Diskutíere die folgenden Überlegungen zu GLAUBE + NATURWISSENSCHAFT

1. Liebe, Kunst und Lebenssinn

Aufgabe: (a) Was ist Liebe? (b) Welche Antworten geben Wissenschaften?

Für vieles gibt es keine Experimente – man kann es nicht wissenschaftlich beweisen. Ein bekanntes Beispiel für diese Aussage ist: Liebe. „Liebst du mich?“ „Ja.“ „Beweise es mir.“

Wie beweisen? Durch gute Taten, Freundlichkeiten, kleine Geschenke, Tür aufhalten, … – sind das wirklich Beweise für Liebe? (Kann ein liebender Mensche „Beweise“ vom anderen verlangen?)

Was ist das überhaupt: Liebe? Ein Gefühl – ein großartiges Gefühl. Selbstliebe – ich hege ein großartiges Gefühl mir selbst gegenüber? Irgendwie ist Liebe etwas anderes. Nächstenliebe, wie Jesus  sie versteht, ist Tat: dem anderen Gutes tun, damit er das Leben gut leben und bewältigen kann. Aber ist Liebe nicht im Grunde Eigennutz, dass der andere mir gegenüber auch positiv gestimmt ist?

Eine alte Story: Fragt die Schnecke den 1000-Füßler, mit welchem Fuß gehst du morgens zuerst los? Seitdem konnte der 1000-Füßler nicht mehr gehen. Warum? Weil das, was sonst automatisch ging, durch das Nachdenken darüber verhindert wurde.

Weil man Liebe nicht eindeutig wissenschaftlich beweisen und definieren kann, besingen wir die Liebe in Gedichten, in Liedern, schreiben tolle Texte und sagen einfach nur ein Wort: Ich Liebe dich. Aber wenn der Sänger jedes Mal in einer Show anfängt, dasselbe Liebeslied zu singen – liebt er die Besungene wirklich? Singt er es nur, damit andere für ihre Liebe Worte finden? Denken wir lieber nicht weiter darüber nach, was Liebe ist. Wissenschaftlich gesehen: Hormonschübe, ein bestimmter Hormonmix, damit der Mensch sich fortpflanzen kann. Echt? Das ginge auch ohne Liebe. Irgendwie ist Liebe doch etwas Besonderes. Aber was?

Aufgabe: (a) Was ist Kunst? (b) Welche Antworten geben Wissenschaften?

Kunst – was ist Kunst? Nun kann man tiefgründige Definitionen von Kunst finden. Aber es gibt unendlich viele Diskussionen darüber, ob ein Kunstwerk wirklich Kunst ist und warum es Kunst ist und wer es sagt, ob ein Kunstwerk Kunst ist oder nicht. Man denke an das tolle Kleid, das der Kaiser im Märchen bekommen hat: Ein Kunstwerk – alle sagten: Wow, wie schön! Nur ein Kind sagte: Der hat ja gar nichts an! Auf einmal sahen alle, wie das Kunstwerk zerplatzte. Manche Kunstwerke zerplatzen und entpuppen sich als nichtssagend – aber andere ergreifen viele Menschen über Zeiten hinweg!

Wissenschaftlich gesehen kann man Kunst aus unterschiedlichen Richtungen betrachten: Farbe mit bestimmter Linienführung auf Papier oder Leinwand… gebracht. Was ist das Bild vom verlorenen Sohn Rembrandts anderes, als ein paar Kleckse verteilter Farbe? Und doch: Was gibt es Wunderbareres, das Menschen erschaffen können, als Kunstwerke, weil der Betrachter sich darin wiederfindet, sich in bestimmten Stimmungen erkannt weiß, …  Aber beweist das, dass das Bild Kunst ist? Mit Psychologie vielleicht. Und dann entdeckt man etwas anderes: Farben. Mit welcher Hirnregion können wir eigentlich Farben sehen? Sehen wir Farben oder interpretiert das Hirn etwas als Farbe? Farben gibt es ja eigentlich gar nicht – alles sind nur Wellen – Lichtstrahlungen. Auch wenn ein Wissenschaftler genau weiß, was Farben sind und wie Kombinationen und Pinselstriche wirken, kann er doch von einem Kunstwerk bis ins Innerste seiner Selbst ergriffen werden.

