Gott in der Musik
Aufgabe: Viele der unten genannten Menschen haben eine interessante Biographie. Arbeite sie heraus.
Von Anfang an haben Christen viel gesungen. Das haben sie von ihrer Mutter-Religion, dem Judentum, übernommen. Schon im Neuen Testament – also im 1. Jahrhundert – begegnen uns manche Lieder, so im Lukasevangelium (Lukas 1) das Lied der Maria (Magnificat) und das Lied des Zacharias (Benedictus). Ebenso sehen wir in den Briefen des Apostels Paulus das Hohelied der Liebe (1. Brief an die Korinther 13), das Lied des Dienens (Philipperbrief 2). Auch die Apokalypse des Johannes kennt Lieder, neue Lieder (5,9; 14,3) so das Lied der Überwinder (15). Die ersten Lieder waren für die Judenchristen eben auch die Psalmen wie der Brief des Jakobus schreibt (5,13; vgl. 1. Kor 14,15). Der Epheserbrief fordert wie der Kolosserbrief dazu auf, zu singen (5,16 bzw. 3,16). Auch christliche Texte, die nicht in der Bibel stehen, lassen immer wieder Lieder anklingen.
Christen waren auch innovativ. So haben in der heidnischen Tradition, soweit ich weiß, Männer die Frauenstimmen übernommen – Christen gingen dazu über, auch Frauen singen zu lassen. Aus all dieser Sangesfreude und Freude an der Musik seien im Folgenden einige Beispiele hervorgehoben. Es sind nur Beispiele aus der unendlichen Fülle an Texten und Liedern.
Die Ostkirche hatte viele liturgische Gesänge. Als Beispiel sei aus dem 4./5. Jahrhundert genannt: https://www.youtube.com/watch?v=c0eit4OcDfk (Liturgie des Heiligen Basilius der Große [+379] bzw. des Heiligen Johannes Chrysostomos [+407])
Diese regten dann im 4. Jahrhundert in der Zeit des Ambrosius von Mailand westliche Liederdichter an. Die Gottesdienste wurden schöner gestaltet durch Hymnen und Wechselgesänge (Ambrosianischer Gesang).
Hymnus beim Hahnenruf (nur die zwei letzten Strophen; http://alte-lieder.de/category/ambrosius/) seien genannt:
- Gib, unsrer Sinne Licht! Dich kund,
- Entscheuch‘ den Schlummer unsrer Brust,
- Und stimme, unsrer Seele Lust!
- Zu Lobgesängen unsern Mund:
- Daß laut er Gott den Schöpfer preis’t,
- Dich Lichtglanz, der im Vater glüht,
- Ein Lichtquell selbst, der ewig sprüht,
- Und gleichen Gott, des Trostes Geist.
Im 6. Jahrhundert begann sich ein neuer Stil durchzusetzen: Alle Stimmen singen gleichermaßen ruhig ohne Ablenkungen durch Instrumente dieselbe Melodie. Dieser Stil hat seinen Namen vom Papst Gregor den Großen bekommen, der diese Art des Gesangs förderte: https://www.youtube.com/watch?v=7AP7WiYrAfU (Kyrie Missa de Angelis).
Machen wir einen Sprung ins 16. Jahrhundert. Martin Luther hat die Kirchenmusik dadurch geprägt, dass er weltliche Melodien mit einem geistlichem Text singen ließ. Musik – als Gesang der Gottesdienstbesucher – spielte eine größere Rolle als im katholischen Umfeld. Zudem lässt sich die frohe Botschaft, das Evangelium, einprägsamer, nachhaltiger vermitteln, wenn sie mit einer Melodie verbunden wird. Als Beispiel sei ein Lied genannt, das für die Protestanten wichtig wurde, eine Art Hymnus der protestantischen Kirche – der heute vielfach sehr harmlos gesungen wird: https://www.youtube.com/watch?v=rOm1_ta4rGI
Als nächsten großen Dichter möchte ich aus dem 17. Jahrhundert Paul Gerhardt (1607-1676) nennen: Geh aus mein Herz und suche Freud – genauso bedeutsam wie: Ist Gott für mich so trete, gleich alles wider mich. Befiehl du deine Wege – sei hier als Link gegeben: https://www.youtube.com/watch?v=JaXAkgzwljE
An dem Lied: Geh aus mein Herz und suche Freud wird schön deutlich, wie die Natur zum Gleichnis für die christliche Botschaft werden kann:
- 13. Hilf mir und segne meinen Geist
- mit Segen, der vom Himmel fleußt,
- daß ich dir stetig blühe;
- gib, daß der Sommer deiner Gnad
- in meiner Seele früh und spat
- viel Glaubensfrüchte ziehe.
- 14. Mach in mir deinem Geiste Raum,
- daß ich dir werd ein guter Baum,
- und laß mich Wurzel treiben.
- Verleihe, daß zu deinem Ruhm
- ich deines Gartens schöne Blum
- und Pflanze möge bleiben.
Die 17./18. Jahrhunderte waren die großen Jahrhunderte in der Kirchenmusik.
