Buddhismus (manches ist veraltet! Bitte weitere Informationen berücksichtigen!)
Die Grundlage des Buddhismus ist die Tradition des Hinduismus und so bleibt der Glaube an die Wiedergeburt auch dessen Grundlage, ebenso das Karma-Denken. Vom Hinduismus hatte sich der asketische Jainismus getrennt: jede Handlung, auch die unbewusste Handlung, zeigt, dass der Mensch am Körper gekettet ist, das heißt: Er ist der Wiedergeburt unterworfen. Darum muss sich der Mensch von seinem Körper lösen, um von der Wiedergeburt erlöst zu werden. Um vom Körper gelöst zu werden, bedarf es nicht der Brahmanen bzw. des Götterpantheons, sondern der Askese.
Buddha – Biographie + Lehre
Buddha (der Erwachte)
Buddhas eigentlicher Name ist Siddharta (= Der das Ziel erreicht hat) Gautama (= Name eines Brahmanen), er ist auch als Shakyamuni (= aus dem Geschlecht der Shakya) bekannt. Er wurde als Sohn eines Fürsten und seiner Frau Maya um ca. 500 v.Chr. (?) geboren (buddhistische Literatur geht von 600 v. Chr. aus). Er war verheiratet und verließ mit 29 Jahren seine Familie, nachdem er mit dem Leiden der Menschen außerhalb des Palastes konfrontiert worden war. Nach dem Luxusleben als Fürstensohn lebte er zunächst als Schüler verschiedener Brahmanen, dann als Asket in der Tradition des Jainismus, und erlebte mit 35 Jahren die Erleuchtung/Erwachung. Er sah, dass auch mit der Askese das Leiden nicht überwunden wird. Er begann zu essen und zu baden. In Nachtwachen unter einem Feigenbaum (Bo-Baum), die von Versuchungen durch den Dämon Mara begleitet werden, „erwachte“ er:
Befreiung vom Leiden und damit von dem Kreislauf der Wiedergeburten erlangt der Mensch nicht durch Askese, sondern durch Versenkung und durch eine Wahrnehmung, die von allem Negativen befreit ist. Er verkündete die vier edlen Wahrheiten:
(1) Das Leben ist Leiden;
(2) das Leiden hat eine Ursache: Ich-Illusion (alles Existierende ist substanzlos, Täuschung, auch die
Seele)(anatman); [erst die Verbindung von Ich/Selbst mit der Täuschung verursacht Leiden, so
auch die Sehnsucht nach Wiedergeburt wie auch die Leugnung der Widergeburt, darum:]
(3) Leiden muss zum Erlöschen gebracht werden. Dazu führt
(4) der achtfache Pfad: rechte Erkenntnis (Erkennen des karmisch Unheilsamem und Heilsamem, dessen, woran das Ich anhaftet), rechte Gesinnung (keinen Anreiz mehr zu Gier, Hass, Gewalt empfinden), rechtes Reden (gegen Lügen, Geschwätz usw.), rechtes Handeln (nicht töten, kein Sex, nicht stehlen), rechtes Leben (gegen schlechte Berufe, Rausch), rechtes Streben (gegen üble Gedanken), rechte Achtsamkeit (Werden und Vergehen des Körpers im Augenblick zu erfahren, achtsames Atmen, Bewusstseinszustand erkennen usw.), rechtes Sichversenken (das ganze Bewusstsein auf ein Objekt konzentrieren) – Ziel ist es, sich vom Weltlichen zu trennen, um durch Meditationsübungen zur Aufhebung des Leids zu gelangen, das Nirvana, die Erlöschung, das Nichtsein, die (gefüllte) Leere.