Warum ergreifen uns bestimmte Musikstücke bis in den tiefsten Grund unserer Seele? Nicht nur einzelne Hörerinnen und Hörer, sondern Menschen hier und da. Warum lieben Japaner unsere klassische Musik so? Warum wir – während manche damit gar nichts anfangen können? Wenn manche nichts damit anfangen können – gibt es sie darum nicht? Aber Musik – was ist Musik? Sie besteht nur aus bestimmten Wellen, die in der Luft herumflirren. Aber auch wenn Wissenschaft herausgefunden hat, wie „Musik“ funktioniert, kann Musik das Innere des Wissenschaftlers unerklärlich ergreifen.

Aufgabe: (a) Was ist Lebenssinn? (b) Welche Antworten geben Wissenschaften?

Nehmen wir die Frage nach dem Sinn. Was hat mein Leben für einen Sinn? Was für einen Sinn macht das Leben überhaupt? Ist es nicht sinnlos? Muss man Sinnlosigkeit nicht einfach aushalten? Der Sinn des Lebens besteht darin, die Sinnlosigkeit auszuhalten? Es gibt ganz viel, was der Mensch als Sinn ansieht – aus wissenschaftlicher Perspektive: Sich möglichst zu erhalten und zu vermehren. Das ist der Sinn des Lebens aus der Perspektive der Biologie. Und wenn man will auch der aus Genesis 1. Aber in Genesis 1 sehen wir mehr zum Thema: Menschen werden von Gott angesprochen, sie bekommen einen Auftrag, sie sprechen Tiere an, geben ihnen Namen. Der Mensch ist bewahrend und schöpferisch tätig. Gibt es Sinn nur im Rahmen der Religion? Mein Sinn ist: Mich satt essen, Spaß haben, ein gutes Leben führen, Karriere verfolgen, ein Auto, ein Tier, einen Garten hegen und pflegen – oder auch mich selbst. Jedoch: Warum?

Alle diese Aspekte zeigen uns eines: Die Wissenschaft kann nur Details erfassen – und wir Menschen spüren, dass da mehr dahintersteckt als: in der Liebe ein Hormoncocktail, in der Kunst: illusionäre Farbkleckse, im Lebenssinn biologische Fortpflanzung.

Die Wirklichkeit ist komplementär zu sehen – das heißt wissenschaftlich und darüber hinausgehend. Das, was darüber hinausgehend ist, das ist dann wieder eine Frage der Interpretation.

2. Wissenschaft

Aufgabe: Finde heraus: Was ist Wissenschaft?

Wissenschaft bedeutet, mit Hilfe von Methoden und nachfolgenden Interpretationen die Welt zu entdecken und zu erklären. Gott kann man nicht beweisen – also soll er in der modernen Wissenschaft außen vor gelassen werden. Die Grundlegungen unserer Naturwissenschaften heute haben andere gelegt. Sie haben Gott nicht außen vor gelassen, sondern wollten in der Schöpfung erkennen, wie wunderbar Gott alles gemacht hat. Wie erstaunenswert hat Gott die Sterne geschaffen, den Mond, die Sonne, die Erde – wie kommt das? Wie wunderbar hat Gott die weitere Natur erschaffen, die Tiere, die Pflanzen, die Steine…  – warum ist alles so schön, was hat er sich dabei gedacht? Wie funktioniert das alles? Warum hat alles seine Ordnung? Wir wollen dankbar die große Macht Gottes erkunden, die hinter all dem Wunderbaren zu erkennen ist. Und der Mensch – wie rätselhaft: Warum ist er ein so großartiges Geschöpf, das sich anders verhält als andere Tiere, warum kann er denken, wie funktioniert sein Hirn, sein Körper, warum baut er große Häuser… ? Was hat Gott vor? Und so untersuchte man dies und jenes – machte sich Gedanken über dieses und jenes – und schuf auf diese Weise die Naturwissenschaft.

