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Gott zur Sprache gebracht:

Gott im Alten Testament und im Neuen Testament

 

Gott im Alten Testament

 

Aufgabe: Stelle die folgenden Aussagen in einer Mindmap dar.

 

Gott ist der Schöpfer

  • Er hat alles erschaffen,
  • er ist darum auch Herr über die Völker und ihre Herrscher,
  • er ist Herr über die Natur,
  • er ist Herr über die Mächte (Engel usw.).

 

Gott ist der sich seinem Volk offenbarende Gott - aber kein lokal gebundener Gott

  • Gott redet durch Menschen, beruft Menschen (Moses, Propheten...),
  • Gott schließt mit seinem Volk einen Bund (kurz gesagt: Werdet ihr bei mir bleiben, bleibe ich bei euch; werdet ihr den Bund nicht halten, wird das als Vertragsbruch geahndet),
  • er ist Herr über die Geschichte,
  • Gott gibt seinen Namen kund: Jahwe - das heißt (a) Ich bin, der ich bin (diese Übersetzung betont sein Wesen - ist eher griechische Tradition) bzw. (b) Ich werde sein, als der ich mich erweisen werde (diese Übersetzung betont sein geschichtliches Handeln - ist jüdische Tradition). Dieser Name ist offen -und damit hängt zusammen:
  • Das Volk darf sich kein Bild von Gott machen (Bilderverbot).

 

Gott ist der bewahrende Gott

  • Er befreit sein Volk;
  • er führt sein Volk;
  • er richtet sein Volk, wenn es seinen Willen missachtet;
  • er gibt seinem Volk Zukunft
  • er ist den Menschen Zuflucht.

 

Gott kann für Menschen auch verborgen sein

  • Angesichts seines Leidens versteht Hiob Gott nicht mehr.
  • Manche Psalmen beklagen die Verborgenheit Gottes.
  • Israel musste lernen: Gott zeigt seinem Volk nicht seine Stärke, indem er es militärisch siegen lässt.
  • Auch dann, wenn Gott nicht positiv erfahren werden kann: Er hat die Fäden in der Hand.

 

Menschen sollen sich von Gott kein Bild machen (Exodus 20,4). Das heißt: Das, was wir von Gott im Alten Testament erfahren, ist Ausdruck der Beziehungen von Menschen zu Gott. Und die Gotteserfahrungen sind vielfältig. So wäre es ein verkürztes Gottesbild, ihn allein als König (Psalm 5,3) anzusehen, als Verborgener (Hiob), als Hirte (Psalm 23), als Zuflucht/Turm und Vogel (Psalm 61,4f) als Richter (Psalm 75,7), Vater (Psalm 68,6), Mutter (Jesaja 66,13), Licht (27,1) usw. Gott ist nur in seiner Fülle ganz erfasst, aber das ist dem Menschen nicht möglich. Die Bilder weisen, dadurch, dass sie nicht den ganzen Gott erfassen, über sich hinaus. Menschen können diese aus Lebenserfahrungen gewonnenen Gottesbilder mit ihren eigenen Lebenssituationen verknüpfen und bereichern - dürfen das jeweilige Bild aber auch hier nicht verabsolutieren. Auch wenn die Bilder nicht den ganzen Gott erfassen, lassen sie ihn doch nahekommen. Auch der Mensch als Ebenbild Gottes hat Teil daran, dass er nicht ganz erklärbar, verfügbar ist.

 

Jahwe - sein Name unter anderem bedeutet: Ich werde da sein, als der ich da sein werde... - Gott erkennen liegt in der Zukunft. Gott begegnet in der Zukunft. Aus dem Rückblick erkannte das Volk Israel, dass Gott gehandelt hat. Aber mit dem Rückblick ist es nicht getan, die Geschichte geht weiter - ebenso also die Geschichte des Handelns Gottes. Auch hier, Exodus 3: Der Mensch bekommt den Namen Gottes mitgeteilt: Jahwe. Aber dennoch: Gott ist nicht greifbar. Der Name weist über das hinaus, was Menschen sich denken können. Er verbirgt gleichzeitig.

 

Aufgabe: Zu bedenken:

Wenn wir von Gott als Schöpfer hören oder lesen, haben wir immer nur die Erde im Blick. Die moderne Wissenschaft mit den Vorstellungen von den Weiten des Alls, den mächtigen Galaxien, Sterne, die bis zu 2100fache des Sonnenradius haben, dunkle Energie, vielleicht auch die Parallel-Universen, die die String-Theoretiker im Blick haben... - all das zeigt, dass wir von Gott zu klein denken. Warum? Weil unser Gehirn auf diese unsere kleine Welt hin ausgerichtet ist. Warum? Weil unsere Sprache sehr begrenzt ist. Aber gleichzeitig sehen wir, wie wichtig der Mensch und die Schöpfung mit ihm auf der kleinen Erde, schwebend im weiten All, ist. Gott kümmert sich um ihn, er schaut auf ihn. Auch an diesen Formulierungen merkt man, wie begrenzt unsere Vorstellungen und unsere Sprache ist.

 

 

Gott im Neuen Testament

Gott wird in den Worten und Taten Jesu erkannt

 

Aufgabe 1: Stelle die folgenden Aussagen als Sonne dar: Gott ist das Zentrum, die einzelnen Punkte sind die Strahlen.