Gautama versuchte seine ehemaligen Gefährten zu überzeugen, vor allem Menschen seiner eigenen Kriegerkaste (aber auch Brahmanen) wandten sich ihm zu. Dennoch hob er das Kastenwesen auf: Alle Menschen, die zu diesem Weg bereit waren, können die Erwachung erlangen. Es kam zu einem „Orden“ von Bettelmönchen, die als Verkünder durch das Land zogen und von Laiengläubigen unterstützt wurden; aber auch einen Frauenorden gründete er, womit auch Frauen der Weg der Erwachung gewiesen werden konnte.
Der Lohn für die Laiengläubigen, die die Mönche unterstützen: Aussicht auf eine bessere, dem Erwachen nähgergerückte Wiedergeburt; daneben galten ihnen fünf Weisungen: kein Lebewesen töten, nur das annehmen, was freiwillig gegeben wurde, Sinnenlust soll zu keinem ungerechten Verhalten beitragen, nicht lügen und keine Rauschgetränke zu sich nehmen. Mönche sollten nach der Mittagszeit keine Nahrung mehr zu sich nehmen und auf sämtliche Sinnenzerstreuung verzichten. Später kam hinzu: Ausschluss aus Mönchsorden bei Mord, Diebstahl, Geschlechtsverkehr, wissentlich falsche Behauptung, Erwachung erlangt zu haben.
Begleitet wurde Gautama in späterer Zeit von seinem Sohn und seinem Vetter Ananda. Mit 80 Jahren ist der sehr angesehene Weise nach 45-jährigem Wirken an einer Lebensmittelvergiftung (angeblich an einer Fleischnahrung, „Eberweich“ – was für den Asketen ungewöhnlich wäre; vielleicht wurde auch ein Pilz so bezeichnet) gestorben. Nach seiner Verbrennung stritt man sich um seine Asche.
Der Kanon
Ananda soll sich 84.000 Aussprüche Buddhas gemerkt und sie weitergegeben haben mit der Einleitung: So wurde von mir gehört. Worte Buddhas wurden dann im 3. Jh.v.Chr. aufgeschrieben, gingen allerdings verloren. Im 1. Jh.v.Chr. – also lange nach Buddhas Tod – wurde der bis heute relevante Pali-Kanon (Kanon in der Gelehrten-Sprache) verfasst, er heißt T(r)ipitaka (Dreikorb). Das erste Buch (Vinaya-Pitaka) des Kanons enthält 250 Mönchs- und andere Regeln. Das zweite Buch (Sutta-Pitaka) enthält Reden Buddhas, das dritte Buch (Abhidamma-Pitaka) enthält Kommentare zu den Reden und behandelt Fragen über Gott und die Welt. Einige Jahrhunderte später wurde der Schriftenkanon des Mahayana-Buddhismus (s.u.) fixiert.
Entwicklung des Buddhismus nach Buddhas Tod
Zunächst wandten sich nur wenige der „Philosophie“ Buddhas zu. Es entstanden Schulen, die Buddhas Schüler um sich sammelten: Maudgalyayana sah in der Lehre des Meisters die Möglichkeit, okkulte Fähigkeiten zu erlangen, Shariputra suchte höchste Weisheit und Vereinfachung der Lehre für Laien. Maha Kashyapa war strenger Asket und Mensch der Ordnung, der in Verbindung mit einem König das erste Konzil einberufen hat, auf dem verbindliche Richtlinien auf der Basis von Worten Gautamas erstellt werden sollten. Um 380v.Chr. kam es evtl. zu einem weiteren Konzil. Vorausgesetzt, das Konzil hat stattgefunden, setzten sich diejenigen durch, die Buddhas Worte als verbindlich angesehen haben. 250v.Chr. kam es zu einem weiteren Konzil, das Mönchssatzungen festzulegen versuchte. Auf diesem Konzil setzten sich die Traditionalisten nicht mehr durch. Ihre Lehre wurde als Kleines Fahrzeug (Hinayana) verspottet, da Buddhas ursprüngliche Lehre nur wenig Menschen angesprochen hat, weil sie unmissionarisch ihre eigene Erweckung suchten. Sie selbst sprachen lieber von der Schule der Alten (Theravada) (heute z.B. noch in Sri Lanka). Die Lehre der Neuen wurde als „Großes Fahrzeug“ (Mahayana) bezeichnet, weil sie vielen Menschen die Lehre Buddhas vereinfacht dargestellt hat. Das war ganz im Sinne des Herrschers Ashoka (273-232), der versuchte buddhistische Lehren zu vereinfachen und auf beeindruckende Weise neu zu interpretieren.