Dann kamen Menschen der Moderne und sagten: Es gibt keinen Gott – und wir haben die Natur zu untersuchen, als ob es keinen Gott gäbe. Auch glaubende Wissenschaftler untersuchen die Natur – et si deus non daretur, als ob es Gott nicht gäbe. Man muss ja auch nicht nach Gott fragen, wenn man die Photosynthese untersucht. Der Glaubende sagt dann, wenn er das entdeckt hat: Gott, wie klasse hast du alles gemacht! Der Nichtglaubende sagt: Die Natur hat das toll hingekriegt – alles Zufall, aber klasse.

Die moderne Naturwissenschaft wird noch von etwas anderem geprägt: Alles muss methodisch bewiesen sein. Methoden setzen den Rahmen, Methoden setzen die Grenzen. Alles, was nicht in diesen methodischen Rahmen passt, hat außen vor zu bleiben. Wissenschaft will das Regelmäßige und das Gleichmäßige erforschen. Alles, was es nur einmal gibt, kann es nicht geben, denn es ist nicht durch ein Experiment wiederholbar.

Wissenschaftler entwickeln immer weitere Methoden – denn die Naturwissenschaft bleibt nicht stehen. Methoden, die unser Hirn und alles, was uns Menschen bestimmt, erfassen sollen: Sinnfrage, was empfinden wir, wenn wir Glück empfinden? Angst – das gibt es – aber man kann sie ausschalten… Farbkompositionen empfinden wir toll, weil… Musik empfinden wir, weil…  – weil diese Dinge in bestimmten Hirnregionen aktiviert werden. Alles besteht aus neuronalen Prozessen. Das ist schon einmal gut – nur ist das zunächst einmal eine Hypothese – die bewiesen werden muss. Natürlich ist klar, dass alles im Grunde über das Hirn läuft – und darum dort auch Prozesse stattfinden – aber: Was steuert die neuronalen Prozesse? Natürlich die Hormone, die Chemie würden andere Fortscher sagen, die Elektrizität, natürlich die Gene, wieder andere – natürlich ein Mix aus alledem – wieder ein anderer. Schön, sagt das staunende Publikum, dann forscht einmal schön weiter.

Ganz verwegene Hirnforscher kommen auf die Idee, Gott in den Hirnen messen zu wollen. Klar: Dort findet man auch Gott, wenn man die Hirnaktivitäten beim Beten und Meditieren mit Gott verwechselt. Aber Religion ist Gefühl – und da es manche Wissenschaftler darauf abgesehen haben, Religion zu erforschen, kommen sie auf die Idee, dass die Gefühle bei religiösen Erfahrungen herstellbar sind. Wie man einen Hahn dazu bringt, Hähne zu bespringen, indem man irgendwelche Hirnregionen manipuliert, so werden Hirnregionen mit Magneten stimuliert – und just gibt es religiöse Erfahrungen. Andere finden entsprechende Gene, wieder andere sehen in der Erziehung die Lösung des Problems von Religion und Glaube. Andere wieder die Hormone: Religion schüttet Dopamin aus – und glückselig glaubt man an ein höheres Wesen.

Wissenschaftler treiben die Wissenschaft voran – doch was ist ein Wissenschaftler? Auf welchen Voraussetzungen basiert sein Deuten? Wissenschaft ist abhängig vom Gehirn. Das Gehirn folgt bestimmten Deutungsmustern, es konstruiert Wirklichkeit. Und: Das Gehirn ist von dem abhängig, was die Sinne eines Wissenschaftlers wahrnehmen. Von daher ist es für die Wissenschaft äußerst wichtig, dass nicht einer allein etwas herausfindet und deutet – es muss auch von (allen) anderen mit ihren Sinnen und Hirnen wahrgenommen und entsprechend interpretiert werden. Von „allen“ wurde in Klammern gesetzt, denn es gibt in der Wissenschaft „Schulen“ – das heißt: Es kommt selten vor, dass alle einer Meinung sind, es tun sich Gruppen zusammen und versuchen andere von ihren Beobachtungen zu überzeugen.