 

1. Synoptische Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas)

Gott ist den Menschen in Jesus Christus zugewandt - Christen können Gott nur durch Jesus Christus sehen

(die Geschichte tritt in den Hintergrund, das Individuum bekommt Bedeutung)

 

  • Gott ist Gott des Volkes und der Völker,
  • Gott lässt die Menschen und die Welt nicht allein,
  • Gott bekämpft Leiden: sichtbar in den Wundern,
  • Gott vergibt Sünden, er nimmt Menschen trotz ihrer Sünden wieder auf (Mk 2; Lk 15),
  • Gott verschließt sich den Klugen, offenbart sich denen, die ihn nicht fassen wollen (Mt 11,25-30),
  • Gott und Jesus sind in den Menschen, die nicht geachtet werden, anwesend (Mt 25,31-46 und Mk 9,33-37),
  • Gott sieht menschliche Herrscher nicht als Konkurrenten an, er ist Herr über alle (Mk 12.13ff.)
  • Gott ist im Leiden und Sterben Jesu anwesend (Mk 15,33-41; 10,32),
  • Gott schenkt Zukunft (Reich Gottes), die in der Gegenwart schon in Jesus angebrochen ist.

 

 

2. Paulusbriefe und andere Texte (Auswahl)

 

Aufgabe 1: Stelle die folgenden Aussagen als Sonne dar: Gott + Jesus Christus sind oder ist (?) das Zentrum, die einzelnen Punkte sind die Strahlen.

 

Aufgabe 2: Überlegt miteinander, warum es heißen kann Gott und Jesus Christus ist das Zentrum bzw. sind das Zentrum. Vertieft die Diskussion mit: http://www.evangelische-religion.de/trinit%C3%A4t.html

 

Gott handelt in Jesus Christus am Menschen:

  • Gott wird in Jesus Christus erkannt, Jesus ist Ebenbild Gottes,
  • Gott ist in Jesus Christus (seinem Logos) zu den Menschen gekommen (Joh 1),
  • Gott steht zu seinem Wort: Er ist gerecht, das heißt: Er sucht in Jesus Christus die Gemeinschaft mit Menschen (Römer 3),
  • Gott, schafft in / durch Jesus Christus Frieden zwischen sich und Menschen (Römer 5),
  • Gott lässt die Seinen im Geist Jesu Christi handeln (Röm 5-8)
  • Gott sucht die Einheit mit dem Menschen über den Tod hinaus (Röm 8). Der Tod als sichtbares Zeichen der Gottesentfremdung / Feindschaft gegen Gott wird überwunden (1Kor 15),
  • Gott rettet allein in Jesus Christus den Menschen (Apostelgeschichte 4).

 

Gott handelt in Jesus Christus über den Menschen hinaus:

  • Gott erschafft in/durch Jesus Christus die Schöpfung (Kolosserbrief 1),
  • Gott herrscht durch Jesus Christus über Mächte und Menschen (Hebräerbrief 1),
  • Gott herrscht durch Jesus Christus über die Geschichte (Apokalypse des Johannes),
  • Gottes Fülle wohnt in Jesus Christus (Kol 1,9).

 

Über Gottes Handeln in Jesus von Nazareth, dem Christus, wird ganz groß gesprochen. Aber die Brücke zu dieser Erkenntnis ist das Leiden Jesu am Kreuz, sein Kreuzestod. Ohne dieses Ereignis kann Gott nicht recht erkannt werden. Das Markusevangelium zeigt das, indem es den römischen Soldaten unter dem Kreuz ausrufen lässt: Dieser war Gottes Sohn (15,39) - das heißt: Nicht an den Wundern ist die Besonderheit Jesu zu erkennen, das wird in den Texten ausgesprochen, die dem so genannten Messiasgeheimnis zugeordnet werden (z.B. Mk 1,44), sondern am Kreuz; Paulus spricht vom Wort vom Kreuz, das für die Menschen eine Dummheit ist und ein Ärgernis (1Korintherbrief 1,18ff.) - die Grundlage der so genannten Kreuzestheologie, die Luther betont hat. Der Mensch kann Gott nicht haben, nicht fassen - was er fassen kann sind selbst gemachte Götter. Menschen können von ihrem Gott ganz groß reden, seine Allmacht bewundern, seine in sich ruhende Größe - aber unabhängig vom schändlichen Kreuzestod Jesu hat der Mensch mit den großartigsten Worten nur ein kleines Zipfelchen von Gott erfasst. Der Mensch kann sich nur von Gott - im Wort vom Kreuz - fassen lassen. Und die Gleichnisse, die Jesus erzählt, um Gott nahe zu bringen, die Gemeinde, die er beruft - sie sind transparent für Gott, können aber nie den vollkommenen Gott repräsentieren. Der Mensch kann die Herrlichkeit Gottes nicht im Pomp, mit Macht, mit wunderbaren Gesängen und Texten abbilden - sondern nur in dem Versuch, den Nächsten zu lieben.

 

Also auch in diesem Kontext: Gott ist nicht in seiner Fülle fassbar. Ein bestimmtes Gottesbild darf genauso wenig verabsolutiert werden wie aus alttestamentlicher Perspektive. Er ist zwar "Vater", er liebt - aber was das bedeutet "Vater" "Liebe Gottes" wird von Gott her bestimmt und nicht von unseren Vater- bzw. Liebeserfahrungen. Das bedeutet, dass wir uns kein Bild von Gott machen sollen - wir erkennen ihn in Jesus Christus und seinen Worten und Taten - können ihn aber dennoch nicht in seiner Fülle fassen.

 

Diskutiert:

Voraussetzung für das, was in diesem Abschnitt Gott im Neuen Testament gesagt wurde, ist das, was zuvor über Gott im Alten Testament gesagt wurde.