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Crash-Kurs: Christlicher Glaube – Christentum

Namen

(a) Jesus von Nazaret (+ um 30n.Chr.): Liebe Gott und den Nächsten von ganzen Herzen. Diese Lehre und sein Vorbild führten weltweit zur Erneuerung des Gottesbildes und der Ethik. Jesus hat auch die Bedeutung des Individuums vor der Gruppe besonders hervorgehoben – was bis heute Aufsehen und Widerstand hervorruft. Folgen seines Wirkens: Veränderung von Theologie und Philosophie, Medizin (Krankenhäuser), Religion (Befreiung von der Macht des Geisterglaubens), soziales Miteinander (reich-arm; nichtbehindert-behindert; …), neue Einstellung des Menschen zum Leben und zum Sterben …

 

Jesus wurde hingerichtet. Er starb am Kreuz. Dann haben seine Nachfolger Erfahrungen gemacht, die Menschen nur schwer in Worte fassen können: Jesus ist nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden. Immer dann, wenn Menschen Erfahrungen machen, die nicht alltäglich sind, dann ringen sie um Worte. Denn wie möchte man anderen etwas deutlich machen, das sie bisher noch nicht erfahren haben? Beispiel: Wie möchte ich anderen Menschen einen Sonnenaufgang nahe bringen, der so schön war, dass er mich bis in meine tiefsten menschlichen Fasern ergriffen hat? Ich kann nur sagen: Ein wunderschöner Sonnenaufgang. Und der andere sagt: Ah, ja, sehr schön. Vor dem Dilemma, etwas Unsagbares auszusprechen, standen und stehen die Nachfolger Jesu bis heute und ringen bis heute mit Worten. So auch mit Worten, die sich auszuschließen scheinen: Gott wurde in Jesus Christus Mensch (eine paradoxe Metapher). Gott kann ja gar nicht Mensch werden - Gott ist Gott, er ist der ganz andere, der Nicht-Mensch, Nicht-Schöpfung. Und wenn Christen nun sagen: Gott wurde in Jesus Christus Mensch, dann heißt das, dass er, der Transzendente, der Unnahbare, der Ferne bleibt - der aber in Jesus Christus gleichzeitig ganz nah ist, zu dem Menschen kommen können, den Menschen fassen können, weil er sich fassen lässt. Und diese Erfahrungen, dass Gott in Jesus Christus Mensch wurde, führten zur Christologie. Das bedeutet: Menschen, die Jesus Christus erfahren haben, beginnen darüber nachzudenken: Wer war dieser Jesus von Nazareth eigentlich wirklich? Er war ganz Mensch, sicher - aber er war auch Gottes Sohn...

Jesus hatte Jünger berufen. Nach seinem Tod hören wir besonders von Petrus, der die Botschaft (in Israel und im Westen) weiter ausgebreitet hat, Thomas möglicherweise im Osten.

 

(b) Paulus von Tarsus (+ um 65 n.Chr.) lebte, nachdem er Christen verfolgt hatte, in den Spuren Jesu. Er betonte vor allem: Freiheit von Gesetzlichkeit – hin zur Ethik in Verantwortung vor Gott, Freiheit von der Macht, sündig zu handeln, Freiheit vom Tod. Die Gemeinde ist eine gleichrangige Gemeinschaft.

 

(c) Konstantin der Große (+ 337) – Römischer Kaiser: Nach den zahlreichen Christenverfolgungen kam es zur konstantinischen Wende: 312/313 Religionsfreiheit und damit auch Beendigung der Jahrhunderte langen Christenverfolgungen; er berief 325 das erste christliche Konzil (Bischofsversammlung in Nicäa) ein.

 

(d) Aurelius Augustinus (von Hippo) (354-430): Philosoph, Rhetor, Bischof im Übergang von der Antike zum Mittelalter. Er betont: Der christliche Glaube ist Grundlage der Erkenntnis. Sein Denken basierte auf Platon – und hat das Denken des Abendlandes wesentlich geprägt (z.B. Luther und Papst Benedikt XVI.), aber auch westliche Staatstheorien: Glaube, Vernunft und Naturrecht sind Grundlage des Staates. Gottes Geist durchdringt alle Menschen gleich, damit darf es keine Sklaven geben - wobei Augustin (wie die Stoiker) die Sklaverei nicht abschafft, sondern mit dem Sündenfall erklärt.

 

(e) Benedikt von Nursia (480-547): Er wurde durch Mönchsregeln Neubegründer des christlichen Mönchtums im Westen. Krankenpflege, Medizin, Ernährung, Erziehung, Hygiene usw. wird mit ihm verbunden. Beten + arbeiten gehören zusammen. So stammt z. B. engl. Nurse (Krankenschwester) von Nursia ab. Ebenso die so genannte Klostermedizin. Sie beeinflusst unsere Gesellschaft bis in die Gegenwart (Heilpflanzen-Bücher, Kräutergärten in Dörfern usw.).