3. Der Mensch als Herrscher

Gott hat alles wunderschön geschaffen. Gott? Nein, nicht Gott, der Zufall. Aber der Mensch möchte möglichst wenig dem Zufall überlassen – Gott eben schon einmal gar nicht – und entwickelt sich als Wesen, das Technik entwickelt. Der Mensch als Schöpfer. Man muss alles mit wissenschaftlichen Methoden erforschen, damit man alles beherrschen kann. Damit ist der Lebenssinn der Gegenwart erfasst. Was für einen Sinn hat das Leben? Alles wissenschaftlich zu erfassen – dann Dinge entwickeln, die dieses unvollkommene Etwas, genannt Schöpfung / Natur, vollkommen macht. Für den Menschen vollkommen macht: Krankheiten müssen beherrscht werden – und die Hoffnung ist, irgendwann den Tod zu beherrschen, darum lässt man sich heute für viel Geld einfrieren. Zukunftshoffnung auf „naturwissenschaftlich“. Das Wetter muss man beherrschen – und wenn die böse Sonne und andere Faktoren die Erde aufheizen, dann muss man sie eben abkühlen – mit technischen, chemischen Mitteln. Man muss Nahrungsmittel in Hülle und Fülle produzieren, damit alle zu Essen und zu trinken haben. Wir beherrschen die Schwerkraft und jagen Raketen ins All, wir beherrschen die Schwerkraft und trotzen Erdbeben und Tornados, indem wir Wunderwerke an Häusern bauen, wir überlisten Zeit und Raum durch PC und Internet. Der Mensch ist ein Wunderwesen, das auch Wundergutes hervorbringt – aber zu seiner maßlosen Enttäuschung: Er kann immer nur etwas aus dem schaffen, das vorhanden ist. Er kann noch nichts aus Nichts machen. Und wie kam das alles, was da ist? Aus Zufall – ohne Zutun des Menschen – und weil der Mensch nichts dafür kann, und er am liebsten alles gemacht hätte, schafft er den Macher Gott ab – weil er den mit Hilfe seiner Methoden ja doch nicht beweisen kann. Man manipuliert nun nicht mehr nur Tiere, Wetter, Materialien, nun ist auch der Mensch dran. Der Mensch darf nicht so bleiben wie er ist. Die Religionen haben ihn schon ethisch zu prägen versucht – nun muss man mit Hilfe der Wissenschaft darangehen und ihn verändern. Mit Hormonen schafft man es schon, Depressionen und anderes zu bewältigen – aber der ganze Mensch muss anders werden  – Psychologie heißt das Zauberwort – denn ins Hirn selbst mag man noch nicht so sehr eingreifen. Gender heißt das andere Zauberwort: Wir formen den Menschen durch Umerziehung zu dem, wie wir ihn haben wollen. Was sich schon Platon erträumte, den vollkommenen Menschen, erschaffen durch den Menschen und nach ihm so manche Ideologie, das steckt noch in unseren Köpfen.

Wissenschaft wird so unter der Hand nicht mehr als ein Mittel, Gottes große Schöpferkraft zu loben, sondern manche sehen sie als eine Tätigkeit an, die Existenz Gottes zu widerlegen, um den Menschen als Schöpfer zu erschaffen. Und das wird dann als Wissenschaft schlechthin dem staunenden Publikum propagiert.

4. Der Mensch als Wissenschaftler unabhängig von Glauben und Atheismus

Doch Wissenschaftler haben überwiegend andere Intentionen: Sie wollen sehen, erkennen – und manche Wissenschaftler lassen sich eben nicht die Fesseln ihrer atheistischen Kollegen anlegen. Wissenschaft ist frei – auch Gott zu denken.