Es gelten:
- Respekt vor Autoritäten,
- Gewaltlosigkeit,
- Einschränkung des Strebens nach Wohlstand,
- Einhaltung sittlicher Pflichten,
- Einschränkung von Opfern,
- Religiöse Toleranz.
Wer sich daran hält, bekommt in der nächsten Existenz höchstes Glück. Ashoka hatte Widerwillen gegen seine Tat als Krieger, in der er vielen Menschen Unglück gebracht hat, sie getötet, versklavt hat. Nun versucht er dieser Schuld ein hohes moralisches Verhalten entgegenzusetzen – und auch von allen einzufordern. Ashokas Edikte wurden darum überall im Land auf Säulen festgehalten (http://www.palikanon.com/diverses/asoka/asoka1.htm). Er teilte die Asche Buddhas und ließ über ihr Hügel errichten. Diese Hügel wurden zu Kultzentren in der Verehrung Buddhas. Pilgerfahrten zu Buddha-Stätten wurden eingerichtet, ebenso Mönchsklöster. Das bedeutete eine immer stärkere Abhängigkeit der Klöster von den weltlichen Mächten, von deren Gnade sie finanziell abhängig geworden sind. Ihr Wohlverhalten den Herrschern gegenüber führte auch zu einem isolierten Leben, in dem sie im Kloster Erweckung suchten bzw. sich bis in die Gegenwart politisch einspannen ließen: so war der Orden in Thailand antikommunistisch und in Laos prokommunistisch.
Das große Fahrzeug entwickelte sich soweit, dass in der Begegnung mit dem Christentum vom „Herrn Buddha“ gesprochen werden kann, der im Himmel auf einem Thron sitzt und angebetet wird. Oder Buddha wird dem brahmanischen Götterhimmel eingegliedert; oder: Ein Absolutes vereint in sich Buddhas; ein transzendenter Buddha (Sambhogakaya) nimmt einen sichtbaren Leib an, wie bei Gautama; Menschen können nicht von sich aus Erlösung erlangen, sondern durch die Erlösungskraft dieses Buddhas genügen liebende Hingabe: sein Bild wird gewaschen, bekleidet, mit Nahrung versorgt, wer darüber hinaus ein reines Leben führt, wird im Nirwana mit Erleuchtung belohnt usw. Das wurde vielfältig erweitert, so auch mit der Idee des Boddhisattvas, einer Figur, die Erwachung erlangen könnte, aber darauf verzichtet, um andere den Weg zur Erwachung zu führen. Ursprünglich war ein Boddhisattva nur ein „Anwärter auf die Erwachung“: also Buddha war vor seiner Erwachung Boddhisattva. Im 16. Jh. führten gar Burmesen Krieg gegen Thailand im Namen Buddhas. Das heißt: Die Philosophie Buddhas entwickelte sich zu vielfältigen Religionen. Allerdings begann schon früh eine Gegenbewegung (Mahasanghikas), die Gautama nur als eine Inkarnation eines All-Wesens unter vielen ansah. Andere sehen die letzte Inkarnation im kommenden Buddha Maitreya an. Während Buddha über Gott bzw. die Götter nicht sprechen wollte, haben im Laufe der Zeit Götter den Buddhismus erobert. Laien waren nicht in der Lage, die Erwachung aufgrund ihrer Verflechtung mit dem Alltagsleben zu erlangen. Götter verhalfen nun auch ihnen Zugang zur Erwachung. Hinduismus und Buddhismus ist zum Teil kaum mehr zu unterscheiden.