Johann Sebastian Bach (1685-1750) – ein sehr bedeutender Musiker, von dem gesagt wurde, er dürfte nicht Bach heißen, er müsste Meer genannt werden. Er ist einflussreich gewesen, bis hin in die gegenwärtige Pop-Musik (Beispiel: http://www.jochenscheytt.de/popsongs/whitershade.html ). Seine Passionen werden heute noch regelmäßig aufgeführt und ergreifen viele Menschen. Ein Wunder an Mensch, der – wie auch Händel – seine Stücke mit S.D.G. unterschrieb: Soli Deo Gloria (Allein Gott sei Ehre). Jesus bleibet meine Freude: https://www.youtube.com/watch?v=WUo7tQOvapE
Georg Friedrich Händel (1685-1759) – das Halleluja aus dem Messias Oratorium klingt in den Ohren nach, ob man an Gott glaubt oder nicht: https://www.youtube.com/watch?v=wIIH5Bva738
Joseph Haydn (1732-1809) – die Himmel erzählen die Ehre Gottes – auch das Stück aus seiner Schöpfung klingt – wie viele anderer seiner Stücke – im Herzen nach: https://www.youtube.com/watch?v=eRor5Uf6iM4
Und die Messen Wolfgang Amadeus Mozarts (1756-1791). Sein letztes, unvollendetes Werk war das Requiem. Sein Teil endet mit dem Text https://www.youtube.com/watch?v=jpWJXoEF2hA :
- Opfergaben und Gebete
- bringen wir dir, o Herr, zum Lobe dar:
- nimm sie an für jene Seelen,
- derer wir heute gedenken.
- Lass sie, o Herr, vom Tode hinübergehen zum Leben,
- wie Du es einst dem Abraham verheißen hast
- und seinen Nachkommen.
Aber Glaubende hörten nicht nur die kunstvollen Stücke, sie sangen auch intensiv mit. In der Methodistischen Kirche war Charles Wesley (1707-1788) ein wichtiger Liederdichter.
An dieser Stelle sei auf die weltweit wirkungsreiche Tradition vor allem des 19. Jahrhunderts englischsprachiger Länder hingewiesen:
Zu Tränen rührt das Lied von Sarah Flower Adams (1841) / Melodie: Lowell Mason (1856) bis heute Menschen: Nearer, My God, to Thee. Nicht nur das, CNN will das auch spielen, wenn die Welt untergeht: https://www.youtube.com/watch?v=rwLl5nY5WPI
Horatio Spafford schrieb nach heftigen Schicksalsschlägen 1873: It Is Well Withg My Soul, das Philip B. Bliss 1876 vertonte: https://www.youtube.com/watch?v=zY5o9mP22V0
Carl Boberg dichtete 1885 How Great Thou Art – das mit einer traditionellen Melodie gesungen wurde und bis heute zu einem der wichtigsten christlichen Hymnen gehört: https://www.youtube.com/watch?v=uHrgaOz10HA.
Wer kennt nicht das Lied Amazing Grace, das nach 1748 von John Newton geschrieben wurde, der Sklavenhändler war und dann zu Christus zurückkehrte und gegen den Sklavenhandel kämpfte. Wer die Melodie geschrieben hat, ist nicht mehr ganz klar. Auf jeden Fall begegnete sie 1831 in einem Gesangbuch: https://www.youtube.com/watch?v=AtteRD5bBNQ
Auch in Deutschland gibt es ähnliche Lieder, so der von Gerhard Tersteegen 1750 gedichtete Text: Ich bete an die Macht der Liebe, der mit einer Melodie von Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski berühmt wurde: https://www.youtube.com/watch?v=iI8bCQxPWmU Das Stück ist Teil des Großen Zapfenstreichs geworden.
Mit Beginn der Sklaverei in den USA im 17. Jahrhundert begannen auch Spirituals (a capella), die dann Vorläufer des Gospels (mit Instrumenten) wurden. In ihnen kommt das Leiden zum Ausdruck – es wird mit biblischen Texten ausgesprochen. Vor 1861 entstand: Go Down Moses https://www.youtube.com/watch?v=Y2hZHu7rlrQ&list=RDT2r6phT5GN4&index=3
Im Amerikanischen Bürgerkrieg dichtete Julia Ward Howe gegen die Südstaaten (gedruckt 1862): Glory, Glory Halleluja, das ich hier in einer eindrucksvollen modernen Version von Odetta wiedergeben will. https://www.youtube.com/watch?v=BLfE7p75g2g&t=5s Es wird bis heute zu wichtigen nationalen Ereignissen in den USA gesungen.
Den Vorläufer des folgenden Gospels hat Pfarrer Charles Albert Tindley 1901 getextet: We Shall Overcome – dieses wurde zu einem wichtigen Lied in der Bürgerrechtsbewegung – hier in der Version von Joan Baez wiedergegeben: https://www.youtube.com/watch?v=RkNsEH1GD7Q
Auch das 20. Jahrhundert ist nicht arm an Komponisten. Viele werden https://evangelische-religion.de/main-points-und-kunst.html unter Punkt 2. genannt. Ein paar wenige Beispiele seien vertieft.