Und so gibt es unterschiedliche Wissenschaftler, die das Verhältnis Glaube und Wissenschaft auf unterschiedliche Weise verstehen:

  • Konflikt: Glaube und Wissenschaft haben nichts miteinander zu tun.
  • Unabhängigkeit: Glaube und Wissenschaft sind zwei Größen, die voneinander unabhängig sind, um die Welt zu verstehen, sie haben unterschiedliche gesellschaftspolitische und individualpolitische Funktionen.
  • Dialog: Glaube und Wissenschaft kommunizieren miteinander – zwangsläufig, weil beide die gleiche Sprache verwenden – so verwendet die Wissenschaft auch die Sprache des Mythos (z.B. „Urknall“)
  • Integration: Wissenschaft und Religion werden zusammengeführt und im Rahmen einer Metaphysik wird die traditionelle Religion überwunden: Gott in der Natur – das Transzendente prägt die Naturerkenntnis: Gott ist nicht Person, er ist in der Natur im Werden.
  • Komplementär: Religion und Wissenschaft ergänzen einander, stehen miteinander in der Diskussion und suchen miteinander Menschen zu helfen, seine Welt zu begreifen.

5. Nicht notwendige Wissenschaft

Wie der Mensch in Bereichen leben kann, in denen er Gott nicht denken muss, so gibt es auch Lebensbereiche, in denen der Mensch Wissenschaft nicht benötigt – das heißt, in grundlegenden Fragen hat er seit Jahrtausenden gelebt – ohne Wissenschaft im modernen Sinn zu benötigen:

  • Familie – Freundschaften: Eltern schenken Geborgenheit, sie prägen das Kind für das Leben. Menschen finden einander sympathisch – sie nähern sich einander an.
  • Menschen leben in einem sozialen Miteinander – sie sind religiös – leben mit der Natur um sie herum und der eigenen.
  • Menschen suchen Nischen, in denen sie die Realität Realität sein lassen, weil sie über sie hinausgehen: in Träumen, Kunst, …
  • Natürlich leben Menschen auch das Gegenteil: in Unfrieden in der Familie, Unfrieden mit anderen, mit der Natur, mit der Religion, mit sich selbst.
  • Menschen leben ganz vielfältig – bis dahin, dass es unterschiedliche Typen gibt: Kritiker und Zufriedene, Unterwürfige  und Dominante, Gehorsame und Widerständige, Mutige und Feige, Stille und Laute, Leute, die ständig Neues erleben wollen, Leute, die eher in Ruhe gelassen werden wollen, manche interessieren sich für Kultur und manche interessieren sich für sich, manche lieben Gesellschaft – manche die Einsamkeit. Manche lieben Experimente mit allem und jedem – manche hassen das. Manche lieben Online-Spiele und manche Rugby draußen auf dem Platz und manche den Tanz. Und dann gibt es Mischungen all dieser Typen – und Menschen wandeln sich im Laufe der Zeit…

Wissenschaft kann dem allen nachspüren und kann alles zu ergründen suchen – aber sie darf den Menschen nicht an bestimmte Typen anpassen wollen, dann wird sie zur Ideologie. Sie nimmt den Menschen die Würde.

Wissenschaft muss wie Religion erkennen: Sie helfen beide das Leben zu erleichtern, zu erklären, … – aber letztendlich kann der Mensch auch ohne sie auskommen. Auch ohne Religion…?

Wenn Wissenschaft meint, Religion bzw. Glauben erklären zu können, dann ist das wie mit der Kunst oder dem Musikstück: Auch der Wissenschaftler kann vom Glauben erfasst werden – bis in die tiefsten Tiefen seiner selbst.

