www.evangelische-religion.de
Liebe
1. Definition der Begriffe:
Was wir im Deutschen mit „Liebe“ bezeichnen, hat sehr viele Nuancen, die die griechische Sprache besser auszudrücken vermag.
2. Anmerkungen: Unterschiede zwischen Mann und Frau – Kommunikationsschwierigkeiten
Zunächst sind Geschlechtsunterschiede sind irrelevant;
→ Unterschiede werden erkannt, man grenzt sich voneinander ab ("iiii ein Junge!", "iiii ein Mädchen!");
→ Interesse am anderen Geschlecht entwickelt sich: Imponiergehabe + Selbstgestaltung, Hervorhebung der erkannten sexuellen Merkmale und Verhaltensweisen.
3. Mythen
Menschen sehen ihre Welt, in der sie leben, und versuchen diese zu erklären. So sind im Lauf der Zeit unterschiedliche Schöpfungsmythen entstanden. So sagen zum Beispiel:
Aufgabe:
Welches Menschenbild wird in ihnen deutlich? Eines das den Menschen achtet oder ihn verachtet?
Mythen sind nicht einfach nur kuriose Geschichten, sondern prägen im Lauf der Zeit die Weltanschauung der Menschen.
In der Bibel haben wir zwei Schöpfungsberichte. In Genesis (1. Buch Mose) 1 wird gesagt, dass Mann und Frau als Ebenbild Gottes geschaffen worden sind. Beide sind also gleich wertvoll, gleichberechtigt. In Genesis 2 wird gesagt, dass erst der Mann erschaffen wurde – und dann am Ende die Frau. Was bedeutet das? Das kann bedeuten, dass die Frau untergeordnet ist. Das kann aber auch bedeuten, dass die Frau sozusagen die Krone der Schöpfung ist. Das Letztgenannte kann dann gesagt werden, wenn der matriarchalische Zusammenhang berücksichtigt wird: Der Mann wird seine Familie verlassen und seiner Frau anhangen. Der Text selbst lässt beide Deutungen zu. Dazu s. http://evangelische-religion.de/sch%C3%B6pfungsgeschichte.html
Aufgabe:
Schöpfungsmythen im Internet: Die Suchmaschinen bieten eine Fülle an Links. Wenn Du einen gefunden und gelesen hast: Was sagt dieser Mythos über das Verhältnis von Mann und Frau aus? Über die Rolle in der Gesellschaft?
4. Liebe zur Sprache bringen
Sprache finden für das, was Liebe ist: Hohelied Salomos, Hohelied der Liebe des Paulus.
Aufgabe: Lies im Alten Testament: Das Hohelied Salomos und im Neuen Testament aus dem 1. Korintherbrief das 13. Kapitel.
Menschen, die sich selbst im Mittelpunkt sehen, müssen lernen, was Liebe ist. So lehrt das Hohelied von Salomo, dass es auch in der Sexualität auf Liebe ankommt. Sexuell aktiv ist (fast) jeder – aber es kommt bei Menschen darauf an, Sexualität mit Kultur zu verbinden, mit der Achtung vor dem anderen Menschen. Das ist in Gesellschaften unwichtig, in denen es bei der Partnersuche nicht um Liebe geht, sondern zum Beispiel um Eheschließungen aus wirtschaftlichen, familiären, machtpolitischen Gründen. (Heute auch: um Aufenthaltsgenehmigungen zu bekommen.)
Das Hohelied Salomos: In diesen Liedern, die dem König Salomo zugeschrieben werden, wird die Schönheit von Frauen und Männern besungen. Sehr bilderreiche Sprache, zum Teil deftig. Weil jüdisch-christliche Tradition das nicht so gern in der Bibel sah, hat man versucht, diese Lieder auf die Beziehung zwischen Gott und Mensch umzudeuten. Aber wie dem auch sei: Hier wird das Gefühl der Liebe zur Sprache gebracht - es findet Worte. Und diese Worte können wieder das Gefühl von Liebe spüren lassen.
Das Hohelied der Liebe des Paulus (1Kor 13). Paulus lehrt in der Tradition Jesu: In Gemeinschaft leben, heißt, einander lieben lernen. Im Kontext einer Auseinandersetzung innerhalb der Gemeinde von Korinth, besingt Paulus die Liebe. Während die Korinther sich darum streiten, welche ihrer Taten besser sind, stellt Paulus die Liebe in den Mittelpunkt. Sie bildet Gemeinschaft. Und was Liebe ist, konkretisiert er in diesem Lied. Also auch hier: Liebe wird zur Sprache gebracht, dadurch wird sie erfahrbar und damit auch lebbar.
5. Jesus lenkt in der Bergpredigt den Blick auf die Liebe zu den Nächsten
Gott solidarisiert sich so sehr mit dem Nächsten, dass es wichtiger ist, mit diesem ins Reine zu kommen, als religiöse Riten zu vollziehen:
Aus den Worten Jesu hat man die sieben leiblichen Werke der Barmherzigkeit und die sieben geistlichen Werke der Barmherzigkeit heraus kristallisiert.
Leibliche Werke der Barmherzigkeit:
Hungrigen Nahrung geben
Durstigen zu trinken geben
Unbekleidete kleiden
Fremden Schutz geben
Gefangene besuchen
Kranke besuchen
Tote begraben
Geistliche Werke der Barmherzigkeit:
Sündern ihre Schuld zeigen
Unwissende belehren
Zweifelnden raten
Traurige trösten
Lästige in Geduld ertragen
Denen, die beleidigen, vergeben
Für Lebende und Tote beten
Fazit: Jesus zeigte, was für ein gelingendes Miteinander wichtig ist: die Liebe zueinander. Und die Lehre Jesu äußert sich auch in den Worten: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Diesem Auftrag liegt die Liebe Gottes zu den Menschen zugrunde. Gott liebt den Menschen – also kann auch er lieben. Mit dem Liebesgebot – Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – ist engstens verknüpft: Liebe Gott. Man spricht vom Doppelgebot der Liebe: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten. Auch von hier aus gesehen ist Jesus für die Entwicklung der Menschheit immens wichtig. Freilich gibt es für das Doppelgebot der Liebe Parallelen in seiner jüdischen Tradition: Testament der zwölf Patriarchen und Philo und so wird es im Lukasevangelium auch von einem Gegner Jesu ausgesprochen.
6. Auswirkungen
Auch Liebeslieder, Liebesgedichte und Liebesfilme helfen zu erkennen, was das eigentlich ist: Liebe zwischen zwei Menschen. Der erste Liebesroman stammt vermutlich von einem christlichen Bischof (Heliodor/3.-4. Jh.), um christliche Ethik zu vermitteln. Solche Texte versuchen das „Geheimnis“ in Worte zu fassen. Liebe ist ein Geheimnis, das man z.B. soziopsychologisch und biologisch zu ergründen versucht. Gelungen ist es noch nicht.
Die Diakonie - die anderen Menschen dienende Liebe - ohne ansehen der Person - wurde extra bedacht: http://evangelische-religion.de/diakonie-caritas.html .
Zum Verhältnis von Philanthropie und Nächstenliebe s. http://evangelische-religion.de/philanthropie.html