www.evangelische-religion.de

Kein Ausflug ins Technikmuseum

 

„So, Tanja und Uwe, Morgen ist Samstag – wir gehen ins Technikmuseum!“

Wie aus einem Mund brüllen Tanja und Uwe: „Ins Technikmuseum, das ist doch voll langweilig!“

„Langweilig?“, fragt der Vater.

„Ja, sooooo langweilig!“, schreien beide.

„Woher wollt ihr das denn wissen? Ihr wart ja noch nie in einem“, sagt die Mutter.

„Wir waren noch nicht in einem, weil es da soooooo langweilig und uninteressant ist!“, rufen die Kinder.

„Langweilig und uninteressant?“, fragt der Vater. „Euer Leben besteht doch fast nur aus Technik, und da muss man schon mal wissen, was das eigentlich ist.“

„Ich spiele mit meiner Freundin und brauche keine Technik“, ruft Tanja,

„Und ich spiele mit meinem DS und brauche auch keine Technik!“, ruft Uwe.

„Tanja, du brauchst jeden Tag Technik, wenn du das Licht anmachst, wenn du den Kühlschrank für dein Eis brauchst…“

„Technik ist doof“, ruft Anja.

„Und du, Uwe, glaubst du wirklich, dein DS hat mit Technik nichts zu tun?“

„Ist mir doch egal – ich will keine Technik kennen lernen!“

Vater und Mutter versuchen noch ein wenig von der Nützlichkeit der Technik zu reden, wollen noch die Schönheit der Technik nahe bringen, wollen noch zeigen, dass das Leben nicht ohne Technik auskommt – aber die beiden Kinder rufen nur: Ist doch langweilig – ich brauch so was nicht – das ist nur dazu da, um Kinder zu ärgern – soll uns Kindern nur die Zeit rauben.

 

Was sagst du zu diesen Kindern?

 

 

Ich esse keine Orangen!

Die schmecken scheußlich, die sehen blöd aus…

Hast du schon einmal eine gesehen, einmal eine gegessen?

Nein!

Woher willst du das alles denn wissen?

Ich denke es mir halt so.

 

Was sagst du zu diesem Kind?

 

 

Und die Moral von der Geschicht:

Wer nicht weiß, was …………………… .........ist, der sollte nicht darüber schimpfen.

Wer die Bedeutung von ……………. ………. für unsere Kultur nicht kennt – weil er auch gar nicht weiß, was „Kultur“ eigentlich ist – zeigt nur lautstark, dass er ein Dummkopf ist, wenn er sich nicht die Mühe machen will, das alles kennenzulernen.

Wer sich nicht die Mühe macht, etwas, das er nicht kennt, kennenzulernen, der sollte es auch nicht beurteilen.

 

Langweilig sind zunächst viele Dinge, die man nicht kennt – und je mehr man sie kennenlernt, desto spannender und interessanter werden sie.

 

***

 

 

Was ist Kultur?

 

Das Tier frisst …                                                                   der Mensch isst…

Das Tier säuft…                                                                    der Mensch trinkt…

Worin liegt der Unterschied? Diesen Unterschied nennt man Esskultur.

 

Das Tier hat Fell, Federn, Schuppen – was hat der Mensch…?

Er braucht Kleidung – und hat nicht nur Kleidung, sondern macht sich auch schick,

pflegt seine Haare und Zähne, schminkt sich ein wenig.

 

Das Tier wäscht sich, wenn es kann. Der Mensch auch. Doch der Mensch kennt auch Badekultur: Er macht es sich schön, macht es sich gemütlich, entwickelt Duschen… - er will nicht nur sauber sein, sondern auch gut duften. Zum anderen weiß der Mensch inzwischen, dass all das nicht nur gut tut und schön macht, sondern auch zur Gesundheit beiträgt.

 

Das Tier hat Nester, Höhlen…

der Mensch hat ein…

Wohnkultur: Das Haus schmückt er sich aus, macht es sich bequem und gemütlich …

 

Tiere bewegen sich. Auch der Mensch bewegt sich. Doch er kann Bewegungen weiterführen: bestimmte Bewegungen bedeuten etwas… - und weitergeführt wird die Freude an der Bewegung zum Tanz, Ballett… - nennen wir es Bewegungskultur.

 

Manche Tiere können sich verständigen…

Der Mensch auch. Doch wenn er sein Sprechen pflegt: gute Worte verwendet, Acht gibt auf seine Aussprache, auf seine Sätze, dann wird es zur Sprechkultur. Unter Diskussionskultur verstehen wir: Wenn einer redet – dann hören andere zu. Einer darf nicht zu lange reden – das ist unhöflich. Einer darf nicht zu laut reden und herum brüllen… Auch sonst lernen wir miteinander richtig umzugehen: einander nicht verachten (treten, anspucken, anschreien), wir lernen Abstand zu halten, damit der andere Raum zum Leben hat…

 

Der Mensch verwendet Worte, um sie zu Melodien umzuformen.

Die Kunst der Musik wird entwickelt…               Instrumente, Melodien…

Kultur wird zur Kunst weitergeführt – oder: Kunst ist die Spitze der Kultur.

Wir sprechen von Schreibkultur: Menschen können schreiben – aber schön schreiben ist eine Kunst, die man lernen muss. Lesekultur heißt: Menschen können lesen – aber dieses Können wird verfeinert, man weiß, was man gelesen hat, man stimmt dem zu oder lehnt das ab, man lernt daraus – und das bedeutet: Der Mensch unterscheidet sich von vielen Tieren auch darin, dass er nicht immer alle Erfahrungen selber machen muss, sondern auf das, was andere erfahren haben, aufbauen kann – nur so kommt er weiter als die Tiere.

 

Wie Tiere in den Tag leben, so leben auch Menschen in den Tag. Doch der Mensch schaut sich alles an, er beginnt zu überlegen: Woher kommt das alles, das Schöne – aber auch das Böse? Wie muss ich mich verhalten, dass es mir und den anderen Menschen gut geht, dass wir nicht miteinander streiten, dass wir Hunger und Ängste überwinden… Es entwickeln sich Religion und später Philosophie. Der Mensch beobachtet alles und denkt dann über Gott nach, der alles geschaffen hat, der auch dazu beiträgt, dass all das Wunderschöne nicht wieder zerstört wird. Es entsteht Religionskultur mit ihren Geschichten, Riten, Gebeten, Geboten/Verboten, Liedern… - und damit verbunden entwickelt sich Philosophie. Der Philosoph ist der „Freund der Weisheit“: Menschen denken über die Welt nach, versuchen sie mit Worten zu ergründen, Dichtungen entstehen...

 

Nicht nur mit Worten versucht der Mensch das alles wiederzugeben: Er malt oder ist als Bildhauer tätig. Und so können weitere menschliche Verhaltensweisen so weitergeführt werden, dass es zur Kultur wird: zu Sport, Technik…

 

Nun gibt es Menschen, die von Kultur nicht viel halten, die sich lieber den Tieren anpassen –

und das, was Menschen als Besonderheit entwickelt haben, missachten.

Manche mögen das als ganz toll und spannend ansehen und über Kultur lachen oder spotten.

Aber im Allgemeinen haben Menschen, die ihre Kultur verachten, keine guten Karten.