NATURWISSENSCHAFT – GESCHICHTSWISSENSCHAFT + RELIGION

Zu der Fragestellung siehe auch: http://www.evangelische-religion.de/beweis-wirklichkeit.html

1. Menschen sind Protagonisten von Naturwissenschaft und Religion. Und als solche agieren sie auch unterschiedlich.

Extreme Atheisten unter den Naturwissenschaftlern lehnen Gott ab – und – sagen wir mal – ganz (extreme) Fromme sehen naturwissenschaftliche Erkenntnisse als Angriff gegen die Religion an. Dialog ist kaum möglich, nur Spott und Überheblichkeiten – auf diese Weise werden auch Dialoge vermieden.

Dazwischen gibt es eine Menge an Spielarten:

  • Naturwissenschaft und Religion haben unterschiedliche Themen, haben in der Gesellschaft unterschiedliche Funktionen, darum variieren auch die wissenschaftliche und religiöse Sprache; Naturwissenschaft basiert auf nachprüfbare Erkenntnisse – Religion auf individuelle und kollektive Erfahrungen, die nicht wissenschaftlich wiederholbar sind – entsprechend formuliert man auch auf den jeweiligen Ebenen ganz anders. Das bedeutet: beide haben nichts miteinander zu tun – keiner greift in die Wissenschaft des anderen ein.
  • Oder treffen sich Naturwissenschaft und Religion in der Sprache? So greifen Naturwissenschaften oft religiöse Sprache auf, um Beobachtungen zu formulieren: die Natur hat gemacht…; oder auch in den Naturwissenschaften ist nur wenig wirklich bewiesen (im landläufigen Sinn) – doch wie spricht Naturwissenschaft von unbewiesenen Vermutungen (z.B. dem Urknall) oder Beobachtungen, die man nicht so ohne weiteres Nichtwissenschaftlern zugängig machen kann (z.B. Atome…). Auch Naturwissenschaft lebt von Interpretation: Wie werden bestimmte Beobachtungen interpretiert? Urknall, Quantentheorie…
  • Können sich Naturwissenschaft und Religion auf dieser Ebene der Interpretationen miteinander unterhalten? Können sich beide über ihre Weltbilder miteinander unterhalten, deren Herkunft offenlegen, ihre Sprache bewusst verwenden? Aufgrund des atheistischen Drucks scheinen mir an dieser Stelle die christlichen Naturwissenschaftler weiter zu sein, weil sie sich rechtfertigen müssen – einmal ihren Glauben zum anderen ihren wissenschaftlichen Standpunkt. Andere scheinen sich ihrer Interpretationsmuster nicht sehr bewusst zu sein: Auch Naturwissenschaftler bewegen sich im Rahmen ihrer religiösen Kultur bzw. im Rahmen neu adaptierter Kulturen. So interpretieren sie ihre Beobachtungen in den jeweiligen Traditionen (Urknall: Es hat alles einen Beginn = jüdisch-christlich; oder: Unentwegtes Entstehen und Vergehen des Universums = hinduistisch-buddhistische Tradition – das ist mit dem atheistischen Weltbild wohl stärker kompatibel, weil es nicht von einem Schöpfergott ausgeht). So stellt sich nicht nur die Frage nach der Interpretation, sondern gar die nach der Beobachtung: Warum und wie beobachtet man seine Umgebung (damit die Frage: Warum hat gerade das jüdisch-christliche-griechische Weltbild die Naturwissenschaften zur Folge gehabt?).
  • Folge eines Miteinanders kann sein, dass man Aspekte der Naturwissenschaft im Licht des Glaubens besser versteht – und dass man Aspekte des Glaubens im Licht der Naturwissenschaft besser versteht. Denn: Naturwissenschaft wie Glaube gehören zum Alltag, zum Interpretationsrahmen des Menschen.
  • Interpretationen in Naturwissenschaften wie Glauben stehen nie ein für alle Mal fest. Als Mensch, als Individuum, macht man Wandlungen durch – nur Starrköpfe meinen, immer gleicher Meinung zu sein – auch im Zusammenhang seines Weltbildes.

Aufgabe: Welche Position entspricht Deinem Weltbild? Begründen!

