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Schöpfung: Urknall

 

Aufgabe:

a) Gib den folgenden Abschnitten passende Überschriften.

b) Sammle Argumente für und gegen sie.

c) Nimm aus unterschiedlichen Perspektiven Stellung (Christentum-Islam-Buddhismus- atheistisch orientierter Wissenschaft). Um aus unterschiedlichen Perspektiven Stellung nehmen zu können, s. http://www.evangelische-religion.de/religionen.html und http://www.evangelische-religion.de/atheismus.html  - und freilich weitere Infos.

d) Nimm Fächer übergreifend Stellung - mit Hilfe des jeweiligen Lehrers/der Lehrerin: Erdkunde, Biologie...

 

 

Anmerkungen zum "Urknall"

 

1.

Unsere Vorfahren haben die Welt betrachtet - und haben von dem, was sie sahen, auf Götter und Mächte zurück geschlossen. Und so war es für viele von ihnen undenkbar, dass alles ist, ohne dass Götter ihre Macht mit im Spiel hatten. Auch wir in Europa und Nordamerika deuten unsere Welt - heute allerdings vielfach ohne Gott bzw. Götter in den Blick zu nehmen.

Wir Menschen sind es, die interpretieren, die zu verstehen suchen. Das ist die einzige Konstante. Doch der Mensch als Mensch ist vielfältig, er wird sich immer ändern, ist in Bewegung - und so ist jede Zeit mit ihren Interpretationen der Welt nur ein Mosaiksteinchen im Gesamtbild der Geschichte. Weil der Mensch jedoch etwas benötigt, woran er sich festhalten kann - und sei es an seiner Weltsicht - beharrt er vielfach auf das, was er für richtig hält.

Diese Formulierung ist absichtlich schräg: Der Mensch macht sich ein Weltbild - an dieses klammert er sich - hält es für wahr - auch wenn er es selbst (als Teil seiner Kultur) gebildet hat. Aber so ist es.

Davon ist Wissenschaft genauso wenig ausgenommen wie Religion. Und das betrifft alles, was wir wahrnehmen und ahnen: den Beginn von dem, was wir sehen, hören, spüren, schmecken, riechen - kurz: die Schöpfung - und betrifft das Ende der Schöpfung.

 

2.

Fragen wir, was der so genannte Urknall ist:

Da hören wir Laien von zusammenstoßenden Sternen, von der Erde, wie sie mit Meteoriten zusammenknallt, sprechen. Es geht in der Frage des Urknalls jedoch nicht um die Entstehung der Erde, sondern um den Beginn des Kosmos, des Universums - all dessen, was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen. (Multiversen lassen wir im Augenblick einmal außen vor.)

Das moderne Weltbild: Wie weit ist es eigentlich verbreitet? Nur im Fernsehen und bei ein paar ganz wenig Superschlauen?

Wer hat den Urknall eigentlich erfunden? Der Theologe und Physiker Georges Lemaitre - er hat nicht das Wort erfunden, sondern die Theorie, dass alles nach einem Urknall entstanden ist.

 

Der Gedanke, dass alles vor 13,7 Milliarden Jahren durch einen so genannten Urknall entstanden ist, ist nicht das modernste Weltbild. Moderner ist folgendes: Die Welt war schon immer da, oder: sie pulsiert, zieht sich zusammen und knallt dann wieder usw. Bei diesen Weltbildern muss man nicht mehr das Denken, was ein Ding der Unmöglichkeit ist: dass Etwas aus Nichts entsteht. Denn: Was war vor dem Urknall da? Welt. Einfach Welt. Dabei war der Gedanke vom Urknall, mit dem alles beginnt, so schön griffig, auch für Kinder spannend: Alles, was knallt und Funken stieben lässt, ist spannend. Und nun? Nichts dergleichen. Pure Langeweile zu Beginn des Universums. Der Gedanke vom Urknall entstammt übrigens dem jüdisch-christlichen Kulturkreis. Der Gedanke von der pulsierenden Welt wurde vom hinduistisch-buddhistischem Kulturkreis beeinflusst. Bleiben wir also doch lieber beim Urknall - weil es so schön knallt? Und vor allem: Auch wenn die Welt pulsiert - irgendwann muss doch auch das Pulsieren begonnen haben. Wir können getrost sein: Im Augenblick setzt sich wieder der Urknall durch. Warum? Weil sonderbarer Weise die Galaxien immer schneller werden - was bei einem Zusammenziehen nicht denkbar wäre.

 

3.

