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Ausgewählte Bilderbücher zum Thema

Sterben – Tod – Auferstehung – Trauer

 

Dolf Verroen/Wolf Erlbruch: Ein Himmel für den kleinen Bären, München, Wien 2003

Der Opa des kleinen Bären ist gestorben und in den Himmel gekommen. Nun will der kleine Bär auch sterben und in den Himmel kommen. Alle Tiere wollen ihn jedoch nicht fressen. Da wird er durch den Regen durchnässt und friert. Er kommt nach Hause und erlebt den „Himmel“ in der Geborgenheit seiner Eltern.

 

Friedrich Karl Barth/Dorota Wünsch: Himbeermarmelade, Wuppertal 2003

Onkel Georg ist gestorben. Der Pfarrer, der Opa des Mädchens, dessen Onkel Georg war, erklärt ihr: „Aus Onkel Georg wird im Laufe der Jahre ein guter Humus. Das ist fruchtbare, feuchte Erde und daraus kann wieder neues Leben wachsen. Wir werden ihm einen Rosenbusch auf sein Grab pflanzen und Efeu. Das würde ihm gefallen. Du wirst sehen, wie schön die Rosen blühen und wie der Efeu sein letztes Bett immergrün bedeckt.“ (Das erklärte der Pfarrer-Opa.) „Eine Efeu-Bettdecke für Onkel Georg, die immer grün blieb, der Gedanke gefiel Ricarda. Geht es Onkel Georg jetzt wirklich gut? Ja, denn er ist aufgehoben in deiner Erinnerung. Du wirst immer wissen, wie lieb er dich hatte. Diese Liebe wirst du nie vergessen, dein ganzes Leben lang nicht.“ Dieser letzte Satz ist eine Notlösung im Buch, denn von der Liebe des Onkels zu dem Mädchen war überhaupt nie die Rede. Er mochte nur ihre Himbeermarmelade, weil sie ihn an seine Jugend erinnerte.

 

Jutta Bauer: Opas Engel, Hamburg 2001

Der Opa erzählt von seinem Hospizbett aus seinem Enkel, was er so alles erlebt hat. Auf den Bildern sieht man, wie ihn sein Schutzengel immer bewahrt hat – freilich wusste der Opa nichts vom Engel, sondern sprach von „Glück im Leben“. Und als der Enkel seinen Opa verlässt, ist es dieser Engel, der ihn nun begleitet: Der Engel, der die Vorfahren bewahrte, ist auch bei ihm.

 

Ulf Stark; Anna Höglund: Kannst du pfeifen, Johanna, Hamburg 2001

Ein Junge möchte auch einen Opa haben. Er geht mit seinem Freund in ein Altersheim und sucht sich einen alten Mann als Opa aus. Sie erleben interessante Stunden miteinander. So will der Opa dem Jungen das Pfeifen beibringen. Er übt und übt – und es klappt nicht. Als es endlich klappt, ist der Opa gestorben. Der Junge pfeift dann am Sarg ein Lied. Auf jeden Fall hat es mit Opa Spaß gemacht.

 

Robert Piumini; Quint Buchholz: Matti und der Grossvater, Wien 1994

Der Großvater liegt im Sterben. Die Familie ist um ihn herum versammelt. Matti, der Enkel, geht mit dem Großvater spazieren und erlebt viele Dinge. Der Großvater wird immer kleiner, bis er in dem Jungen ist. Der Junge kehrt mit dem Großvater in sich heim – und der Großvater stirbt – aber der richtige Großvater, der Kleingewordene, ist in Matti. Ein Mensch, den wir lieben, bleibt immer in und bei uns. Und: Wir sind ein Teil der Vorfahren.

 

Hermien Stellmacher; Jan Lieffering: Nie mehr Oma-Lina-Tag Stuttgart 2005

Oma Lina backt mit Jasper immer Pfannkuchen. Als sie im Sterben liegt, fragt er die Eltern, was Sterben ist. Der Vater sagt: Man erlebt viele Abschiede im Leben. Sterben ist ein großer Abschied. Als sie Tod ist, heißt es: Ihr Körper ist noch hier – aber Oma Lina selbst lebt bei Gott weiter. Und wie lebt sie weiter? Indem sie in dem, was sie für andere Menschen gemacht hat, da ist. Für Jasper ist das der Pfannkuchen nach Omas Rezept. Es ist vom Frühling die Rede, vom Kerzen anzünden, vom Vaterunser. Dann backt er ganz viele Pfannkuchen, spricht mit der verstorbenen Oma und es ist ihm, als würde er sie in seiner Nähe lachen hören.