Anmerkungen:

Der Mensch: Gefülltes Nichts

Oh, Mann, schon wieder! Da versucht einer mit viel Überlegungen herauszufinden, dass bei dem Schöpfungsakt kein Gott vorhanden sein kann, sondern versucht irgendwie zu beweisen, dass Nichts nicht Nichts war, aus dem dann alles hervorgegangen ist.

Was soll man dazu sagen? Seit Jahrzehnten versuchen Theologen der Welt darzustellen, dass wir Gott nicht als Lückenbüßer sehen können, das heißt, dass die Lücken, die die Wissenschaft lässt, nicht mit Gott gefüllt werden dürfen. Gott wird immer weiter in eine Nische zurückgedrängt, bis der Mensch eben stolz sagen kann: Da ist Gott nicht. Der Beweis, dass es Gott nicht gibt, treibt scheinbar so manchen Wissenschaftler an, intensiver zu forschen. Das ist echt ein Gotteswitz: Der nicht existierende Gott fördert die Wissenschaft immens.

Wissenschaft hat es weder so noch so um Gott zu gehen, sondern um Welterklärung in dem Sinn: Was ist beweisbar. Der Glaube ist Welterklärung in dem Sinn: Warum lebe ich? Wie lebe ich? Der Mensch fragt über sich und das Beweisbare hinaus. Das hilft den Menschen ja überhaupt nichts zu wissen, er hat Körper wie die Tiere, ist entstanden wie die Tiere, hat Triebe wie die Tiere – denn er spürt: Aber ich bin kein Tier! Ich gehe aufrecht, ich habe Verstand, ich kann reden, ich kann meine Triebe zügeln – ich bin nicht mein Hund, den ich füttern muss und mit dem ich Gassi gehe. Und dieses über sich Hinausfragen landet bei Gott.

Übrigens: Mancher kluge Wissenschaftler landet doch immer wieder an dem Punkt, an dem schon etwas da ist, aus dem etwas wird: Denn Nichts ist für ihn nicht Nichts. Indem man nun das Nichts einfach – mit hohen mathematischen Künsten – zu einem gefüllten Nichts umdefiniert – ist noch lange nicht die eigentliche Frage geklärt. Aber das macht „nichts“. Freilich ist er auf dem richtigen Weg: Wir Menschen sind abhängig von unserer Sprache. Wenn wir Himmel sagen, denken wir Deutschen an den blauen Himmel über uns. Engländer wollen dann wissen, ob man sky meint (der Himmel, den man sieht) oder heaven (der Himmel als Ort Gottes). Sprache ist ein Schlüssel zum Verstehen und Nichtverstehen.

Christen glauben übrigens auch – seit Jesus Christus – dass Gott im notleidenden Menschen gegenwärtig ist. Hat der kluge Wissenschaftler schon einmal einen untersucht und kann wie der Pseudo-Gagarin ausrufen: „Ich habe im notleidenden Menschen keinen Gott gefunden!“? (Dem Astronauten Gagarin wurde die Aussage in den Mund gelegt: Er habe Gott im Weltall gesucht – aber nicht gefunden.)

Dass Gott nicht als Lückenbüßer eingesetzt wird, das ist kein neues Thema der Theologie. Jesus Christus hat Gott nicht als Lückenbüßer eingesetzt, sondern angesagt. Christen sagen Gott an – leben (wenn es gut geht) seinen Willen.

*

Mensch und Affe

„Dass Frauen nach ihrer fruchtbaren Phase weiterleben, ist eine Eigenschaft, die es bei anderen Primaten nicht gibt. Und das ist auch insofern faszinierend zu wissen, dass die wissenschaftliche Richtung, die die Großmütter dafür verantwortlich macht, dass es Kultur gibt, dadurch unterstützt wird. Was selbstverständlich ist – aber rein rational durch diese Forschung unterstützt wird: Menschenfrauen sind damit nicht nur allein dazu da, Nachkommen zu bekommen, sondern sie sind als Mensch wertvoll, haben Würde.