 

(f) Justinian I., christlicher römischer Kaiser von 527-565, markiert den Übergang von Rom zu Byzanz, von der Antike zum Mittelalter. Er sah seine Herrschaft direkt von Gott gegeben, bekämpfte das Heidentum und griff massiv in innerkirchliche Auseinandersetzungen ein. Besonders bedeutsam ist seine Rechtssammlung (Corpus Iuris Civilis), die über das Mittelalter bis in die Gegenwart Einfluss ausübte.

 

(g) Gregor der Große (540-604): Rom war Teil von Byzanz und wurde von Langobarden bedroht. Er entsandte katholische Missionare nach Britannien – das führte später zur katholischen Vereinheitlichung Europas: Ein Glaube – ein Papst – und dann: ein Kaiser. Er setzte durch: Nur der Bischof von Rom darf sich Papst nennen. Nicht katholisches Christentum gab es schon Ende des 2. Jahrhunderts in Großbritannien, wie es auch im übrigen Europa nicht katholisches Christentum gegeben hatte, dann aber verdrängt wurde.

 

(h) Thomas von Aquin (1225-1274) Theologe und Philosoph – anders als Augustinus beruft er sich stärker auf Aristoteles, er förderte das abstrakte aber systematische Denken in Theologie und Philosophie. Sein großes enzyklopädisches Wissen, das er in sein theologisches Arbeiten einbrachte, beeinflusst die Theologie bis in die Gegenwart.

 

(i) Erasmus von Rotterdam (1466[?]-1536) war der wichtigste christliche Humanist in dieser Zeit. Er vertrat das gebildete, um reflektierten Ausgleich bedachte Christentum. So versuchte er die Konfessionen (katholisch - lutherisch - reformiert) wieder zusammenzubringen. Kritische Ausgaben der Kirchenväterschriften wurden durch ihn veröffentlicht. Er war Gründer der Philologie der Neuzeit. Auf vielen Gebieten war ein ein "Aufgeklärter" vor der Zeit der Aufklärung.

 

(i) Martin Luther (1483-1546) war Augustinermönch und entdeckte die Theologie des Paulus neu: allein die Gnade Gottes – nicht die Gesetzlichkeit – zählt. Freiheit von Gesetzlichkeit führte zur Freiheit von der katholischen Kirche, was große gesellschaftliche Konsequenzen hatte: Freiheit in Philosophie, Freiheit religiöser Gruppen, Trennung von den mittelalterlichen Staatsmächten: Papst und Kaiser. Und so endete mit ihm das Mittelalter und die spätere Aufklärung baute auf Errungenschaften der Reformation auf.

 

(j) Johannes Calvin (1509-1564) – Reformator, Gründer des so genannten Calvinismus: Kirchenzucht verbunden mit Prädestinationslehre (populär ausgesprochen: dass Gott den jeweiligen Menschen erwählt hat, das erkennt man an seiner hervorgehobenen sozialen Stellung) führte dazu, dass die Wirtschaft dort boomen konnte, wo der Calvinismus und von ihm beeinflusste protestantische Gruppen Fuß gefasst hatten (z. B. Europa, Nordamerika, Südkorea). Diese Theologie bildete eine Grundlage für den Kapitalismus.

 

(k) Zahlreiche weitere Christen des Mittelalters beeinflussten unsere Kultur. Zu nennen sind zum Beispiel: Karl der Große, die Ottonen, Elisabeth von Thüringen, Hildegard von Bingen, Bernhard von Clairvaux...

 

(l) Zahlreiche weitere Christen der Neuzeit beeinflussten unsere Kultur. Zu nennen sind zum Beispiel: Comenius (allgemeine Schulpflicht: 17. Jh.), Pestalozzi und Francke für Pädagogik (sein Schüler Hecker gründete die Realschule 1747), Oberlin/Scheppler gründeten Ende des 18. Jh. den Kindergarten. Wichern und Kolping traten für sozial Benachteiligte (z.B. Diakonie) ein. Man kann schon begründet sagen, dass die Christen der soziale Motor weltweit sind – was selbstverständlich nicht überall auf Gegenliebe stößt (Hinduismus, Islam, bei Ideologien). Ignatius von Loyola (16. Jh.) mit der Gründung des Jesuitenordens, der durch 500 Jahre hindurch auch politisch sehr wirksam wurde (Gesellschaft Jesu), bis hin ins mittelalterliche China.

 

(m) Im 20. Jahrhundert möchte ich nur hervorheben: Dietrich Bonhoeffer, der auch die Befreiungstheologie beeinflusst hat, Oswald von Nell-Breuning, Jesuit, Ökonom, Sozialphilosoph, Papst Johannes der XXIII. der auf vielen Ebenen Impulse gab, um die römisch-katholische Kirche zu reformieren. Um hier begründet weiter Namen zu nennen, sind wir sicher noch zu nah an der Zeit dran.