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Anmerkungen:

Naturwissenschaft - Geschichtswissenschaft + Religion

 

Zu der Fragestellung siehe auch: http://www.evangelische-religion.de/beweis-wirklichkeit.html

 

1. Menschen sind Protagonisten von Naturwissenschaft und Religion. Und als solche agieren sie auch unterschiedlich.

 

Extreme Atheisten unter den Naturwissenschaftlern lehnen Gott ab - und - sagen wir mal - ganz Fromme sehen naturwissenschaftliche Erkenntnisse als Angriff gegen die Religion an. Dialog ist kaum möglich, nur Spott und Überheblichkeiten - auf diese Weise werden auch Dialoge vermieden.

 

Dazwischen gibt es eine Menge an Spielarten:

  • Naturwissenschaft und Religion haben unterschiedliche Themen, haben in der Gesellschaft unterschiedliche Funktionen, darum variieren auch die wissenschaftliche und religiöse Sprache; Naturwissenschaft basiert auf nachprüfbare Erkenntnisse - Religion auf individuelle und kollektive Erfahrungen, die nicht wissenschaftlich wiederholbar sind - entsprechend formuliert man auch auf den jeweiligen Ebenen ganz anders. Das bedeutet: beide haben nichts miteinander zu tun - keiner greift in die Wissenschaft des anderen ein.
  • Oder treffen sich Naturwissenschaft und Religion in der Sprache? So greifen Naturwissenschaften oft religiöse Sprache auf, um Beobachtungen zu formulieren: die Natur hat gemacht…; oder auch in den Naturwissenschaften ist nur wenig wirklich bewiesen (im landläufigen Sinn) - doch wie spricht Naturwissenschaft von unbewiesenen Vermutungen (z.B. dem Urknall) oder Beobachtungen, die man nicht so ohne weiteres Nichtwissenschaftlern zugängig machen kann (z.B. Atome…). Auch Naturwissenschaft lebt von Interpretation: Wie werden bestimmte Beobachtungen interpretiert? Urknall, Quantentheorie…
  • Können sich Naturwissenschaft und Religion auf dieser Ebene der Interpretationen miteinander unterhalten? Können sich beide über ihre Weltbilder miteinander unterhalten, deren Herkunft offenlegen, ihre Sprache bewusst verwenden? Aufgrund des atheistischen Drucks scheinen mir an dieser Stelle die christlichen Naturwissenschaftler weiter zu sein, weil sie sich rechtfertigen müssen - einmal ihren Glauben zum anderen ihren wissenschaftlichen Standpunkt. Andere scheinen sich ihrer Interpretationsmuster nicht sehr bewusst zu sein: Auch Naturwissenschaftler bewegen sich im Rahmen ihrer religiösen Kultur bzw. im Rahmen neu adaptierter Kulturen. So interpretieren sie ihre Beobachtungen in den jeweiligen Traditionen (Urknall: Es hat alles einen Beginn = jüdisch-christlich; oder: Unentwegtes Entstehen und Vergehen des Universums = hinduistisch-buddhistische Tradition - das ist mit dem atheistischen Weltbild wohl stärker kompatibel, weil es nicht von einem Schöpfergott ausgeht). So stellt sich nicht nur die Frage nach der Interpretation, sondern gar die nach der Beobachtung: Warum und wie beobachtet man seine Umgebung (damit die Frage: Warum hat gerade das jüdisch-christliche-griechische Weltbild die Naturwissenschaften zur Folge gehabt?).
  • Folge eines Miteinanders kann sein, dass man Aspekte der Naturwissenschaft im Licht des Glaubens besser versteht - und dass man Aspekte des Glaubens im Licht der Naturwissenschaft besser versteht. Denn: Naturwissenschaft wie Glaube gehören zum Alltag, zum Interpretationsrahmen des Menschen.
  • Interpretationen in Naturwissenschaften wie Glauben stehen nie ein für alle Mal fest. Als Mensch, als Individuum, macht man Wandlungen durch - nur Starrköpfe meinen, immer gleicher Meinung zu sein - auch im Zusammenhang seines Weltbildes.