 

Amelie Fried; Jacky Gleich: Hat Opa einen Anzug an? München 1997

Brunos Großvater ist gestorben. Wo ist er nun? Die Antworten, die er bekommt: auf dem Friedhof und im Himmel. Der Körper ist auf dem Friedhof, die Seele bei Gott. Die Seele ist das, was Bruno am Opa liebt. Aber auf der Erde lebt Opa in der Erinnerung weiter und der Mensch solle jeden Tag so leben, als würde es sein letzter Tag sein. Kurz ist von Seelenwanderung die Rede. Intensiver davon, dass Bruno mit dem Opa redet, und er fühlt, dass der Opa zu ihm hinlacht. Und so darf Bruno jetzt auch lachen, weil es dem Opa da, wo er jetzt ist, gut geht. – Vielleicht ist Opa in seinem neugeborenen Enkelkind zurückgekehrt, sagt die Mutter. Aber Bruno findet, dass dem nicht so ist. Der Opa war ganz anders.

 

Marit Kaldhol; Wenche Øyen: Abschied von Rune, Hamburg 1987

Rune, der Spielfreund von Sara, ist ertrunken. Sie fragt: Sehe ich ihn nie wieder? Die Mutter sagt: Schließe die Augen, wenn wir an ihn denken, sehen wir ihn in uns und können mit ihm sprechen. Die Trauerfeier mit der Orgelmusik ist sehr schön und Sara fühlt es hellblau um sich herum. Rune hatte Sara kurz vor seinem Tod noch einen Kuss gegeben – sie hatte einen kleinen nassen Fleck auf der Wange. Jetzt tropft eine Träne – und sie spürt wieder einen kleinen nassen Flecken auf der Wange. Im Frühjahr kehren sie zum Friedhof zurück: Runes Körper wird Erde, aus dem die Anemonen wachsen. Sara fängt an zu weinen, weil sie mit ihm spielen will. Am Schluss schmiegt sie sich an ihre Mutter. Die Bilder sind sehr verschwommen gemalt, als würde alles aus den Augen des gestorbenen Rune gesehen werden; das hieße, er würde in einer anderen Welt leben und auf die gegenwärtige Welt sehen. Aber das wird im Buch nicht dargestellt.

 

Susan Varley: Leb wohl, lieber Dachs, Wien 1984

Das Sterben des alten Dachses wird beschrieben: „Bin durch den langen Tunnel gegangen. Lebt wohl, Dachs.“ – er fühlt sich frei. Aber alle trauern und sind unglücklich. Als die Tiere zusammenkamen, erinnerten sie sich an das, was der Dachs ihnen beigebracht hatte. Das war das Abschiedsgeschenk des Dachses, ihr Schatz. Und damit halfen sie einander. Der Maulwurf sagte dem Dachs „Danke“ – und es war ihm, als würde er das hören.

 

Uwe Saegner: Sarahs Mama. Wenn die Mutter stirbt - ein Kinderbuch, Ludwigsburg Neuauflage 2013

Die Mutter von Sarah ist gestorben. Sie vermisst ihre Mutter sehr. Eine Frau möchte, dass Sarah ihr etwas von ihrer Mutter erzählt. Und Sarah führt die Frau an viele Plätze, an denen sie Mama-Erinnerungen hat. Dann fragt sie: Wo ist Mama? Die Frau antwortet: Ich weiß es nicht - doch Sarah will nicht hören, was sie weiß, sondern was sie glaubt. Sie gehen wieder in den Garten: Mama ist überall - und ist überall zu entdecken - selbst in den Wolken. Das heißt: Sie ist im Himmel - und ist der Marienkäfer, der sich auf Sarahs Hand setzt.

 

Inger Hermann und Carme Solé Vendrell: Du wirst immer bei mir sein, Mannheim 6. Auflage 2010

Der Vater von Peter stirbt bei einem Autounfall. Als Peter die Nachricht vom Tod seines Vaters hört, sieht er seinen Vater dennoch für einen kurzen Augenblick. In einer angstvollen Situation sagt er seinem Vater, dass er Angst habe - die Angst wird ihm genommen. Er wird zornig auf den Vater, doch dann spürt er den Vater, als säße er neben ihm. Der Opa erklärt, warum das so ist: Die Seele, die Liebe zu Peter sind Wirklichkeit.

 

Uwe Saegner: Papa, wo bist du? Ein Kinderbuch zu Tod und Trauer für Kinder, Ludwigsburg 2011

Die Mutter sagt ihrem Sohn, der Papa sei fortgegangen. Der Junge sucht ihn vergeblich. Es beginnt zu regnen - und als der Regen aufhört, sind auch die Tränen weg. Die Mutter sagt ihrem Sohn, dass der Papa tot - aber dennoch bei ihm sei. Er könne Papa spüren und reden hören.