Gautama sah Rituale als sinnlos an. Dennoch entwickelten sich welche. So sollte das Dreifache Juwel dreimal am Tag gesprochen werden: „Ich nehme meine Zuflucht zu Buddha. Ich nehme meine Zuflucht zum Dharma. Ich nehme meine Zuflucht zum Sangha.“ (Anmerkung: Sure 113 und 114 des Korans, die sogenannten Schutzsuren, beginnen ebenso: Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn des Morgengrauens/der Menschen.) Buddha wird hier nicht als Gott angebetet, sondern als Weiser. Dharma (Lehre) ist die Grundlage buddhistischen Lebens. Und Sangha ist die Gruppe der Mönche, die sich der Welt entzieht.
Verschieden wird „Nirvana“ gedeutet. Nirvana ist, so die einen: Nichts. Andere meinen, Nirwana sei etwas, das etwas Überlebendes im Menschen (vgl. Seele) erlebt. Andere wieder sahen eine überlebende Seele an, die ins Nirwana als eine Art Paradies gelangt (Ashoka möchte, dass sich die Menschen gut verhalten, um in die himmlische Welt zu gelangen). Kurz: Nirvana ist Dauer-Freude, gefüllte Leere.
Der Buddhismus wurde in Indien zurückgedrängt, einmal durch den Hinduismus, dann durch den Islam. Er fand aber Zugang in anderen Ländern. Heute ist im Westen vor allem der Buddhismus bekannt, der sich in Tibet verbreitet hat. Das hängt mit der Politik zusammen. Der Westen hofierte den tibetischen Herrscher Dalai Lama, um einen Verbündeten gegen China zu finden. Diese Hofierung führte zu Einladungen im Westen und dadurch zur Verbreitung seiner Religion.
Der Buddhismus setzte sich vor allem im 8.-9. Jh.n.Chr. in Tibet durch. Hier traf er auf eine alte Schamanistische Religion, das Bön. In dieser spielten Astrologie, Zauberriten, Amulette, Dämonen und Geister, Blutopfer, Totenrituale, Orakeldeutungen eine große Rolle. Diese Religion wurde mit dem Buddhismus verbunden. Zwar setzte sich kurzzeitig unter einem Herrscher noch mal die Bön-Religion durch (der Herrscher, der diese durchzusetzen versuchte, soll von einem Buddhistischen Mönchen 842 ermordet worden sein), konnte aber nur in der Verbindung mit dem Buddhismus – und zwar mit der Richtung des „Diamantenen Fahrzeugs“ weiterexistieren. Dieses „Fahrzeug“ ist im 4./5. Jh. von Pakistanischen Buddhisten entwickelt worden: Mit Yoga-Praktiken des diamantenen Fahrzeugs und unter der Führung eines Gurus, nähert man sich dem Ziel an, wie auch immer man es bezeichnen möchte: All-Geist, Leere, höchstes Bewusstsein… Diese Lehre wurde im 8. Jh. von einem Tantriker nach Tibet gebracht, der die Dämonen bekämpfte – diese Dämonen sind als Besiegte ein wesentliches Element des Tibetanischen Buddhismus. Der genannte buddhistische Tantrismus ist durch Buddhas Schüler Maudgalyayana gefördert worden: der Meditierende beherrscht durch magische Praktiken die Natur (er dämmt Seuchen ein, hat Macht über den Tod, vermag seine Gestalt zu ändern und kennt Zukunft wie Gedanken anderer). Das heißt, es ist die brahmanische Tradition vorhanden, jedoch von Göttern gelöst worden. Energien der Welt, auch sexuelle, werden in sich aufgespürt und der Vereinigung mit dem All-Gott bzw. im Buddhismus mit der „Leere“ zugeführt – das auch mit Hilfe von Zaubersprüchen und sexuellen Praktiken. Diese Lehren und weiteres magisch-mystisches Wissen, wie zur „Leere“ zu gelangen ist, wurde von einem Lehrer seinem Schüler übergeben. So kann auch der Schüler ein Diamantwesen werden, ein Wesen, das den höchsten Buddha und die Beherrschung des Kosmos in sich verbindet. Der Mensch steigt durch Yoga in die himmlischen Welten auf (durch Konzentration auf die kosmischen Zentren im Körper), das Göttliche steigt durch Kult herab und das Diamantwesen erlangt Harmonie. Dieser höchste Buddha, der als eine Figur dargestellt wird, die Männliches und Weibliches vereint, ist auch der kämpferische, weltbeherrschende Buddha, der sich gegen den Islam wendet.