Wie sehr wir Menschen uns von den Affen unterscheiden, das wird von der Forschung immer stärker herausgearbeitet. Bis dahin, dass wir kein Fell haben. Warum haben wir kein Fell? Damit unser Körper beim raschen Laufen und unser Hirn nicht überhitzen, müssen wir gut – und auch noch durch die besondere Art der Schweißdrüsen (ekkrine) geschützt – schwitzen.

Nackt und besonders gut schwitzend liefen wir aufrecht mit unseren unfruchtbaren aber lehrenden Großmüttern – ach ja, und Fleisch essend und miteinander redend und schwatzend – mit wachsenden Gehirnen durch das Paradies… 😉

All das unterscheidet uns von den Affen. Freilich: Noch viel mehr. Die Schönheit der Frau mit stolzgeschwellter Brust, das Lächeln, das unsere vielen, vielen Gesichtsmuskeln erlauben… Woher kam das alles? Anthropologen wissen es noch nicht so richtig – Theologen ahnen es.

Bei all dem ist nur von Frauen die Rede. Hm, als Mann macht mich das doch sehr nachdenklich. Ach ja, warum leben wir Männer – anders als unsere lieben Schimpansen, Gorillas und natürlich die für viele in ihrem Sexualleben vorbildhaften Bonobos – in Freiheit monogam? Damit unsere Gene in unseren Kindern besser überleben, kein Rivale tötet sie, sie wachsen besser auf, weil Muttern sie nicht allein füttern muss, sie können sich beim Wachsen Zeit lassen, damit sich auch das große Hirn entwickeln kann. Und da wir doch sehr sozial lebende Wesen sind, gibt es weniger Streit um die Weibchen. Gehört es erst einmal einem Männchen, ist Ruhe im Laden, meistens – ach ja, auch darum, weil wir nicht die anderen Männchen von unserer Weibchenherde ständig vertreiben müssen. Das wäre zu anstrengend. Wir sind also als Männchen bequeme Paschas – aber schlauer als die brünftigen Hirsche, die sich rammdösig kämpfen. Die Feministinnen unter uns haben das schon immer gewusst.

Ich schrieb: „in Freiheit monogam“ – ein weiteres Kennzeichen des Menschen: Er ist nicht instinkt-monogam, sondern hat die Freiheit, Verantwortung zu tragen. Und er kann lieben. Und er kann so frei sein, dass er über sich hinaus sehen und glauben kann. Wow, der Mensch!

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass wir Ressourcen frei haben, um technisch und kreativ tätig zu sein. Kultur lautet das Stichwort. Großeltern können von ihrem Leben erzählen, damit das kleine Gehirn besser wächst, können ihre Erfahrungen weitergeben – und inzwischen sogar die Erfahrungen anderer, indem sie Bücher vorlesen. Mama und Papa können ihre Aufgaben mit anderen Teilen, nicht jeder muss alles machen, sondern jeder trägt das Seine dazu bei, dass das Gemeinwesen funktioniert, so haben auch sie mehr Zeit für die Kinder und für Kontaktpflege und dem kreativen Nachgehen von Künsten.

Natürlich leben wir in einer Zeit, in der so mancher davon träumt, all das anders ordnen zu müssen. Auch das ist eine Besonderheit des Menschen: Er hat die Freiheit zu meinen, alles besser zu machen – aber kehrt dann doch wieder reumütig zurück. Man denke nur an die Kibbuzim in Israel und die Sowjetunion und andere neumodische Gesellschaftssysteme. Oder an die Gesellschaften, die geprägt sind vom Beziehungschaos. Oder an Gesellschaften, die den Menschen gesetzlich versklaven, um ihn in bestimmte Richtungen zu erziehen.

Was ich über den Menschen gesagt habe, ich darf ja nicht verallgemeinern, gilt natürlich nicht für diejenigen, die sich in diesen Worten so gar nicht wiedererkennen. Sagen wir: Schimpansen, Gorilla- und Bonobo-Menschen.