 

Regine Schindler: Pele und das neue Leben. Eine Geschichte von Tod und Leben, Lahr 9. Auflage 1997 (Nachdruck 2002)

Pele und Tomo spielen gemeinsam, pflegen einen Garten - doch eines Tages ist Tomo tot. Die Mutter sagt, er sei im Himmel - doch der ist weit - die Mutter erklärt: Himmel ist das neue Leben mit Gott. Und Tomo denkt an die Samen, die er mit Tomo gesät hatte. Man denkt zu viel an den Tod, zu wenig an das neue Leben, das Leben mit Gott. Traurigkeit und Freude prägen das weitere Leben - auch mit Blick auf die gemeinsam gesäten Blumen.

 

Isabel Abedi und Miriam Cordes: Abschied von Opa Elefant. Eine Bilderbuchgeschichte über den Tod, Hamburg 2012 (Erstausgabe 2006)

"Es war..." - Elefantenkinder spielten, da kam der Elefantengroßvater, den sie sehr liebten, weil er ihnen Spiele und anderes beibrachte und Geschichten erzählen konnte. Er kam also und sagte, er wolle sich verabschieden, weil er auf dem Elefantenfriedhof sterben wolle. Die Kinder sprechen darüber, was mit dem Großvater geschehe: Er komme in den Himmel - manche kommen in die Hölle, man verwandelt sich in ein Gänseblümchen oder Schmetterling oder wird wieder Elefantenbaby oder man zerfällt zu Staub oder die Seele lebt ewig weiter. Dann soll der Großvater sagen, was er denkt. Er sagt, das sei ein Geheimnis und das Besondere ist, dass jeder den Tod für sich erleben muss. Er werde ihnen zwar keine Spiele mehr beibringen aber in besonderer Weise bei ihnen sein: in Träumen, in Gedanken, in Erinnerungen. Er drückt sie alle noch einmal und geht zum Elefantenfriedhof.

 

Anette Bley: Und was kommt nach tausend? Ravensburg 2005

Otto - der Opa? - und Lisa machen viel miteinander. Vor allem zählen sie: zwei für Notkekse, drei für drei Feste im Jahr usw. Die Zahlen sind einfach in uns Menschen drin und hören niemals auf. Otto hatte Lisa eine Menge erklärt, ihr eine Schleuder gebastelt, mit ihr Freudentänze aufgeführt. Otto ist Gärtner und Lisa ist immer bei ihm. Bevor Otto starb, fragte Lisa ihn, ob sie seinen Körper in die Bäume hängen sollen wie die Indianer. Er sagte: Nein, in die Erde legen, denn er sei Gärtner und es werden Blumen und Bäume aus ihm wachsen. Während der Beerdigung verhält sich Lisa so, wie es Otto gefallen hätte - aber das passt den ernsten Trauergästen gar nicht. Und sie fühlt sich allein, weil keiner sie versteht und Otto sie allein gelassen hat. Sie setzt sich mit Olga (die Mutter?) hin und fragt, warum Otto sie allein gelassen habe. Olga sagte: Mach die Augen zu und stelle dir eine Torte vor. Olga macht das und stellt sich eine Torte vor. Sie ist da, obwohl man sie nicht sehen kann. Genauso Otto. Er ist einfach in Lisa drin - wie die Zahlen und hört niemals auf.

 

Heike Saalfrank und Eva Goede: Abschied von der kleinen Raupe, Würzburg 1998

Ein Freundespaar, eine Schnecke und eine Raupe, erleben viele Abenteuer miteinander. Eines Tages verabschiedet sich die Raupe und sagt, irgendwie endet nun ihr Raupenleben. Am nächsten Tag findet die Schnecke ihren Freund nicht mehr und ist traurig.Sie geht zur weisen alten Schnecke und die erklärt ihr, dass die Raupe gestorben ist, das heißt für sie hat ein anderes Leben angefangen, sie ist an einem anderen, schönen, guten Ort. Die kleine Schnecke ist weiterhin traurig, doch der alte Schneck sagt: In deinen Gedanken, in der Erinnerung ist die Raupe bei dir. Aber die Schnecke hatte den Eindruck, dass der Raupenfreund nah ist - und man sieht auf dem Bild einen Schmetterling über dem Schneck. Dann wird erklärt, was mit der Raupe geschehen ist: Als Schmetterling zu leben ist viel schöner, als es sich die Raupe hatte vorstellen können.