Im 9. Jh. zerbrach das Großtibetische Reich und damit versank auch der Buddhismus wieder. Auch in China wurde im 9. Jh. der Buddhismus zurückgedrängt: Bei der Schließung der Klöster wurden 150.000 Sklaven befreit. Im 11. Jh. wurde er in Tibet, anders als in China, wieder domininant. Zahlreiche Mönche der tantrischen Richtung des Buddhismus verbreiteten tantrische Praktiken, Meditationstechniken und Weltbilder. Es entwickelte sich ein eigenständiger Buddhismus mit einem Schriftenkanon, dem Kanjur (Hinanyana-, Mahayana-, Tantralehren, Yogapaxis) der zahlreiche Werke beinhaltet, daneben der Tanjur (Gebete, Kommentare, Wissenschaften), der nicht verbindlich ist. Diese Richtung hat eine zentrale Führung und Klosterhierarchie entwickelt. Eine unabhängige Tradition beruft sich noch auf den missionierenden Tantriker des 8. Jh., der als zweiter Buddha angesehen wird. In Höhlen soll dessen Wissen verborgen sein und zur jeweiligen Zeit als Schlüssel zur Erkenntnis offenbart werden. Eines dieser im 15. Jh. „gefundenen“ Schriften ist das Tibetanische Totenbuch. Dieses soll, den Sterbenden vorgelesen, das rechte Verhalten zu einem bestimmten Zeitpunkt lehren. Der Verstorbene soll wissen wie er sich nach seinem Sterben verhalten muss, um der Wiedergeburt zu entgehen: Er muss sich mit dem gleißenden Licht als Wahrheit identifizieren. Damit spielt nicht mehr das Karma eine Rolle, oder die Erwachung, sondern die Verkürzung des Nirwana-Weges durch Kenntnis des rechtzeitigen Zeitpunkts. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Spielarten des tibetanischen Buddhismus mit verschiedenen Yoga-Riten (Mandalas, Mantras, Kultmusik usw.). Grundlegend ist die Ansicht, dass in jedem Wesen ein Buddha-Keim vorhanden ist. Durch Praktiken entfaltet sich dieser zur Vereinigung mit dem Absoluten. Das aber nicht individualistisch durch Privatmeditationen, sondern unter der Führung eines spirituellen Meisters – auf diesen muss sich der Schüler konzentrieren; auch wenn dieser körperlich abwesend ist, ist er anwesend. Es geht nicht um Selbstverwirklichung, sondern um Auslöschung auch dadurch, dass sich der Schüler ganz auf seinen Meister hin verlässt.
