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Anmerkungen: Nahtoderfahrung und Glaubens-Leben
Nahtoderfahrung – Körper eigene Drogen werden ausgeschüttet. Soweit der Stand der Forschung.
Aber wer bin ich, dass ich Menschen, die diese Erfahrung gemacht haben, absprechen möchte, sie gemacht zu haben? Ich denke da an den Psychologen, der vor einer solchen Erfahrung Nahtod-Fragen rational interpretiert hat – und nach einer solchen Erfahrung ein völlig anderer Mensch war. Ähnliches wird von einem Neurochirurgen, der darüber ein Buch geschrieben hat, berichtet.
Vielleicht handelt ja Gott gnädig durch diese Erfahrungen, er als derjenige, der seiner Kreatur diese Möglichkeiten gegeben hat, das Sterben zu ertragen, es anders zu sehen. Sicher, manche haben auch schlimme Erfahrungen und Kämpfe in dieser Vortodesphase; zudem: Die Erfahrungen innerhalb der Religionen unterscheiden sich. Warum Letztgenanntes auch nicht? Das gehört mit zur Schöpfergüte Gottes. Wie die negativen Erfahrungen zu deuten sind, als Grundlage der Fegefeuer/Höllenangst – wer weiß das alles schon.
Wenn wir beginnen, solche Erfahrungen zu negieren, die ein Teil der Menschen geworden sind, können wir anfangen, sämtliche Erfahrungen als subjektiv, als irreal zu interpretieren. Es gibt dann keine handfesten Erfahrungen mehr, weil der Mensch sich nie sicher sein kann, ob das nun eine Hirnkapriole ist oder Realität. Damit haben wir ja grundsätzlich zu kämpfen, weil wir inzwischen wissen, dass Welt-Interpretation eben Interpretation ist. Die Kommunikation ermöglicht es dann, eine gewisse gemeinsame Basis der Welt-Interpretation zu schaffen – und das nennt man dann Kultur. Andere Kulturen haben eine andere Welt-Interpretation – die in manchen Bereichen mit der anderen eng zusammenpasst, in manchen eben nicht. Weil Welt interpretiert wird durch viele einzelne subjektiven Hirne, kann man sich in gewisser Weise sicher sein, wie die Welt tickt. Zumindest in dem jeweils kulturellen Rahmen. In diesem Zusammenhang muss man dann sagen, dass religiöse Menschen eine andere Sicht auf die Welt haben als areligiöse Menschen. Von daher ist die Kommunikation mit Menschen aus anderen Religionen oft einfacher als mit Atheisten, weil man eine gemeinsame Basis hat.
Zurück zum Thema: Ich denke da an das, was mit einem Menschen beim Aufwachen aus einer Narkose passieren kann: Er ist in einer anderen Welt – vielleicht auch in einer Welt, die er einmal erlebte, vielleicht auch eine ganz neue Welt, die auf einmal wieder so real wird, eine wunderschöne Welt, aus der man gar nicht mehr erwachen möchte und wenn man dann aus ihr erwacht, den Eindruck hat, dass die reale Welt eine irreale Welt ist, eine grausame. Zumindest grau neben der bunten Erfahrung dieser Welt in der Narkose. Menschen haben dann die Schwierigkeit, langsam wieder zu erarbeiten, was auf einer anderen Ebene real ist – die graue Welt des Krankenhauses – nicht die Welt, die man im Kontext der Narkose erfahren hat. Erfahren hat! Diese Erfahrung wird Teil des Lebens. Warum sollte man sein Hirn, das einem diese Erfahrungen ermöglicht, bekämpfen? Diese Erfahrung wird Teil des Menschen, auch dann, wenn er sie säkular-wissenschaftlich richtig einordnen kann.
Und dieses flexible Hirn verwendet Gott, um sich selbst bemerkbar zu machen. Man kann sagen: Papperlapapp – eine irreale Welt, Vorspiegelungen eines erregten Hirnlappens, ein von Drogen aufgepumptes Hirn, man kann es deuten, muss es sogar säkular deuten bzw. säkular zu deuten versuchen – als Forscher. Aber: Diese säkulare Deutung ist nur eine der Möglichkeiten – und für das Individuum vielleicht sogar eine irrelevante Möglichkeit, weil sie sein eigenes Leben in einer Dimension prägte, die es vorher nicht gekannt hat. Das Hirn ist so flexibel, vielleicht darum, weil der Schöpfer ihm diese Flexibilität gegeben hat, damit es so flexibel ist, auch seine Anrede, Ansprüche und Einsprüche wahrnehmen zu können – die man dann Glauben nennt.
Ich lerne als Glaubender, die Welt nicht eindimensional zu interpretieren.
Aber das ist auch außerhalb des Glaubens möglich, von daher macht der Glaube hier keine Ausnahme. Zum Beispiel: Welche Hormone werden ausgeschüttet, wenn man einen Menschen liebt. Liebe – einfach nur ein bestimmter Hormoncocktail. Dann macht man die Erfahrung der Liebe – sie ist real. Hormone hin, Hormone her. Diese Welt ist real, sie bereichert das Leben ungemein, sie bereichert das Leben so sehr, dass sie bedichtet und besungen wird. Dabei ist sie für die Zeugung von Nachkommen nicht einmal wichtig. Sex funktioniert auch ohne Liebe. Nachkommen können auch ohne Liebe aufgezogen werden. Wir haben hier eine ungemein wichtige Parallelwelt – die pragmatisch gesehen völlig unwichtig ist. Die Tiere zeigen das. Aus dieser Perspektive ist die Welt auch nicht einseitig säkular-wissenschaftlich zu interpretieren. Erfahrungen dieser Art heben die Hormon-Welt auf eine andere Ebene.
Manche Menschen machen diese Erfahrungen nicht. Säkular gesprochen: Weil hormonell manches außer Gleichgewicht geraten ist. Was ist nun natürlich? Was ist normal? Und das auf den Glauben bezogen – warum will man dem Glauben absprechen, Teil des normalen Lebens zu sein? Es gibt Normalität auf einer breiten Ebene. Warum versucht man ihn psychisch, hormonell usw. zu erklären? Nicht zu glauben ist ebenso psychisch, hormonell zu erklären. Dimensionen des Lebens anerkennen – auch wenn man bestimmte Erfahrungen nicht gemacht hat, das ist eine Errungenschaft, die man nicht aufs Spiel setzen sollte durch Engstirnigkeit und Rechthaberei, die übrigens auch psychisch, hormonell, kulturell bestimmt sind.
Zuletzt: Und wenn man dann die Liebe auch noch mit dem Glauben verbindet! Es tun sich neue Dimensionen auf, auch des Verstehens Gottes, der Liebe ist und Menschen mit Glauben beschenken möchte.