird. So essen sie nur Fleisch von geschächteten Tieren, das heißt Tieren, die auf eine besondere Art und Weise geschlachtet wurden. Sie müssen Milchspeisen von Fleischspeisen trennen. Und an Passa essen sie nur ungesäuertes Brot.

Aufgabe: Für welche dieser Riten haben wir Christen Parallelen?

Recherchiere: Was geschieht bei uns in der Taufe? – Was bei der Konfirmation? – Was bei der Hochzeit? – Was bei der Beerdigung? – Haben wir auch Ess-Riten?