Sinn des Lebens
Die Frage nach dem Sinn des Lebens wird von Menschen unterschiedlich beantwortet.
Aufgabe: Überlege, warum dem so sein kann/ist.
A) Allein schon die Frage: Warum lebe ich? – findet unterschiedliche Antworten:
- Weil meine Mutter mich geboren hat.
- Keine Ahnung.
- Schicksal, dass meine Mutter gerade mich geboren hat.
- Ich bin von Gott gewollt und geliebt.
- Vielleicht soll ich ein Ziel im Leben durchsetzen.
B) Hier werden ein paar Beispiele dafür genannt, was Menschen als Sinn des Lebens ansehen können:
- Es soll Spaß/Lust machen.
- Ich muss mich selbst verwirklichen.
- Es soll mir und meiner Familie gut gehen.
- Es soll anderen auch möglichst gut gehen.
- Möglichst wenig Leiden und Schmerzen haben.
- Ich weiß es nicht – es kommt, wie es kommt.
- Einen Beruf erlernen.
- Eine Familie gründen.
- Freunde haben.
- Geld haben.
- Einen Nobelpreis bekommen.
- Glück und Geborgenheit erlangen.
- Bestimmte Tugenden befolgen, um ein soziales Leben zu ermöglichen (großzügig sein, mutig sein…).
- Pflichten erfüllen.
- Das gesamte Leben im Einklang mit dem Willen Gottes leben / zu leben versuchen.
- Doppelgebot der Liebe erfüllen (Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst).
- Für andere da sein.
- Die 10 Gebote beachten.
- Die Bergpredigt erfüllen (lies nach: Matthäusevangelium 5-7).
- Allahs Gesetze befolgen (Koran, Sunna, Fünf/Sechs Säulen).
- Lernen wie Buddha oder Yogis zu meditieren.
- Ich muss mein religiöses und/oder politisches und/oder ideologisches Weltbild auf der ganzen Welt durchsetzen.
- Möglichst viele Menschen sollen von meinem Lebensziel (Atheismus, Rasse, Klasse, Religion) „überzeugt“ werden.
- Um jeden Preis: (a) Glück, (b) Schönheit, (c) Wissen, (d) Macht, (e) Ansehen, (f) Geld, (g) Sport, (h)… erlangen.
C) Welches Ziel hat ein Leben?
- Tod ist Eingang in den Naturkreislauf.
- Keine Ahnung: Irgendwie weiterleben nach dem Tod.
- Das war´s.
- Egal – Man weiß sowieso nichts.
- Denk nicht dran.
- Jeder muss sterben und kommt in den Himmel / Paradies oder in die Hölle.
- Menschen werden re-inkarnieren – in andere Menschen, Tiere, Pflanzen – je nachdem sie gut oder böse waren.
- Leben auf einem Stern.
- Leben nur in der Erinnerung von Menschen.
- Leben in der Herrlichkeit Gottes.
- Leben bei Gott.
- Leben bei Gott in Gemeinschaft mit anderen Menschen.
- Von Gott belohnt werden.
- Von Gleichgesinnten verehrt werden.
Aufgaben: Lies A – B – C durch und überlege: Was meinst Du?
a) Welche Aussage vertrittst Du? Mehrfachnennungen möglich.
b) Welche Aussagen ordnest Du nicht religiösen Menschen zu? Welche Aussagen Christen? Welche Aussagen Muslimen? Welche Aussagen Hindus oder Buddhisten? Welche Aussagen sind eher allgemein? Welche entsprechen Fanatikern oder Extremisten? Welche Aussagen treffen auf mehrere Gruppen zu?
D) Aussagen von Christen und Philosophen
Für Christen und für andere religiöse Menschen ist die Antwort nach dem Sinn des Lebens eng mit Gott verknüpft. Christen denken dabei an die Schöpfungsgeschichten (Genesis 1 und 2), an Jesus Christus, seine Worte und Taten. Wenn Gott Menschen erschaffen hat – wie auch immer man das denken mag – dann ist er der Sinngeber. Und die Sinngebung ist eng damit verknüpft, dass Gott dem Menschen ewiges Leben schenken kann. Denn wenn das Leben allein mit dem Dasein Sinnhaftigkeit bekommen sollte, dann hat es auch mit dem Ende des Daseins auch sein Ende.
Für Nichtchristen ist die Frage schon schwieriger zu entscheiden. Und so gibt es Philosophen, die man dem Existentialismus zuordnet, die zum Beispiel sagen: Das Leben hat keinen Sinn. Aber die Frage danach ist sinnvoll und zeigt, dass der Mensch sich über die Sinnlosigkeit des Lebens hinaushebt (Albert Camus). Oder: Das Leben hat keinen Sinn – aber der Mensch ist frei, ihm einen Sinn zu geben, so im Engagement für andere und die Welt (Jean Paul Sartre). Viele andere sehen den Sinn darin, sich sozial zu engagieren (so die Religionskritiker Feuerbach, Marx), oder sich selbst groß zu machen (Nietzsche).