 

Aufgabe: Welche Position entspricht Deinem Weltbild? Begründen!

 

 

Anmerkungen:

Der Mensch: Gefülltes Nichts

 

Oh, Mann, schon wieder! Da versucht einer mit viel Überlegungen herauszufinden, dass bei dem Schöpfungsakt kein Gott vorhanden sein kann, sondern versucht irgendwie zu beweisen, dass Nichts nicht Nichts war, aus dem dann alles hervorgegangen ist.

Was soll man dazu sagen? Seit Jahrzehnten versuchen Theologen der Welt darzustellen, dass wir Gott nicht als Lückenbüßer sehen können, das heißt, dass die Lücken, die die Wissenschaft lässt, nicht mit Gott gefüllt werden dürfen. Gott wird immer weiter in eine Nische zurückgedrängt, bis der Mensch eben stolz sagen kann: Da ist Gott nicht. Der Beweis, dass es Gott nicht gibt, treibt scheinbar so manchen Wissenschaftler an, intensiver zu forschen. Das ist echt ein Gotteswitz: Der nicht existierende Gott fördert die Wissenschaft immens.

Wissenschaft hat es weder so noch so um Gott zu gehen, sondern um Welterklärung in dem Sinn: Was ist beweisbar. Der Glaube ist Welterklärung in dem Sinn: Warum lebe ich? Wie lebe ich? Der Mensch fragt über sich und das Beweisbare hinaus. Das hilft den Menschen ja überhaupt nichts zu wissen, er hat Körper wie die Tiere, ist entstanden wie die Tiere, hat Triebe wie die Tiere - denn er spürt: Aber ich bin kein Tier! Ich gehe aufrecht, ich habe Verstand, ich kann reden, ich kann meine Triebe zügeln - ich bin nicht mein Hund, den ich füttern muss und mit dem ich Gassi gehe. Und dieses über sich Hinausfragen landet bei Gott.

 

Übrigens: Mancher kluge Wissenschaftler landet doch immer wieder an dem Punkt, an dem schon etwas da ist, aus dem etwas wird: Denn Nichts ist für ihn nicht Nichts. Indem man nun das Nichts einfach - mit hohen mathematischen Künsten - zu einem gefüllten Nichts umdefiniert - ist noch lange nicht die eigentliche Frage geklärt. Aber das macht "nichts". Freilich ist er auf dem richtigen Weg: Wir Menschen sind abhängig von unserer Sprache. Wenn wir Himmel sagen, denken wir Deutschen an den blauen Himmel über uns. Engländer wollen dann wissen, ob man sky meint (der Himmel, den man sieht) oder heaven (der Himmel als Ort Gottes). Sprache ist ein Schlüssel zum Verstehen und Nichtverstehen.

Christen glauben übrigens auch - seit Jesus Christus - dass Gott im notleidenden Menschen gegenwärtig ist. Hat der kluge Wissenschaftler schon einmal einen untersucht und kann wie der Pseudo-Gagarin ausrufen: "Ich habe im notleidenden Menschen keinen Gott gefunden!"? (Dem Astronauten Gagarin wurde die Aussage in den Mund gelegt: Er habe Gott im Weltall gesucht - aber nicht gefunden.)

Dass Gott nicht als Lückenbüßer eingesetzt wird, das ist kein neues Thema der Theologie. Jesus Christus hat Gott nicht als Lückenbüßer eingesetzt, sondern angesagt. Christen sagen Gott an - leben (wenn es gut geht) seinen Willen.

 

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Mensch und Affe

 

"Dass Frauen nach ihrer fruchtbaren Phase weiterleben, ist eine Eigenschaft, die es bei anderen Primaten nicht gibt. Und das ist auch insofern faszinierend zu wissen, dass die wissenschaftliche Richtung, die die Großmütter dafür verantwortlich macht, dass es Kultur gibt, dadurch unterstützt wird. Was selbstverständlich ist - aber rein rational durch diese Forschung unterstützt wird: Menschenfrauen sind damit nicht nur allein dazu da, Nachkommen zu bekommen, sondern sie sind als Mensch wertvoll, haben Würde.