 

Stian Hole: Annas Himmel, München 2014

Es ist eines der wenigen Bücher, die das Sterben einer Mutter - erlebt von einem ca. 10jährigen Mädchen - thematisiert. Das Buch besticht durch die Bilder - die Phantasiereise des Mädchens Anna mit dem Vater, dessen Mutter gerne mit Blumen und Tieren zu  tun hatte. Während die Glocken läuten, um zur Beerdigung zu gehen, geht Anna auf Gedanken-Reise und erinnert sich an das, was ihre Mutter gesagt hat (Sonnenblumen sind kleine Schwestern der Sonne). Eingeflochten werden auch Mini-Reflexionen: Heute regnen Nägel vom Himmel - "morgen sind es vielleicht Erdbeeren mit Honig". Eingeflochten werden ein paar rätselhafte Aussagen über Gott (Vergesslich wie Oma,  "warum kann er nicht eine Erfindung machen, mit der aus etwas Schlechtem etwas Gutes wird?" Alles habe zwei Seiten...). Und sie überlegt, was die Mama wohl macht, zum Beispiel in Gottes Garten gärtnern, Menschen besuchen, Bücher lesen in Gottes Bibliothek. Antworten gibt das Buch nicht. Die Mutter ist in Gottes Welt - Gott ist rätselhaft, aber real. Das Buch strahlt mit den Bildern, die viel entdecken lassen, Frieden und Leben aus.

 

 

Zusammenfassung der wesentlichen Aussagen:

Körper: Der Körper des verstorbenen Menschen vergeht. – Er geht über in Blumen. – Er geht in seine Nachkommen ein. Er ist überall da, wo man ihn sieht, allerdings in einer anderen Körperlichkeit.

 

Erinnerung: Der verstorbene Mensch lebt in der Erinnerung weiter, das, was er an guten Dingen gemacht hat, hilft seiner Familie und Freunden auch weiter, in dem, was der Verstorbene Gutes getan hat, geht er in die anderen Menschen ein.

 

Wahrnehmung: Der verstorbene Mensch wird gefühlsmäßig wahrgenommen (Lachen, Stimme, sein Bild wird im Inneren gesehen, Ermutigung wird erfahren), er wird mit den Orten verbunden, an denen man ihn erlebt hat.

 

Geborgenheit: Geborgenheit empfangen Trauernde bei lieben Menschen.

 

Weiterleben: Der verstorbene Mensch lebt an einem anderen Ort weiter.

Er / seine Seele / das, was wir an ihm liebten, lebt bei Gott, im Himmel.

Es geht ihm dort gut, darum brauchen wir auch nicht zu trauern.

Seine Liebe lebt weiter, er ist in unserer Vorstellung da. Er ist da, aber anders als wir denken.

 

 

Fazit:

Christliche Deutungen werden immer weiter zurückgedrängt mit Blick auf die psychologische Deutung. Es geht überwiegend nicht um die Frage: Wo ist der Verstorbene? Es geht um die Frage: Wo empfinde ich den Verstorbenen, was bleibt mir vom Verstorbenen? Ob diese Erklärung letztendlich befriedigend ist, wird sich herausstellen. Daran wird erkennbar, dass die Ich-Zentrierung des Menschen im Mittelpunkt steht. Es geht nicht mehr allein um den anderen Menschen, es geht darum, was er mir bedeutete und weiterhin bedeutet.

 

Die Botschaft, die mit Blick auf das eigene Sterben intendiert wird, ist nicht: Ich werde bei Gott weiterleben, sondern bleibe nur noch in Erinnerung der anderen. Und was ist, wenn die Menschen, die mich kannten, auch tot sind? Wenn die Erinnerung verblasst? Diese Frage ist insofern relevant, weil es bislang der Menschheit nicht allein um die Frage ging: Wie bewältige ich meine Trauer, sondern auch um die Frage: Was ist mit mir nach dem Sterben? Soweit ich sehe, hängen Trauer um den geliebten Menschen und das Erschrecken angesichts der eigenen Vergänglichkeit eng zusammen. Können wir wirklich das eine ohne das andere bewältigen wollen? Vielleicht in Kinderbüchern.

 

Mit anderen Worten: Aus christlicher Sicht ist das zu wenig Hilfestellung, die viele dieser Bücher bieten. Dass der Mensch nur in der Erinnerung lebt - kann vielleicht kurzfristig Trost geben. Denn: Was ist, wenn ich selbst sterbe? Dann ist der geliebte Mensch mit gestorben - und ich lebe auch nicht als Ich weiter, sondern ebenfalls nur, wenn es gut geht, in der Erinnerung eines anderen Menschen, bis er stirbt...

 

Christlicher Auferstehungsglaube hat mehr zu bieten: Der geliebte Mensch ist bei Gott - und wird es ewig sein - wie ich bei Gott sein werde. Ob es dazu auch einmal ein schönes und gutes Kinderbuch geben wird? An dieser Stelle seien allerdings hervorgehoben: Nie mehr Oma Lina Tag und: Pele und das neue Leben und: Annas Himmel.