Politisch wichtig wurde der Gelug-Orden, weil er zahlreiche Anhänger hatte. Im 16. Jahrhundert bekam der Abt vom herrschenden Mongolen Herrscher den Titel Dalai Lama (Weltmeerlehrer = tiefe Weisheit; Lama = Guru = der Erhabene; als „Lama“ wird jeder Mönch in Tibet angeredet). Dieser Abt sah sich als einen an, der in einer Wiedergeburtsreihe stand und „übergab“ den Titel posthum zweien seiner Vorfahren, womit er sich in eine Reihe der Wiedergeburten einordnen konnte. Das führte dann dazu, weitere Dalai Lamas als wiedergeborene zu suchen und zu finden. Es entstand eine Theokratie, deren weltliche Macht der Dalai Lama einnahm, deren theologische Macht nahm der Panchen Lama ein. Stirbt einer der beiden, wird er als Wiedergeborener in einem Jungen gesucht. Der 9.-12. Dalai Lama wurde auch aufgrund innerreligiöser Auseinandersetzungen ermordet. Zur Zeit lebt der 14. Dalai Lama, der 1959 aus Tibet, das unter chinesischer Besatzung steht, geflohen ist – und sich als den letzten wiedergeborenen Dalai Lama ansieht. Der Dalai Lama wird auch als „kundun“ bezeichnet, das heißt, er wird als konkrete irdische Gegenwart eines Boddhisattvas angesehen. Was mit dem Panchen Lama geschehen ist, weiß nur die chinesische Regierung.
Der Buddhismus traf im 6. Jh. in Japan auf den Shintoismus, das heißt auf Kulte, die die Natur verehrten (Berge, Flüsse usw.) und die Ahnen. Es entstanden in Verbindung mit China einige Buddha-Schulen. Im 8./9. Jh. wurden buddhistische Elemente wirkungsvoll mit der shintoistischen Tradition verbunden. Die Tendai-Schule vertrat auch machtpolitisches Interesse, schuf Soldatenmönche und führte gegen den Staat Auseinandersetzungen. Die Auseinandersetzungen rissen bis ins 20. Jh. nicht ab, so gab es buddhistische Sekten, die politische Morde auf dem Gewissen haben, massiv drohend um Anhänger „warben“ und in der Gegenwart etwas ruhiger sind und im Westen Einfluss bekommen (Soka Gakkai International = Nichiren Shoshu; SGI). Im Laufe des 12.–14. Jh. bekam der Kult um Buddha Amithaba (Amida) Zulauf: Menschen sind von der Gnade des Amida abhängig, sie benötigen nur ein reines Herz, unbedingten Glauben und unermüdliche Anrufung des Buddha Amida. Eine Richtung davon betont seit dem 13. Jh., man solle Magie usw. Magie sein lassen und seinem Beruf nachgehen und Buddha mit seinem Handeln dienen. (Steht der Amida-Buddhismus in christlicher Tradition? Denn schon im 7.-11. Jh. war das Christentum in Asien weit verbreitet.)
Im 6. Jh. wurde der Chan-Buddhismus in China verbreitet. Chan = japanisch Zen = Meditation. Jedes Lebewesen ist ein unerweckter Buddha, das diesen Sachverhalt durch Erwachung erkennen kann. Das geht ohne Schriften, es zählt nur der Augenblick, die Hinwendung zum eigenen unerweckten Buddha. Ziel ist es, Buddha in sich selbst zu schauen (Erwachung/Satori). Dazu muss man bereit sein, den Tod im eigenen Leben zu überwinden (Stationen, auf denen der Geist erkranken, das Unbewusste in eine lange Nacht eintreten kann), das heißt es geht nicht ohne eine sehr harte Schulung, Zucht. Doch nur wenige erlangen die Erwachung. Im 12. Jh. kam der Chan-Buddhismus nach Japan (Rinzai-Schule) und wurde von Kriegern angenommen, da diese Konzentrationsübungen Bogenschießen und Fechten perfektionierten. Zen wird als Kern aller spirituellen Lehren angesehen, somit als das Wesentliche, als das Zentrum aller Religionen.
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Der europäische Buddhismus zeigt sich auch in unterschiedlichen Strömungen, die sich gegenseitig nicht unbedingt akzeptieren. So gibt es zum Beispiel eine Gruppe, die meint, sie müsste den asiatischen Buddhisten erst einmal richtigen Buddhismus beibringen. Aber das sei hier nicht weiter vertieft, sondern soll eigenen Recherchen vorbehalten bleiben.