Faszinierend ist: Man hat auch in der Wissenschaft im Grunde keinen blassen Schimmer, denn ein ausdehnungsloser Punkt, in dem Masse und Zeit usw. komprimiert waren, ist nicht erklärbar, selbst mathematisch lässt sich das nicht erfassen. Man versucht zu verstehen, zu interpretieren, man untersucht und rechnet. Vielleicht kennt man schon die Wahrheit - es geht uns aber so wie es der alten Grieche Xenophanes gesagt hat: Auch wenn man die Wahrheit kennt, weiß man nicht, ob sie es wirklich ist. Dennoch tun manche (!) Wissenschaftler so, als wüssten sie, was nicht sein kann: Was kann nicht sein? Gott.

Oder kann Gott doch gewesen sein?

Gott muss ja doch auch entstanden sein.

Unsere Sprache ist begrenzt, darum wird "Gott" von vorneherein als ewig definiert. Mit dem Wort "Gott" ist Ewigkeit konnotiert. Wenn nun die Welt ewig sein soll, dann wird im Grunde eine Vorstellung, die mit Gott verbunden war, auf die Welt übertragen. Die Welt wird Gott - darum kann man auch sagen: Die Natur erschafft, die Evolution macht usw. Natur und Evolution werden personalisiert, weil sich der Mensch nicht vorstellen kann, dass alles einfach so aus Zufall entstanden ist. Zufall gibt es bekanntlich nicht - weil wir Menschen kausales Denken gewöhnt sind. Die Hohepriester des Urknalls müssen also zwei Dinge überwinden, wenn die Theorie mit der Erfahrung übereinstimmen soll:

a) Es kann doch Etwas aus Nichts enstehen - und das muss wissenschaftlich bewiesen werden - und

b) es muss keine Kausalkette vorhanden sein (da ist man schon ein wenig weiter - oder doch nicht?: vgl. Quantenphysik).

 

4.

Freilich stehen wir alle als Kinder unserer Zeit eben in unserer Zeit. Wir wollen nur glauben, was im naturwissenschaftlichen Sinn bewiesen ist - auch wenn im Grunde vieles nicht bewiesen ist, glauben wir doch gerne, dass es bewiesen ist. Und weil auch manche Wissenschaftler gerne weiter gehen als ihre Beweise, stoßen sie auf ein Problem:

 

Das Problem, vor dem auch Naturwissenschaftler stehen, formuliert die folgende Kritik an dem Physiker Hawking: Der Physiker und Philosoph Eduard Kaeser sagt: >Die “theologischen Eskapaden” des britischen Physikers (sc. Hawking) seien teilweise “lächerlich”, ... “Er bringt eine ganze Disziplin, ein über dreihundertjähriges Ethos in Verruf.” Dieses wissenschaftliche Ethos, festgehalten etwa 1663 in den Statuten der Royal Society, besage, dass die Natur ohne Theologie oder Metaphysik betrieben werden müsse. Genau das habe Hawking mit seiner Theorie aber getan, er habe die Grenze zwischen Naturwissenschaft und Theologie in seinem Buch verwischt. “Er macht sich anheischig, als Wissenschaftler Dinge zu beweisen, die mit seiner Wissenschaft nicht beweisbar sind.”< (http://www.pro-medienmagazin.de/journalismus.html?&news[action]=detail&news[id]=3527)

 

5.

Den Laien ins Grübeln bringen dürfte folgende Zeitungsnotiz:

Stephen Hawking korrigiert sein Modell vom Urknall.

 

Für wirkliche Wissenschaftler dürfte es kein Problem sein, Theorie - Theorie zu nennen, Hypothese - Hypothese. Aber Laien, denen alles Vereinfachte einfachheithalber als Wahrheit dargestellt wird, dürften aufgrund solcher Aussagen ins Grübeln kommen. Kann einer einfach so die von fast aller wissenschaftlichen Welt anerkannte These vom Urknall überarbeiten, vielleicht sogar ablehnen?

Ja, denn Wissenschaft lebt von der Korrektur, von der Diskussion, von neuen Erkenntnissen. Das ist schwer für diejenigen zu verstehen, die von der Wissenschaft ein festes Weltbild erwarten. Ein solches Weltbild propagieren auch manche Wissenschaftler selbst - darum spricht man auch von "Schulen": Ein paar Wissenschaftler gruppieren sich jeweils um eine Theorie und dessen Lehrer und verteidigen sie heftig gegen Angriffe durch andere. Aber aufgrund dieser Angriffe und Verteidigungen ist Wissenschaft als Wissenschaft zu kennzeichnen. Man redet miteinander. Wo das Gespräch abgebrochen wird, andere Meinungen und Forschungsergebnisse unterdrückt werden, andere lächerlich gemacht werden, da hat es die Wissenschaft schwer, Wissenschaft zu bleiben.