CRASH-KURS: CHRISTEN UND CHRISTENHEIT

Dieser Crash-Kurs weist möglichst knapp auf einflussreiche Menschen hin, die dem Christentum Orientierung gegeben haben.

Es werden Switch-Points genannt, Punkte, an denen Weichen gestellt wurden.

Wesentliche Lehren werden nur genannt, aber nicht ausgeführt – vieles findet man auf dieser Seite evangelische-religion.de verstreut vor.

Der letzte Abschnitt behandelt knapp Architektur, Kunst – kurz: Kultur – die der christliche Glaube geprägt hat.

Vorläufige Anmerkungen

Der christliche Glaube spielt für unsere Kultur die entscheidende Rolle. Vielfach wird der Einfluss aus ideologischen Gründen nicht wahrgenommen oder zurückgewiesen.

Dass der christliche Glaube eine sehr große Bedeutung hat, ist freilich für die Christen nicht immer schmeichelnd, weil man sich fragen kann:

  • Wie konnten trotz christlichen Einflusses auf die Kultur durch die Jahrhunderte Nationalsozialismus und Kommunismus mit ihren Begleitgräueln entstehen?
  • Wie konnte es sein, dass nicht die Menschlichkeit in der Gesellschaft durch die Jahrhunderte hindurch dominanter war? Hexenverfolgungen, Kolonialismus, Sklaverei, Ketzerbekämpfungen, Judenpogrome, Naturmissachtungen und viele andere Sachverhalte kommen dabei in den Sinn. (S. Kirche auf Irrwege / Abwege: http://www.evangelische-religion.de/irrwege-abwege.html.)

Der christliche Glaube ist keine feste, implantierte Größe. Die Kultur ist mit ihm in Berührung gekommen, aber das heißt nicht, dass sich alle Menschen gleichermaßen von ihm berühren, beeinflussen lassen. Vielfach machen sich die historisch dominanten Personen von ihm unabhängig, ziehen das machtpolitisch, wirtschaftspolitisch durch, was sie sowieso vorhatten, christlicher Glaube hin, christlicher Glaube her.

Walther von der Vogelweide (1170-1230?) schrieb in seinem Text:

„Über alles gelobter Gott“ („Vil wol gelopter got“): / „Dein heiliger Geist führe mein Herz den rechten Weg. / Wie aber soll ich den lieben können, der mir übel mitspielt? / Immer wird mir der lieber sein, der mir gut ist. / Vergib mir sonst meine Schuld – aber bei diesem Sinn will ich bleiben.“ (aus: Alois Weimer: Gebete der Dichter. Große Zeugnisse aus 12 Jahrunderten, Patmos, 2006)

Hier wird unser ganzes Dilemma deutlich: Gottes Wille ist uns immer ein weites Stück voraus – und wir wollen den Weg nicht mitgehen – wir entscheiden uns gegen Gottes Willen. Das betrifft nicht allein die Atheisten, Nihilisten und sonst wen – das betrifft vor allem auch die Christen selber. Wie bei Walther von der Vogelweide ist jedoch der Wille Gottes immer der Stachel einer anderen Welt in unserer altgewohnten aggressiven Ethik.