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Switch-Points (Geschichte)
(a) Judenchristen-Heidenchristen
Die ersten Christen sahen sich als Juden an, die an Jesus Christus glaubten, das heißt, dass der Weg, den Jesus gewiesen hat, Gottes Weg für sein jüdisches Volk ist. In Jesus liegt aber auch schon der Keim dafür, dass sich das Christentum auch zu den Heiden wenden konnte. Für diesen Übergang waren (soweit wir wissen) vor allem die Juden Petrus und Paulus maßgeblich. Heiden haben das Christentum sehr schnell angenommen. Und damit verbreitete sich das Christentum innerhalb von zweihundert Jahren (ohne Gewalt!) bis in den Westen (Spanien, Britannien), Osten (Indien), Süden (Äthiopien), Norden (Baltikum, Kiew) aus.
(b) Hierarchisierung
Jünger Jesu genossen zum Teil hohes Ansehen in der frühen Kirche. Aber es gab keinen, der alles bestimmend in den Griff nahm. In Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Strömungen – vor allem mit der Gnosis – setzte sich immer stärker die Hierarchisierung durch – auch um Missbrauch des christlichen Glaubens abzuwehren. Bischöfe leiteten sich von Aposteln bzw. Schülern der Apostel ab und standen einzelnen Gemeinden vor, aus denen sich dann Bischofszentren entwickelten. Aus diesen gab es zwei – aus politischen Gründen hervorgehobene – Zentren: Konstantinopel und Rom. Die Hierarchisierung wurde seit der Reformation im 16. Jahrhundert in protestantischen Gebieten immer weiter zurückgefahren. Bis es zu den hunderten von protestantisch beeinflussten Kirchen / Denominationen / Religionsgemeinschaften gekommen ist.
(c) Theologische und gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen
Ab ca. 100 Gnosis: Die Gnosis ist eine Bewegung, die Heidentum und Christentum zu verbinden suchte – verbunden mit (aus antiker Sicht) wissenschaftlichen Kosmosspekulationen. Jesus war nicht mehr Mensch, sondern kosmischer Gottessohn, Menschen der Gemeinden wurden unterteilt in Wissende (Gnostiker) und Unwissende. Damit verbunden gab es wohl Gruppen, die den Glauben benutzten, um andere finanziell und sexuell auszunutzen. Daneben gab es Gruppen, die vollkommen asketisch lebten.
Arianismus: Arius sah, dass auch Jesus ein Geschöpf Gottes war. Zwar war er schon vor seiner Menschwerdung als Schöpfer wirksam, war aber eben nicht eine Einheit mit Gott. 381 wurde der Streit in einem Konzil machtvoll überwunden, aber die zum Christentum übergetretenen Germanenstämme waren weitgehend Arianer (so auch der Übersetzer der ersten gotischen Bibel Wulfila [4.Jh.]). Im 5. und 6. Jahrhundert ließen sich arianische Könige (Franken, Goten) katholisch taufen. Weitere innerkirchliche theologische Auseinandersetzungen sollen hier nicht vertieft werden.
(d) Ost-West:
Zwischen der orthodoxen Ost-Kirche und der römisch-katholischen Kirche kam es 1054 zum Bruch: Seit 330 war Konstantinopel Hauptstadt des Römischen Reiches und nicht mehr Rom. Es gab sprachliche und kulturelle Unterschiede – und so lag es nahe, dass sich der Papst im Laufe der Zeit zu den Nordeuropäern hinwandte. So wurde Karl der Große 800 durch den Papst zum Kaiser gekrönt, was ein Affront gegen das Ostreich war. Theologisch sagte der Westen (auch gegen den Papst durchgesetzt von Kaiser Heinrich II.): Der Heilige Geist geht vom Vater + Sohn aus – und ist nicht gleichbedeutend mit Vater und Sohn. Während die Ostkirche daran festhält, dass Sohn und Heiliger Geist vom Vater ausgehen. Trennend zwischen Ost- und Westkirche ist auch das Primat des Papsttums.
(e) Kaiser + Papst:
Im Mittelalter fand ein langes Ringen dieser zwei Mächte statt. Der Papst forderte als Vertreter Gottes Oberhoheit – und der Kaiser, der als weltliche Macht nicht selten das Papsttum vor Angriffen bewahrte, forderte sie ebenso. Das war jedoch nicht allein eine Frage der Macht, sondern auch der Frage nach germanischen Stammestraditionen: Fürsten wählten aus ihren Reihen den Führer. Karl der Große hatte die Macht und so wurde er vom Papst gekrönt. Und auch danach war der Papst eher untergeordnet – aber die Kaiser empfingen die Krone durch ihn. Das führte dazu, dass die Päpste sich als diejenigen ansehen konnten, die dem Kaiser die Macht gaben. Die Auseinandersetzung eskalierte im 11./12. Jh. und brach darin auf, dass Kaiser in Anspruch nahmen, auch kirchliche Ämter zu besetzen (Simonie: Ämterhandel: Adel konnte sich kirchliche Ämter kaufen). Für die Kirche waren sie dazu jedoch unbefugt. 1122 einigte man sich im „Wormser Konkordat“. Dadurch wurde sichtbar: Der Papst hat das Recht, Bischöfe einzusetzen, allerdings wird in Gegenwart der Staatsvertreter darüber diskutiert. Und der Kaiser bestätigt die Wahl, legitimiert sie. Der Kaiser, der sich auch als einen ansah, der von Gott eingesetzt wurde, wurde dadurch in Kirchenfragen heruntergestuft.
