Aufgabe: Was sagst Du zu diesen Texten?

  1. Der statistische Mensch

Der Mensch lebt vernetzt. Er vernetzt sich kommunikativ. Und er vernetzt sich dann mit Hilfe der Technik.

Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere: Alle Menschen sind Individuen – aber gleichzeitig verhalten sie sich im Rahmen, der ihnen vorgegeben ist. Beispiel: Fast alle Kinder bekommen gleichzeitig Zähne, können im gleichen Alter laufen, hören auf, in die Windel zu machen, haben ein ähnliches Gewicht, eine ähnliche Größe. Dann gibt es freilich Ausnahmen – aber die bestätigen bekanntlich die Regel. Und das setzt sich während des gesamten Lebens fort. Und so entdeckte Adolphe Quetelet im 19. Jahrhundert, dass das verhalten von Menschen trotz individuellen Tuns Regeln folgt, die nicht bewusst sind. Somit sind Menschen in Typen einzuordnen. Diese jeweiligen Typen verhalten sich ähnlich. Der Mensch wird statistisch berechenbar. Und weil der Mensch statistisch berechenbar ist, kann man ihn auch – obgleich er sich als Individuum fühlt – als Herdentier ansehen.

Das wird dann sehr gerne von Firmen ausgenutzt: Alle Menschen wollen es möglichst kostenlos haben, alle wollen gerne gelobt werden oder sich selber belohnen… Entsprechend sind das die Köder, mit denen auch die Firmen arbeiten, die Digitalisierung fördern. Der Mensch ist dann nicht mehr als Individuum erkennbar, sondern als ein Herdentier, das ökonomisch verwertet wird.

Verfeinert bedeutet das aber auch, dass Menschen, die eine negative und aggressive Sprache verwenden, die sich auch sonst neben dem normalen Mainstream verhalten, die sich häufig beschweren usw. von Firmen eher negativ bewertet werden können (Risikobewertung durch Hintergrund-Checks, z.B. Airbnb oder Fluggesellschaften usw.) – es werden also Scores angelegt (wie z. B. auch von der Schufa https://www.focus.de/finanzen/banken/tid-20933/schufa-auskunft-welche-daten-die-schufa-sammeln-darf_aid_587768.html ; zudem: Ab einem gewissen Alter bekommen Menschen kaum mehr Kredite…). Wer hier negativ auffällt, kann evtl. benachteiligt werden, wer nicht oder positiv auffällt, kann bevorzugt werden. Das kann dann soweit gehen, dass Menschen mit besonderen Vorlieben (z.B. ein Benziner-Auto fährt statt E-Wagen oder Fahrrad) oder in einem deklassierten Wohnumfeld lebt, oder politisch unangenehme Einstellung vertritt, diskriminiert wird – ohne dass er es weiß. (Die Beispiele zeigen, dass es auch in unserer Gesellschaft Schieflagen gibt. Vgl. auch https://www.ai-united.de/der-random-forest-zufallswald-algorithmus/ und mögliche Diskriminierung von Frauen, weil die Algorithmen es vorgeben: https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/apple-card-gibt-frauen-offenbar-weniger-kredit-a-1295864.html )

Das wird besonders an chinesischen Verhältnissen deutlich: Wer sich – beobachtet durch Kameras (die sogar die Körpertemperatur anzeigen können) und im Internet oder durch sonstiges Alltagsverhalten – Regime-konform verhält, der klettert auf der Score-Leiter (rote Liste) nach oben, andere kommen auf die schwarze Liste. Dieses „Sozialkredit-System“ funktioniert, weil man sich gerne belohnen lassen möchte, sozial anerkannt sein möchte. Der Mensch macht gerne mit, weil eben Belohnungen locken – bis dahin, dass der Mann dann auch leichter an eine in China rare Frauen herankommt. Der Mensch fühlt sich gut, wichtig, anerkannt – das hat zur Folge, dass diejenigen, die nicht auf der roten Liste stehen, diskriminiert werden (selbst daran Schuld…). Wer auf der schwarzen Liste steht, kann eben auf allen Ebenen geschnitten werden. Er bekommt keine Kredite, bekommt keine Unterkunft in Hotels, darf nicht mit Flugzeugen fliegen oder mit Schnellzügen fahren.

Die Gesellschaft wird geteilt in die „Kaste“ der Positiven und die Kaste der Negativen. Der Mensch lässt sich gerne zum „Sklaven“ machen, wenn er Vorteile bekommt.

Übrigens ist die Frage, wieweit das auch negative Auswirkungen auf diejenigen haben kann, die High-Score-Süchtig sind. Sagen solche Menschen noch die Meinung, die sie wirklich haben? Leben sie in Freiheit?

2. Roboter und ich

Roboter werden immer menschlicher. Sie menschlich zu machen, ist auch das Ziel der Entwickler, weil Menschen sie dann leichter akzeptieren, bis dahin, dass sie auch eher als „Haushaltshilfe“ gekauft werden. Je besser diese Haushaltshilfe sein wird, desto stärker wächst die Beziehung zu „ihr“, weil der Mensch schon jetzt einfache Geräte mit menschlicher Stimme schon als „Partner“ ansehen kann. Er begrüßt morgens Alexa, sagt tschüss Alexa, sagt da bin ich wieder Alexa – und es antwortet immer eine menschliche Stimme. Technische Geräte werden zu Ersatzmenschen, „Wesen“, mit denen man kommuniziert und eine soziale Beziehung aufbaut. Die Frage, die sich stellt: Was macht das mit uns Menschen? Letztlich ist das auch eine ethische Fragestellung – darüber hinaus eine Fragestellung, die christlich durchdacht werden muss. Der christliche Glaube ist sozial orientiert. Was ist also, wenn diese soziale Orientierung wegfällt und an die Stelle des Menschen ein Roboter (oder auch ein Tier) tritt? Vielleicht gehen Menschen mit ihren technischen Gefährten letztlich „menschlicher“ um als mit Menschen, da „technische Gefährten“ Geld kosten, teuer sind.