An John Rutter möchte ich verdeutlichen, dass Musik auch Situationsbezogen ist. Sein Segen wird bei einer (berühmten) Hochzeit gesungen: https://www.youtube.com/watch?v=fFz6PU2E67E bzw. greift Themen der Zeit auf: https://www.youtube.com/watch?v=PTOfSKXkRa0 (For the Beauty of the Earth).
Sofia Gubaidalina hat eine spannende Biographie. Sie wurde in der kommunistischen Sowjetunion geboren. Sie hatte als Kind angesichts einer Ikone (ein christliches Bild) ein tiefes religiöses Gefühl. Sie berichtete davon, aber die Familie hatte vor dem kommunistischen Regime Angst und sie sollte es verschweigen. Dann wurde sie schwer krank und die Mutter gelobte Gott, sie würde ihre Tochter taufen lassen, wenn sie gesunde. Sie wurde gesund, sie sollte getauft werden, aber an einem fernen Ort, an dem sie keiner kennt. Der erste Priester war betrunken, der zweite wusste nicht, wie man das macht. Also ließ sie sich dann erst als Erwachsene taufen. Aus ihrem Werk seien Die sieben letzten Worte (Jesu am Kreuz) am Kreuz genannt. Man bedenke, wenn es etwas fremd klingt: Die Dramatik des Sterbens Jesu wird wiedergegeben: https://www.youtube.com/watch?v=PZgA5iBaRkY
Das wunderbare am 20. Jahrhundert ist, dass die Musik nicht mehr allein in Europa oder in Nordamerika entsteht, sondern weltweit. Hier ein Beispiel von Cyprien Rugamba: https://www.youtube.com/watch?v=S1ZU0Po_ZPg Soweit ich sehe ist neben Nigeria und Ostafrika auch Südafrika ein Zentrum mit sehr ansprechenden Chören. Genannt seien die Stücke Ukuthula („Frieden“ durch Jesus Christus – Cape Town Youth Choir) https://www.youtube.com/watch?v=yNqmpQPp-ns und über die Bekehrung des Apostels Paulus – sehr dramatisch: https://www.youtube.com/watch?v=uG2M8h9zijY (soweit ich sehe von einem Teil der Sängerinnen und Sänger des Stellenbosch University Choirs).
Weltweit gibt es christliche Strömungen, die viel Gewicht auf Musik legen und äußerst viele Menschen ansprechen: Darlene Zschech (Hillsong Church – eine in Australien gegründete Megachurch) https://www.youtube.com/watch?v=pzXYSJhNu2g (How Great Is Our God) und Michael W. Smith (Agnus Dei) https://www.youtube.com/watch?v=UWndDW_271g seien als Beispiele genannt. An beiden lässt sich schön sehen, wie Lieder emotional Bedeutung bekommen können. Die erhobenen Hände sind vielen von uns unbekannt: Es handelt sich um eine alte christliche Gebetsgeste, beide Hände zum Himmel zu erheben. Wenn ein Finger nach oben zeigt, bedeutet das: Gott allein ist die Ehre zu geben.
Große Verbreitung – bis ins streng muslimische Dubai – hat Baba Yetu bekommen, das Vater Unser auf Suaheli: Dazu zwei Beispiele: https://www.youtube.com/watch?v=rFEx0jY5emc und https://www.youtube.com/watch?v=PCa8RxaOPW8
Auch in Deutschland gibt es eine große Bandbreite an christlichen Liedern jeglicher Stilrichtungen. Einer, der als Initialzündung gilt, ist Manfred Siebald: https://www.youtube.com/watch?v=q0yFfpn4aeQ (Wo warst du, Gott?) und ist Siegfried Fietz, zum Beispiel mit seiner Vertonung des Gedichts von Dietrich Bonhoeffer: Von guten Mächten wunderbar geborgen https://www.youtube.com/watch?v=2Y4DV3ueEQs
Aus dem 21. Jahrhundert gäbe es auch sehr viele Beispiel zu nennen: Es sei – neben den oben genannten aus Südafrika – auf Mack Brock hingewiesen: After Me https://www.youtube.com/watch?v=ErHxLEpoI_s Zudem treten viele Gruppen sehr professionell auf: Bethel Music – entstanden in Kalifornien als Gemeinschaft christlicher Musiker und Künstler -: https://www.youtube.com/watch?v=e_bj6mjUj7k (Brian und Jenn Johnson: For the One). Ein weiteres Beispiel: Nicole C. Mullen: The God Who Sees https://www.youtube.com/watch?v=sz81dIfwf4Y
Gott in der Musik! Selbst auf Youtube herumsuchen – es ist spannend. Weltweit herum suchen. Etwas schwer, wenn man die Sprachen nicht versteht. Aber es klappt. Es gibt wunderschöne Stücke. Ihr würdet vielleicht ganz andere auswählen als ich. Welche?
Damit ist eine Hausaufgabe gegeben.