(f) Die Reformation
nahm dem Papst die Macht: Päpste sind nur dann zu achten, wenn sie sich an die Grundlagen des Glaubens halten. Da das, was als Grundlage des Glaubens gilt, naturgemäß umstritten ist, zerbrach die Kirche in zwei Machtbereiche, womit die Macht des Papstes gebrochen war. Das führte dann zu zahlreichen Kriegen, bis hin zum 30 jährigen Krieg. Als Grundlage des Glaubens sind seit der Reformation zwischen katholischer und evangelischer Kirche umstritten: Kirchenverständnis, Abendmahl, Erlösung, Bibelverständnis. Die Unterschiede gibt das Wort wider: solus (allein) Christus (nicht der Papst und die hierarchisch Höherstehenden); sola scriptura (allein die Bibel - nicht die Dogmen), sola gratia (allein die Gnade Gottes - nicht eigene Werke retten), sola fide (allein der Glaube – nicht Gesetz).
(g) Aufklärung (17./18. Jahrhundert)
Die katholische Kirche war im Verein mit dem Kaiser in katholischen Ländern noch stark. Aber der Kaiser/König/Adel nahm für sich Rechte in Anspruch, die anderen nicht gewährt wurden. Die Gleichheit der Menschen wurde immer stärker herausgearbeitet und die Selbstbestimmung des Menschen. Hier spielten vor allem die Philosophen eine große Rolle, dann aber auch das Bürgertum, das sich nicht mehr alles gefallen ließ und eigene Macht bekommen wollte. Nicht mehr hergebrachte Traditionen zählen, sondern alles ist unter dem Maßstab der Vernunft zu beurteilen. Kennzeichen ist die so genannte Enzyklopädie, die Mitte des 17. Jahrhunderts von Diderot und d´Alembert herausgegeben wurde. Und hier wurde auch die Religion rein „vernünftig“ interpretiert. Die hier geäußerte Gedankenfreiheit traf den Nerv der Zeit und sie wurde ein großer Erfolg. Insgesamt bestimmt seit dieser Zeit nicht mehr die Kirche und ihre Tradition, wer oder was Gott ist, sondern die Vernunft – und die interpretiert Gott nicht mehr als Person, sondern höchstens als eine Macht, die alles durchdringt. Wobei freilich die Vernunft des einzelnen Philosophen zu unterschiedlichen Antworten kommen kann. In die nun entstehende Sinn-Lücke treten unterschiedlichste Ideologien mit ihrem atheistischen Staatskult ein: Vernunft als Göttin (nach der französischen Revolution, in der der Adel + Kirche vernichtet werden sollten, wurde die personifizierte Vernunft als Göttin in die Kathedrale von Notre Dame eingeführt); Nation als oberstes Ziel (Nationalismus); Rasse als Zentrum des Denkens (Rassismus), Klasse (Kommunismus).
(h) Wachstum der Kirchen: Pfingstkirchen
Trotz dieser geschichtlichen Epochen, ist die Kirche weltweit am Wachsen, das vor allem auch durch die Pfingstkirchen. Diese Kirchen sind vollkommen autonom. Darum auch nicht einheitlich zu interpretieren. Vielerorts scharen sich die Anhänger um einzelne charismatische Persönlichkeiten – was das Misstrauen etablierter Kirchen hervorrufen kann. Wobei es auch größere Zusammenschlüsse gibt, die miteinander missionarisch-diakonisch aktiv sind. Sie sind Ausdruck des Freiheitswillens, der mit der Reformation über die Aufklärung begonnen hat: Seit Beginn des 20. Jahrhunderts verbreiten sie sich. Dadurch erfahren Menschen weltweit, dass sie Individuen sind, selbstbewusst sein können - nur bestimmt durch den Gottesgeist. Damit zeigt sich etwas, das zu Beginn des Christentums stand: Jeder machte, was er wollte. Das wurde dann mit der katholischen Kirche und der Hierarchisierung beendet.
(i) Der Ökumenischer Rat
ist der Versuch, die unterschiedlichsten Kirchen (bisher sind 345 Kirchen Mitglied [2013]) zusammenzuführen (1948 gegründet), wobei die römisch-katholische Kirche und die Pfingstkirchen keine Mitglieder sind.