Wie sehr wir Menschen uns von den Affen unterscheiden, das wird von der Forschung immer stärker herausgearbeitet. Bis dahin, dass wir kein Fell haben. Warum haben wir kein Fell? Damit unser Körper beim raschen Laufen und unser Hirn nicht überhitzen, müssen wir gut - und auch noch durch die besondere Art der Schweißdrüsen (ekkrine) geschützt - schwitzen.

Nackt und besonders gut schwitzend liefen wir aufrecht mit unseren unfruchtbaren aber lehrenden Großmüttern - ach ja, und Fleisch essend und miteinander redend und schwatzend - mit wachsenden Gehirnen durch das Paradies... ;-)

All das unterscheidet uns von den Affen. Freilich: Noch viel mehr. Die Schönheit der Frau mit stolzgeschwellter Brust, das Lächeln, das unsere vielen, vielen Gesichtsmuskeln erlauben... Woher kam das alles? Anthropologen wissen es noch nicht so richtig - Theologen ahnen es.

 

Bei all dem ist nur von Frauen die Rede. Hm, als Mann macht mich das doch sehr nachdenklich. Ach ja, warum leben wir Männer - anders als unsere lieben Schimpansen, Gorillas und natürlich die für viele in ihrem Sexualleben vorbildhaften Bonobos - in Freiheit monogam? Damit unsere Gene in unseren Kindern besser überleben, kein Rivale tötet sie, sie wachsen besser auf, weil Muttern sie nicht allein füttern muss, sie können sich beim Wachsen Zeit lassen, damit sich auch das große Hirn entwickeln kann. Und da wir doch sehr sozial lebende Wesen sind, gibt es weniger Streit um die Weibchen. Gehört es erst einmal einem Männchen, ist Ruhe im Laden, meistens - ach ja, auch darum, weil wir nicht die anderen Männchen von unserer Weibchenherde ständig vertreiben müssen. Das wäre zu anstrengend. Wir sind also als Männchen bequeme Paschas – aber schlauer als die brünftigen Hirsche, die sich rammdösig kämpfen. Die Feministinnen unter uns haben das schon immer gewusst.

Ich schrieb: "in Freiheit monogam" - ein weiteres Kennzeichen des Menschen: Er ist nicht instinkt-monogam, sondern hat die Freiheit, Verantwortung zu tragen. Und er kann lieben. Und er kann so frei sein, dass er über sich hinaus sehen und glauben kann. Wow, der Mensch!

 

All diese Faktoren tragen dazu bei, dass wir Ressourcen frei haben, um technisch und kreativ tätig zu sein. Kultur lautet das Stichwort. Großeltern können von ihrem Leben erzählen, damit das kleine Gehirn besser wächst, können ihre Erfahrungen weitergeben - und inzwischen sogar die Erfahrungen anderer, indem sie Bücher vorlesen. Mama und Papa können ihre Aufgaben mit anderen Teilen, nicht jeder muss alles machen, sondern jeder trägt das Seine dazu bei, dass das Gemeinwesen funktioniert, so haben auch sie mehr Zeit für die Kinder und für Kontaktpflege und dem kreativen Nachgehen von Künsten.

Natürlich leben wir in einer Zeit, in der so mancher davon träumt, all das anders ordnen zu müssen. Auch das ist eine Besonderheit des Menschen: Er hat die Freiheit zu meinen, alles besser zu machen - aber kehrt dann doch wieder reumütig zurück. Man denke nur an die Kibbuzim in Israel und die Sowjetunion und andere neumodische Gesellschaftssysteme. Oder an die Gesellschaften, die geprägt sind vom Beziehungschaos. Oder an Gesellschaften, die den Menschen gesetzlich versklaven, um ihn in bestimmte Richtungen zu erziehen.

 

Was ich über den Menschen gesagt habe, ich darf ja nicht verallgemeinern, gilt natürlich nicht für diejenigen, die sich in diesen Worten so gar nicht wiedererkennen. Sagen wir: Schimpansen, Gorilla- und Bonobo-Menschen.