Nun wird zum Beispiel Christen vorgeworfen: Sie wünschen sich so sehr, dass ihr Leben Sinn macht, dass sie sich einen Gott und das ewige Leben/Auferstehung ausgedacht haben. Das wird in dem Abschnitt über Sterben und Auferstehung vertieft werden. Hier sei nur die andeutende Antwort gegeben: Dieser Vorwurf ist dann richtig, wenn man nicht an Gott glaubt. Wenn man aber an Gott glaubt, dann ist der nicht stichhaltig. Vor allem auch darum, weil Menschen Gott erfahren können – und auch den auferstandenen Jesus Christus erfahren haben. Kurz: Hier stehen zwei grundsätzliche Weltbilder einander gegenüber. Da wir Menschen sind, haben wir nicht die Möglichkeit, rein denkerisch zu einer Entscheidung zu kommen. Denn Denken/Logik ist nur ein Teil des Menschen. Der Mensch ist vielfältiger – und das ist schön. Er ist kein Roboter, den man verstehen kann (wobei man heute auch Roboter in ihrer entwickeltsten Form kaum mehr verstehen kann). Er ist Geheimnis – als Ebenbild Gottes ist er ein Geheimnis.
E) Zum Nachdenken
1. Der Sinn des Lebens
Manche sagen, man solle nicht nach dem Sinn des Lebens fragen – es hat keinen Sinn – außer man setzt sich, wenn man es denn unbedingt will, selbst einen Sinn.
Das ist zu kurz gegriffen.
Aus christlicher Perspektive:
Gott setzt mit Genesis 1 einen Sinn: Er beauftragt den Menschen, Gottes Willen zu tun, frei und in Verantwortung zu handeln. Jesus Christus setzt einen Sinn: Mit der Aufforderung nachzufolgen zum Wohl des Menschen. Ob ich dem Leben Sinn gebe oder nicht – das ist irrelevant: Der Sinn ist gesetzt. Und weil er gesetzt ist, sucht der Mensch ihn. Und wenn er sein Leben nicht reflektiert, so bleibt die Suche nach dem Sinn doch Grundton seines Lebens, er sucht irgendwo, irgendwie Erfüllung – weiß nicht, wie er sie erreichen kann und somit ist sein Leben von einer rat- und rastlosen Unzufriedenheit umfasst. Worin er diese einfließen lässt, ist individuell bedingt.
- Freund, der Sinn Deines Lebens ist gesetzt:
- Freu Dich, entspann Dich, versperr Dich nicht, finde ihn.
Aufgabe: Welche Antwort geben Christen – wie es dieser Text wiedergibt – in der Frage nach dem Sinn?
2. Sinn des Lebens – Lebens-Sinn
Menschen müssen sich nicht über den Sinn des Lebens Gedanken machen. Sie leben irgendwie vor sich hin, Tag für Tag, Nacht für Nacht. Und dann ist das Ende da.
Menschen können sich Gedanken über den Sinn des Lebens machen – und sie haben sich welche gemacht: Nachkommen zeugen – in den Nachkommen weiterleben; Kunstwerke erzeugen, technische Innovationen – und so der Nachwelt erhalten bleiben, ihr helfen; sozial engagiert sein, Menschen beistehen, auf diese Weise zumindest in Herzen der Menschen dankbar eingeschlossen sein. Den Nachkommen eine Welt hinterlassen, in der man gerne lebt: ohne Krieg, in der man noch frische Luft atmen und in Flüssen schwimmen kann, ohne Hunger – eine Welt ohne religiös-politische Unfreiheit, Ungerechtigkeit, Erniedrigung, Zwang.
Und wenn das alles aufgrund der Lebensumstände nicht (mehr) möglich ist? Wenn ich krank und schwach bin – oder meine Hände gebunden sind? Ich bin da vor meinem Gott und lege ihn Menschen im Gebet in die Hände. Und wenn selbst das nicht (mehr) möglich ist? Der christliche Glaube findet seinen Sinn in dem Leben in Gott, in der Existenz meines Lebens in Gott: jetzt und in Ewigkeit.
Viktor Frankl erlitt Auschwitz.
„Und ich bat diese armen Teufel, die mir hier in der stockfinstern Baracke aufmerksam zuhörten, den Dingen und dem Ernst unserer Lage ins Gesicht zu sehen und trotzdem nicht zu verzagen, sondern im Bewusstsein, dass auch die Aussichtslosigkeit unseres Kampfes seinem Sinn und seiner Würde nichts anhaben könne, den Mut zu bewahren. Auf jeden von uns sehe in diesen schweren Stunden und erst recht in der für viele von uns nahenden letzten Stunde irgendjemand mit forderndem Blick herab, ein Freund oder eine Frau, ein Lebender oder ein Toter – oder ein Gott. Und er erwarte von uns, dass wir ihn nicht enttäuschen und dass wir nicht armselig, sondern stolz zu leiden und zu sterben verstehen!“
Mit diesen Worten versuchte er, Menschen davor zu bewahren, sich von der Sinnlosigkeit erniedrigen zu lassen, von der Sinnlosigkeit erdrücken zu lassen. Sicher, das ist nicht mein Gottes-Weg, wie oben gezeigt. Aber ein Weg, den Menschen ohne Gott die Würde zu schenken.
Franz Werfel sah, dass die Kinder des Nihilismus ohne den Sinn nicht leben konnten und ihn in der Gemeinschaft des national-sozialistischen und sozialistischen-kommunistischen Kollektivs suchten. Auf diese Weise wollten sie die Welt verbessern. Die Suche nach Lebenssinn schützt nicht vor unmenschlichem Tun.
Aufgaben:
1. Wie geht Frankl mit der Frage nach dem Sinn in der „Sinnlosigkeit“ um?
2. Was meint Werfel: Wie kann der Mensch mit dem nihilistischen Ansatz (Es gibt keinen Sinn, alles ist vergeblich) leben? Interpretiere!